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Allan - Die Suche nach dem Ich (Band 2) (German Edition)

Allan - Die Suche nach dem Ich (Band 2) (German Edition)

Titel: Allan - Die Suche nach dem Ich (Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Lobe
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einen Weg die Haut entlang. Von seinem Schädel, der auf dem Kopf stand, war nicht mehr übriggeblieben als eine zerschlagene Masse Brei. Kinn und Mund waren dort, wo die Stirn hätte sein sollen, und die Augen anstelle des Mundes. Beides war weit aufgerissen, als hätte er Schreckhaftes erlebt - was ihm vielleicht das Leben gekostet hatte.
    Allan packte Sinalias Arm, doch hatte er Mühe, sie von dem Felsen loszubekommen. Der Geist wollte scheinbar nicht zulassen, dass sie sich von Ort und Stelle bewegte. Allan griff nach der Geisterhand und konnte sie widererwartend von Sinalias losreißen. Der Tote begann zu schreien, wobei sich seine Fratze noch grässlicher verzehrte. Doch dadurch ließen sich die beiden nicht beirren. Sie liefen los als wäre der Teufel hinter ihnen her - irgendwohin, ohne sich umzudrehen. Das brauchten sie auch gar nicht, wenn sie den Geist hätten sehen wollen, denn aus sämtlichen Felsspalten tauchten weitere auf. Sie hatten ebenso entstellte Fratzen, welche sie mordlüstern angafften.
    »Was ist nur mit ihnen geschehen?«, fragte Sinalia außer Atem.
    »Viel mehr ist die Frage, was sie von uns wollen.«
    Sie liefen um ihr Leben, doch wussten sie nicht wohin. Um nach der Karte zu schauen blieb keine Zeit. Sie mussten schleunigst zusehen, hier wegzukommen. Aber ohne einen Blick auf die Karte, wusste Allan nicht, wohin sie sollten? Der Gedanke daran verflüchtigte sich, als der Plan des Gebirges aus seiner Hosentasche fiel und weggeweht wurde. Er wollte sich umdrehen, um sie zu holen, da zog ihn Sinalia, die scheinbar immer größere Schmerzen erlitt, weiter. Sie liefen ... und liefen ... und liefen, ohne ein Ziel vor Augen und ohne zu wissen, wohin sie sich überhaupt bewegten. Ein Blick nach hinten verriet ihnen, dass die Geister ihnen dicht auf den Fersen waren. Es waren mehrere Dutzend, die ihnen folgten - wieso auch immer. Als sie hinter eine Ecke bogen und für kurze Zeit außer Sicht waren, sah Allan nur eine Möglichkeit diesen Toten zu entkommen: Sie müssten sich in einem Felsspalt verstecken. Er zog Sinalia mit sich in einen hinein, ohne daran zu denken, dass hier ebenso ein Geist auf sie lauern könnte. Doch nun war es zu spät. Sie hatten sich versteckt und saßen in der Falle, sofern die Toten nicht bald verschwinden würden.
    Sinalia lehnte sich an den Felsen, schloss die Augen und atmete tief durch. Die Schmerzen schienen nachgelassen zu haben. Er hätte sie gerne gefragt, wie es ihr ging, doch wollte er nicht riskieren, von den Geistern entdeckt zu werden. Seine Aufmerksamkeit musste warten - obwohl seine Freundin sie mehr als verdient hatte.
     
    In diesem Gebirge konnten Tag und Nacht kaum auseinandergehalten werden. Es schien heller zu werden, doch lichtete sich der tiefhängende Nebel keinesfalls. Er kroch zu Allan und Sinalia in den Felsspalt und nahm ihnen die Sicht. Jedoch kam noch etwas anderes hinzu. Er beinhaltete anscheinend einen ihre Schleimhäute reizenden Stoff, welcher ihnen die Tränen in den Augen aufsteigen ließ. Es war in diesem Spalt nicht mehr auszuhalten. Allan griff blind nach der Hand seiner Freundin und zog sie mit sich hinaus. Dort begannen sie zu husten und zu prusten. Es fühlte sich an, als würden sich Staubkörner in seine Lunge graben, welche ihn am Atmen hinderten. Nachdem er sich ausgehustet hatte, schaute er nach Sinalia. Sie saß zusammengesunken auf dem Boden und ließ den Kopf hängen. Scheinbar war sie sehr erschöpft - ihm erging es nicht anders. Er ließ sich zu ihr nieder.
    »Alles in Ordnung, Sinalia?«
    Sie atmete schwer, er glaubte, sie würde ersticken. Doch dann blickte sie auf und sah ihn mit müden Augen an.
    »Ja, Allan. Soweit ist alles gut. Ich bin nur so geschafft.«
    »So geht es mir auch. Wie gerne würde ich mich jetzt in ein wohliges Bett legen.«
    Sie seufzte. »Hör´ bloß auf mit deinen Tagträumen.« Sie lächelte ihn an. Er liebte ihr Lächeln. Es war das ehrlichste und liebreizendste, das er je gesehen hatte. Ihr hübsches Gesicht brachte ihn dazu, sich ihr zu nähern. Da kam ihm plötzlich ein ganz anderer Gedanke, der ihn erneut von Sinalia ablenkte.
    »Die Karte!«
    Er lief in die Richtung, aus der sie gekommen waren, ohne über mögliche Folgen nachzudenken. Aber das tat er allzu gerne, ohne dass es ihm bewusst war.
    »Allan! Wo willst du hin?«, rief Sinalia ihm hinterher und folgte ihm, als er nicht reagierte.
    Die Geister lauerten mit Sicherheit immer noch auf sie, doch ohne die Karte würden sie niemals

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