Allan - Die Suche nach dem Ich (Band 2) (German Edition)
entfernten sich ein wenig von Hone, damit er nichts von ihrem Gespräch mitbekam.
»Hone hat hier bei Ausgrabungen geholfen. Sie hatten das Grab des Meros entdeckt.«
»Das Grab des Meros?«, wiederholte er fragend. »Davon habe ich noch nie etwas gehört.«
»Meros war vor vielen Jahrhunderten der Meeresgott, welcher die Gestalt eines Menschen angenommen hatte, um bei seiner großen Liebe Veoleta sein zu können. Damit hatte er die Gesetze der Götter missachtet und war hingerichtet worden. Und hier, in diesem Canyon, ward sein Grab gefunden. Es war der Jahrhundertfund. Sein Sarkophag war dorthin gebracht worden, wo er herkam: in die Bucht von Bluabon.«
»Und was war dann geschehen?« Allan wusste nicht, ob er überhaupt über die Geschehnisse von damals aufgeklärt werden mochte, doch wollte er erfahren, was Hone hier widerfahren war.
»Durch ihre Ausgrabung haben die Männer ein uraltes Höllenwesen den Weg auf die Erde offenbart. Zonya el´ Drakonis. Ein widerwertiges Monstrum, mehr hatte Hone uns nicht erzählt. Sie haben es in die Unterwelt verbannen können, dabei war jedoch die Hälfte der Mannschaft ums Leben gekommen. Seitdem wechselt Hone immer das Thema, wenn das Gespräch auf den Canyon hinausläuft.«
»Ich verstehe. Also befürchtet er, dass dieses Wesen wieder auftauchen könnte?«
»Ja, oder irgendein anderes Ungetüm. Ich weiß es nicht. Aber wir sollten darauf achten, dass er nicht paranoid wird.«
»Stopp!«
Allan und Sinalia liefen gegen Hone, der die Hände gehoben hatte, als wäre er bei einer Missetat ertappt worden.
»Was ist los?«, wollte Allan wissen.
»Irgendetwas stimmt hier nicht.«
»Wie kommst du darauf?«, fragte Sinalia nach.
»Ich habe so ein Gefühl.«
»Also, mir kommt hier nichts verdächtig vor«, entgegnete Allan. »Wir sollten weitergehen.«
Er wollte an Hone vorbeigehen, doch dieser hielt den Arm vor seine Brust, um ihn aufzuhalten. Was hatte er nur? Dass es ihm unangenehm war, diesen Canyon zu betreten, konnte er durchaus verstehen - nach dem, was hier geschehen war. Aber deswegen brauchte er nicht durchzudrehen. Er wurde paranoid, wie Sinalia es schon befürchtet hatte.
»Wir gehen nirgendwo hin!«, erwiderte Hone mit zittriger Stimme.
»Aber Hone ... Was ist mit Giya?« Sinalia klang besorgt. Sie wollte ihre Schwester retten, doch wollte sie mit Sicherheit nicht ihren Ziehvater in den Wahnsinn treiben. Sie stand zwischen zwei Stühlen.
»Ich weiß ... Giya ... meine liebe Giya. Ich muss sie retten.« Hone preschte los. Er schien mehr als konfus zu sein. Erst wollte er nicht weitergehen, aus Angst, Zonya el´ Drakonis oder irgendein anderes Höllenwesen würde hier auftauchen. Und dann stürmte er auf einmal los, als wäre er von einem Bienenschwarm gestochen worden. Allan und Sinalia hatten Mühe, hinter ihm herzukommen.
»Giya! Giya!«, rief er in sie Schlucht hinein. Er lief kreuz und quer, von einem Berghang zum nächsten, immer wieder in die Felsspalten blickend. Hier würde nichts geschehen, dachte sich Allan. Sie würden seine Tochter finden und keinem Zonya el´ Drakonis oder sonst irgendeinem Wesen begegnen. Da begann plötzlich die Erde zu beben. Mit einem gewaltigen Ruck riss er die drei von den Beinen. Sie hatten Mühe, sich wieder aufzurichten und vor allem aufrecht zu bleiben. Die Erschütterung wurde schlimmer und ließ sie erneut zu Boden stürzen.
»Wir sollten hier schleunigst verschwinden«, rief Hone.
»Aber was ist mit Giya?«, fragte Sinalia.
»Ich weiß! Doch wenn Zonya el´ Drakonis wieder auftaucht, werden wir sie sowieso nicht mehr retten können. Dann sind wir dem Ende geweiht.«
»So darfst du nicht denken«, warf Allan ein. »Dieses Wesen taucht hier bestimmt nicht auf. Ihr habt es damals in die Hölle verbannt. Wie sollte es denn auf die Erdoberfläche zurückkehren können?«
»Einem Höllenwesen ist alles möglich.« Hone machte einen Schritt rückwärts und wollte den Canyon scheinbar verlassen, als das Beben nachließ und nicht wieder einsetzte.
»Kommt!«, sagte Sinalia. »Lasst uns schnell weiter.« Sie und Allan gingen voran, während Hone weiterhin zögerlich blieb. Jedoch würde ihm nichts anderes übrigbleiben als seine Angst diesem Wesen gegenüber abzuschütteln, wenn er seine Tochter retten wollte. Das sah er wohl auch ein, denn er folgte den beiden. Sie drangen immer tiefer in diese Schlucht ein. Zeit und Raum schien es nicht mehr zu geben, schließlich hatte die Sonne dieselbe Position am Himmel wie zu
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