Allan - Die Suche nach dem Ich (Band 2) (German Edition)
Spuren von Erde. Hatte sie sich etwa aus ihrem Grab herausgegraben?
»Was machst du denn hier?«, fragte er fassungslos. »Du warst doch ...«
»Tod. Ja. Aber nach dem Tod des Maskenträgers verschwand der Fluch von mir und mein Herz begann wieder zu schlagen.«
Allan war sprachlos. Vor wenigen Tagen hatte er ihr eine Ruhestätte angefertigt und nun stand sie lebendig vor ihm.
»Deswegen wolltest du nicht verbrannt werden«, entgegnete Allan. »Damit deine Seele in deinen Körper zurückkehren könnte.«
Noma nickte. »Ohne Körper wäre meine Seele weiterhin im Jenseits gefangen geblieben und ich hätte nicht ins Diesseits zurückkommen können.«
»Wollen wir uns nicht setzen?«, fragte er mit einem Wink in Richtung Küche.
»Gerne. Ich bin wirklich erschöpft. Mein Körper hat sich noch nicht ganz an das Leben wieder gewöhnt und ich war lange unterwegs, um hierher zu kommen.«
Nia bereitete beiden einen Tee zu und ließ sie alleine. Allan war darüber sehr dankbar, denn er sah in ihren Augen, dass sie immer noch Fragen an ihn hatte. Doch Noma rettete ihn vor ihrem Redeschwall.
»Was ist nach meinem Tod passiert?«, wollte Noma wissen. Allan erzählte ihr von der Bucht in Bluabon, dem Treffen mit Igo´ Rabtoris und seinem Zwillingsbruder, dem Tod Igos´ und Sinalias und von Pestis.
»Also war dein Doppelgänger dein Bruder?« Sie machte große Augen, konnte es scheinbar genauso wenig glauben wie er selbst. Allan nickte nur. »Was haben die Götter sich dabei nur gedacht?«
»Aber anscheinend hatten sie recht damit, dass ein Zwilling böse ist.«
»Allan, ich denke die Kraft der Maske hat Nalla zu diesem Monstrum gemacht.«
»Meinst du nicht, dass ein Mensch schon etwas Böses in sich haben muss, damit die Maske so etwas aus ihm machen kann?«
»Ich weiß es nicht. Das fragst du am besten den Maskenhändler. Er wartet auf dich.«
»Woher weißt du davon?«
»Ich weiß so Einiges.« Noma zwinkerte ihm zu.
»Was hat es eigentlich mit diesem Pestis auf sich?«
»Pestis«, diesen Namen betonte sie auf sonderbare Weise, als würde sie ihrer Erklärung eine gewisse Note geben wollen, »ist eine Ausgeburt der Hölle.«
»Wie Zonya el´ Drakonis?«
»Viel schlimmer. Er steht direkt unter dem Pantoffel des Teufels. Niederträchtige Kreaturen wie Nalla holt er sich, um sie seinem Herrn zum Fraß vorzuwerfen.«
»Zum Fraß?« Allan widerte der Gedanke an. Doch zugleich war er auch faszinierend. Dabei kam eine weitere Frage in ihm auf. »Wieso hat er sich nicht Zonya oder Igo´ Rabtoris geholt?«
»Er ist da sehr wählerisch.«
»Das ist nicht dein Ernst?«
»Frag´ mich nicht. Ich habe den Teufel noch nicht kennengelernt.«
Sie lachten. Allans Mund verkrampfte. Lange hatte er nicht mehr gelacht, er hatte beinahe vergessen, wie es sich anfühlte. Auf einmal verstummte sein Lachen. Der Gedanke an Sinalia schlich sich in seinen Kopf.
»Noma ... Kann ich dich was fragen?«
»Natürlich. Was immer dich bedrückt.«
»Ist es möglich ... Sinalia ... noch mal ...« Er schwieg, konnte diese Frage nicht stellen. Doch Noma schien zu ahnen, was er wissen wollte.
»Zum Leben erwecken?«
Allan nickte bedrückt.
»Da muss ich dich leider enttäuschen«, antwortete sie schwermütig. »Das kann ich nicht. Meine Macht ist nicht so groß, wie viele denken. Ich kann ein Lebewesen nur einmal ins Leben zurückholen.
»Ist nicht so schlimm. Hätte ja sein können.« Es war schlimm für Allan. In ihm stiegen die Tränen hoch und die Bilder von Igo´ Rabtoris, wie er Sinalia die Kehle durchschnitt ... Sie würden ihn für den Rest seines Lebens verfolgen, er würde sie niemals abschütteln können. Seinen Kopf ließ er auf den Tisch sinken und begann zu weinen. Er schämte sich noch nicht einmal für seine Gefühle. Er wusste, dass Noma das verstand. Plötzlich fühlte er etwas auf seinem Hinterkopf. Die Hand der Hexe hatte sich auf ihn gelegt und streichelte ihm langsam durch das Haar, um ihn zu trösten. Es tat ihm gut. Dieses Gefühl, welches sie in ihm hervorrief, ließ den Schmerz in seinem Herzen ein wenig abklingen. Er war froh, dass sie bei ihm war.
Epilog
Noch lange hatten Allan und Noma in der Küche der Gaststätte verbracht. Dementsprechend spät stand er an diesem Tag auf, da er erst mitten in der Nacht zu Bett gegangen war. Noma hatte schon, bevor er sich schlafen gelegt hatte, Okrai verlassen und war zurück in ihren Wald gekehrt. In der Taverne gönnte er sich noch ein Frühstück, welches aus
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