Allan - Die Suche nach dem Ich (Band 2) (German Edition)
handelte. Ihre unverkennbare Stimme würde er unter Hunderten erkennen. Dann hörte er, wie sie etwas in einer ihm unbekannten Sprache sagte. In dem Tempel erschienen leuchtende, grüne Blitze, welche den gesamten Raum erhellten. Das Flackern wurde so hell, dass sie allesamt nicht mehr aus den Augen schauen konnten. Es schien eine halbe Ewigkeit anzudauern. Dann verschwand das Licht ... und mit ihm die Moags. Der Tempel war leer. Nur die drei Menschen und die vermeintliche Hexe blieben zurück. Allans Betäubung ließ nach, langsam erhob er sich. Sein Kopf dröhnte, sein Körper zitterte, er konnte sich kaum auf den Beinen halten. Doch spürte er, dass durch Nomas Worte auch seine Wunden am Rücken verschlossen worden waren. Er drehte sich zu ihr, die ihn entgeistert anblickte.
»Danke, No ...«
»Sei still!«, faucht sie ihn an. Alle zuckten erschrocken zusammen, verstanden anscheinend nicht, warum sie so außer sich war. »Ich hatte euch gewarnt. Ich hatte euch gesagt, dass ihr die Heimreise antreten sollt. Und was macht ihr? Ihr ...«
»Es ging um meine Tochter!«, brüllte Hone beinahe. Nun schraken die anderen erneut zurück, weil sie ihn so nicht kannten. Doch Allan verstand seine Reaktion. Er hatte einfach unfassbare Angst um sein Kind, welches von diesem Fremden entführt wurde - und er wusste nicht, wo er hingeritten war.
»Meine kleine Giya wurde entführt und ich werde sie vermutlich nie wieder zurückbekommen.« Hone brach schluchzend zusammen, kauerte auf dem Boden, hielt sich den Kopf. Sinalia ließ sich zu ihm nieder, um ihn zu trösten, doch er stieß sie zurück. Sie sollte ihn in Ruhe lassen.
Nomas Blick wanderte zu Allan, wartete anscheinend auf eine Erklärung.
»Du hast ihn gehört, Noma. Es geht um seine Tochter.«
Sie wollte antworten, doch dann verstummte sie. Nach einiger Zeit setze sie erneut zu einer Antwort an.
»Woher kennst du meinen Namen?«
»Ich ...« Er sah, wie Sinalia ihn fragend anblickte. Sie schien genauso wissen zu wollen, woher er ihren Namen kannte. »Ich komme aus einem Land namens Tylonia. Dort kenne ich Menschen. Sinalia.« Sie machte große Augen. »Korin, Nia und auch dich, Noma. Es gibt euch zwei Mal.«
Nach anfänglicher Erstarrung brach Noma in schallendes Gelächter aus. »Das ist nicht dein Ernst?«
»Doch ist es«, erwiderte er wütend. Ihr Lachen verhallte. Allan war aufgebracht. Seine Geschichte klang phantastisch und an den Haaren herbeigezogen, das wusste er, aber es war die Wahrheit. Er konnte es auf den Tod nicht ausstehen, wenn er ausgelacht wurde. Das hatte er zwanzig Jahre im Piron-Wald erleben müssen, jedoch ließ er sich das nun nicht mehr bieten. »Woher soll ich sonst Euren Namen kennen. Ich kann nicht hellsehen.«
»Nun gut«, entgegnete sie leise. »Ich glaube dir. Doch erkläre mir eins: Was führt dich nach Hervania?«
»Hervania?«, fragte er nach.
»Das Land, in dem du dich befindest. Hervania.«
Endlich wusste Allan, wo er sich befand: in einem anderen Land namens Heravina.
»Ich bin auf der Suche nach einem Freund und mein Pferd wurde gestohlen. Ich glaube es war der Mann, der Giya mit sich genommen hat.«
»Meine Tochter ist bei einem Mann?« Hone erhob sich langsam. Er schien sich beruhigt zu haben.
»Ja. Der Moag hat sie an ihn weitergegeben und er ist mit ihr davon geritten - auf meinem Pferd.«
»Wo ritt er hin?«, wollte er wissen.
»Gen Süden.«
»Dann müssen wir nach Süden.« Hone war dabei, den Tempel zu verlassen, als Noma einschritt.
»Was habt ihr vor? Ihr habt es jetzt schon nicht geschafft, das Mädchen zu retten. Dieser Mann, von dem du sprachst, ist gefährlich. Er ist für meine Entstellung verantwortlich und er trägt eine Maske bei sich, die unheimliche, gar bösartige Kräfte besitzt.«
Dieser Maskenträger war für Nomas Entstellung verantwortlich? Das hieße ja, dass dieser Mann auch Allans Doppelgänger war. Aus drei wurden vier Fliegen mit einer Klatsche.
»Meinst du diese weiße?«, wollte er wissen.
»Ja. Noch ist sie weiß. Doch je länger er sie trägt und je boshafter seine Energien werden, desto dunkler wird die Maske. Bis sie irgendwann schwarz und alles ... dem Ende geweiht ist.«
»Was hat es mit dieser Maske auf sich?«, fragte Sinalia. »Ich meine: Warum trägt dieser Mann dieses Ding?«
»Um unverwundbar ... und böse zu werden. Dank ihrer Hilfe wird er alles an sich reißen und die Welt in die Sklaverei verbannen können.«
»Das wäre ja schrecklich«, stöhnte Sinalia
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