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Allan Quatermain

Allan Quatermain

Titel: Allan Quatermain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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gewesen, von dem jedoch nicht eine Spur mehr zu sehen war, obwohl es wahrscheinlich ist, daß seine Ruinen unter dem Hügel verborgen sind.
    Fort! Verschüttet und verweht! Der Weg, den alles dereinst gehen muß. Wie die vornehmen Herren und Damen, die einst in ihren Mauern lebten, so hatten auch diese Städte ihre Blüte erlebt, und nun sind sie verfallen wie Babylon und Ninive, und wie es auch London und Paris einst sein werden. Nichts auf der Welt ist für immer von Bestand. Das ist ein unauslöschliches Gesetz. Männer und Frauen, Königreiche und stolze Städte, Herrschaftshäuser, Fürstentümer und Weltreiche, Berge, Flüsse und unendlich tiefe Seen, Welten, ja Universen, sie alle haben ihre Blütezeit, und sie alle müssen einst untergehen. In einem Ort wie diesem, verfallen, ausgestorben und vergessen, da kann ein religiöser Mensch ein Symbol des universellen Schicksals erkennen. Denn in diesem unseren System, da ist kein Platz für Stillstand – nichts und niemand kann auf dem Wege verweilen und den Gang der Dinge aufhalten; weder die Aufwärtsbewegung der Dinge, zum Leben hin, noch den Fall der Dinge, abwärts, zum Tode hin. Die Fügung, dieser gestrenge Herr, sie bewegt uns und alle Dinge weiter, unaufhaltsam weiter, bergan und bergab und geradeaus; es gibt keine Rast für die müden Beine, bis uns zu guter Letzt der Schlund verschluckt und wir von den Gestaden des Vergänglichen hinabgerissen werden in die unendliche See des Ewigen.
    In Charra kam es zwischen uns und dem Anführer der Träger, die wir bis dorthin gemietet hatten, zu einem heftigen Streit. Er wollte uns einen erheblichen Extralohn abpressen. Im Verlaufe dieses Streites drohte er uns damit, uns die Masai – später mehr von ihnen – auf den Hals zu hetzen. In derselben Nacht lief er gemeinsam mit allen Trägern, die wir gemietet hatten, davon und nahm den größten Teil der Waren mit, die wir in seine Obhut gegeben hatten. Zu unserem Glück hatten sie jedoch unsere Gewehre, die Munition und unsere persönliche Habe an Ort und Stelle gelassen; nicht aus Freundlichkeit, sondern einfach weil sich die Waffen in der Obhut der fünf Wakwafi befunden hatten. Nach diesem Zwischenfall war es klar für uns, daß wir von Karawanen und Trägern ein für allemal genug hatten. Es gab auch in der Tat wirklich nicht mehr viel, was noch den Aufwand einer Karawane gerechtfertigt hätte. Wie sollte es nun weitergehen?
    Es war Good, der schließlich auf die Lösung des Problems kam. »Hier ist doch Wasser«, sagte er und deutete auf den Tanafluß, »und erst gestern noch sah ich eine Gruppe von Eingeborenen, die mit Kanus Flußpferde jagte. Wenn ich richtig verstanden habe, dann liegt Mr. Mackenzies Missionsstation doch am Ufer des Tana. Warum nehmen wir nicht einfach Kanus und paddeln flußaufwärts bis zu der Station?«
    Es braucht wohl nicht sonderlich erwähnt zu werden, daß dieser brillante Vorschlag mit großem Beifall aufgenommen wurde. Ich machte mich unverzüglich auf den Weg, passende Kanus von den in der Umgebung lebenden Eingeborenen zu kaufen. Innerhalb von drei Tagen gelang es mir, zwei große Kanus zu erwerben; beide waren aus je einem einzigen Stamm leichten Holzes gefertigt, den man ausgehöhlt hatte, und jedes der beiden Kanus vermochte sechs Personen mitsamt Gepäck zu tragen. Die beiden Boote kosteten uns nahezu unsere gesamte restliche Habe, bestehend aus Tuchen und diversen anderen Waren.
    Am Tag darauf fuhren wir los. Im ersten Kanu befanden sich Good, Sir Henry und drei unserer Wakwafi-Begleiter; im zweiten ich, Umslopogaas und die beiden anderen Wakwafi. Da wir stromaufwärts fahren mußten, waren wir gezwungen, in jedem Kanu mit vier Paddeln zu arbeiten. Das bedeutete, daß wir alle, mit Ausnahme von Good, wie Galeerensklaven rudern mußten. Es war fürchterlich anstrengend. Ich sage, mit Ausnahme von Good, denn kaum hatte er seinen Fuß ins Boot gesetzt, war er in seinem Element und übernahm das Kommando über die Gruppe. Er ließ uns ordentlich schuften. An Land ist Good ein gutherziger, jovialer Mensch, hat immer einen Scherz parat; in einem Boot jedoch war Good, wie wir nur allzu bald zu unserem Verdruß feststellen mußten, ein wahrer Dämon. Der erste Grund war natürlich: er wußte alles, was mit Schiffen zusammenhing, und wir wußten nichts. Welches nautische Problem auch auftauchte: von der Torpedoausrüstung eines Kriegsschiffes bis zur bestmöglichen Art, ein afrikanisches Kanu zu manövrieren, Good war eine

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