Allan - Die Suche nach dem Ich (Band 2) (German Edition)
hatte, öffnete sich die Zellentür und ein abgrundtief hässliches und furchteinflößendes Wesen ging auf den Jungen zu, der sie soeben noch gewarnt hatte. Es war ein Moag, jene Wesen, welche schon seit geraumer Zeit nach Okrai kamen. Niemand hatte bisher gewusst, was sie dort zu suchen hatten, aber nun hatte sie eine Antwort: Sie hatten Kinder gesucht - wofür auch immer. Der Moag packte den Jungen am Arm, der sich vehement wehrte. Er schlug und trat um sich, bespuckte das Wesen, doch ließ es sich davon nicht beeindrucken. Es schleifte ihn mit sich, schloss die Zellentür und verschwand mit ihm in der Dunkelheit. Die beiden Mädchen begannen zu weinen, die Jungs verkrochen sich immer mehr in den Ecken des Käfigs. Giya zitterte am ganzen Leibe. Sie hatte fürchterliche Angst, welche sie in ihrem gesamten Leben noch nicht verspürt hatte. Was wollten diese Wesen nur von ihnen, von unschuldigen, kleinen Kindern? Was auch immer es war: Es würde ihnen keine Freude bereiten ... Es würde ihr Ende bedeuten.
Sie schloss die Augen und murmelte etwas in sich hinein: »Papi ...«
Sie sollten nicht mehr weit von dem Incwana-Canyon entfernt sein - zumindest hatte das Hone behauptet. Allan wusste nicht, ob sie sich auf sein Beurteilungsvermögen verlassen konnten, doch blieb ihnen nichts anders übrig. Er kannte sich in diesen Gefilden nicht aus und ohne ihn wäre er verloren. Also vertraute er ihm und sie begaben sich weiter in Richtung Süden.
Die Dämmerung setzte ein, jedoch glaubte Allan, dass es hier, in Heravina, länger dauerte, bis es dunkel wurde. Die Sonne ging nur langsam unter. Plötzlich erkannte er einen großen Schatten am Horizont, welcher sich auf sie zubewegte. Er sah, wie Sinalia die Augen zusammenkniff. Sie hatte diesen Schemen scheinbar auch entdeckt und versuchte wahrscheinlich zu erkennen, was dahintersteckte. Hone dagegen wirkte abwesend. Sein Blick war starr. Er schien in Gedanken versunken. Diese Silhouette kam näher und Allan erkannte, dass es nicht nur ein, sondern mehrere Schatten waren. Eine Gruppe Menschen kam auf sie zu. Scheinbar waren sie auf der Flucht. Sie hetzten voran, viele von ihnen weinten, andere wiederum hatten Ähnlichkeit mit Hone: Sie schienen wir erstarrt zu sein und nahmen die drei Fremden anscheinend nicht wahr. Vielleicht könnten sie ihnen sagen, wo sie Giya finden würden. Also fragte Allan in die Gruppe herein: »Was ist passiert? Warum seid ihr so aufgebracht?«
»Sie haben unsere Kinder«, erwiderte eine junge Frau. Sie schien völlig durch den Wind. »Wir konnten sie nicht retten. Sie sind verloren.«
»Eure Kinder?« Hone wurde hellhörig. »Wer hat sie?«
»Die Moags«, entgegnete ein Mann mittleren Alters. Er hatte viele Wunden davongetragen. Sein Hemd war zerrissen und blutverschmiert. War er in ein Gefecht mit diesen Wesen geraten? Ein Wunder, dass er überhaupt noch lebte.
»Die Moags?«, fragte Sinalia mit aufgerissenen Augen nach. »Sie haben meine Schwester. Wo sind sie?«
»Ein paar tausend Schritte von hier entfernt gibt es einen Tempel«, antwortete die Frau. »In ihm sind die Kinder gefangen. Doch spart euch die Mühe. Sie sind längst verwandelt. Sie sind verloren.« Sie brach in Tränen aus, konnte ihre Fassung kaum bewahren.
»Wie meint ihr das: Sie sind verwandelt worden?«, hakte Sinalia nach, jedoch bekam sie keine Antwort. Die Flüchtlinge gingen weiter, ohne noch ein Wort über das, was geschehen war, zu verlieren.
»Wir müssen uns beeilen«, hetzte Allan, »sonst ist es zu spät.« Er begann zu laufen, Sinalia und Hone folgten ihm.
Sie gelangten aus den saftigen Gräsern hinaus und kamen unmittelbar danach in eine Schlucht, welche im ersten Moment nicht sonderlich groß wirkte. Doch bei genauerer Betrachtung bemerkte Allan Felsspalten, die scheinbar in verschlungene Labyrinthe führten. Durch die Schwärze hindurch konnte er Abzweigungen erkennen, die sie vermutlich tiefer in diese Schlucht führen würden. Hone ging jedoch mit ihm und Sinalia geradewegs an den Spalten vorbei. Er wirkte, als würde er von etwas Magischem angezogen werden ... als würde ihm eine unsichtbare Macht den richtigen Weg offenbaren. Nervös blickte er sich um, reagierte auf jeden Windhauch, der ihn streifte, hielt immer wieder an, um seine Umgebung zu beäugen.
»Was hat er nur?«, fragte Allan Sinalia leise.
»Vor ein paar Jahren hat er hier einige seiner Kollegen verloren.«
»Einige seiner Kollegen? Was ist passiert?«
Sie wurden langsamer und
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