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Alle Familien sind verkorkst

Alle Familien sind verkorkst

Titel: Alle Familien sind verkorkst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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sind vergangen, ich wohne in Vancouver, drei erwachsene Kinder [Sarah ist oft in den Nachrichten, du hast sie bestimmt schon mal gesehen], und Ted ist fort. Ja, das große »S«, er ist mit irgendeinem jungen Ding abgehauen. Etwas plötzlich, aber ...
     
    Zu schnell zu vertraulich. Wie wär's mit:
     
    Liebe Dorothy,
    Janet Truro (Drummond) hier. Überraschung! Durch das Internet ist so vieles anders geworden. Wie geht es dir? Ich glaube, wir haben uns nicht mehr gesehen, seit - wann? Das letzte Mal hab ich dich 1963 bei den Loblaws in Toronto getroffen - ist das wirklich schon so lange her?
     
    Nein. Zu langweilig. Dann fiel Janet ein, wie Dorothy einen Blick in Sarahs Buggy geworfen, ihren handlosen Arm gesehen und überstürzt die Flucht ergriffen hatte. Vergiss es. Die kann mir gestohlen bleiben.
    In diesem Moment stieß der Mann neben ihr, den Janet nur im Vorbeigehen als Businesstyp wahrgenommen hatte, einen entnervten Seufzer aus. Seiner gerunzelten Stirn, den geschürzten Lippen und dem ungelenken Umgang mit der Maus nach zu urteilen war er Anfänger. Er war dunkelhaarig und stämmiger, machte einen sympathischen Eindruck und war in Janets Alter. Außerdem war er offensichtlich gerade in eine erfolglose Recherche vertieft; Janet konnte der Versuchung nicht widerstehen, einen verstohlenen Blick auf seinen Monitor zu werfen. Sie hatte mit einer englischsprachigen kambodschanischen Site vom Typ »Geile Muschis warten auf dich« gerechnet, sah aber stattdessen die Website einer Propanfirma aus Missouri. Der Monitor machte leise blip blip blip, ein Zeichen, dass dem Mann ein Fehler nach dem anderen unterlief. Offenbar verlor er langsam die Geduld.
    »Vielleicht kann ich Ihnen helfen«, sagte Janet.
    Der Mann machte ein ertapptes Gesicht, als hätte er gerade laut gedacht. »Ich kann mit diesem Ding einfach nicht umgehen. Alles, was ich finde, ist irrelevanter Mist.«
    Janet fragte behutsam: »Suchen Sie was Bestimmtes?«
    »Ja. Meine Kinder haben mir so einen neuen CD-Player gekauft, und ich finde im Laden keine CDs, die mir gefallen daher dachte ich, ich geh mal ins Internet.«
    »Was für CDs suchen Sie denn?«
    »Das Kingston Trio. Die Four Lads.«
    »Ach! Das gibt's ja nicht, die hab ich geliebt.« Janets Begeisterung war wie ein Spaniel, der an seiner Leine zerrt.
    »Ja?«
    »Ihre Musik hat mich durch eine wunderbare Phase meines Lebens begleitet. Ach, waren die süß. Ich ging damals zur Uni. Pullis und Pferdeschwänze. Ich war eine klassische Fifties-Studentin.«
    »Auf welche Uni sind Sie gegangen?«
    »Auf die University of Toronto.«
    »Genau wie mein Bruder. Ich war auf der McGill. Ich heiße Ernie.«
    »Janet.«
    Janet beschloss, dass sie ebenfalls Kingston-Trio-CDs haben wollte, und sie machten sich auf die Suche. Dabei neckten sie sich wie alte Freunde. Janet konnte sich nicht erinnern, wann sie sich zuletzt auf Anhieb so gut mit einem Mann verstanden hatte, und bald hatten sie Dutzende von CDs gefunden, von denen Ernie fünf als Geschenk für Janet bestellte.
    »Ernie - lassen Sie doch -«
    »Nein. Betrachten Sie es als Finderlohn. Sie waren großartig.«
    »Wissen Sie, im Web ist alles nur eine Frage des gesunden Menschenverstands.«
    »Nein, ist es nicht. Es ist eine Katastrophe, und Sie haben mich gerettet.« Er versuchte mit zusammengekniffenen Augen die Uhrzeit in der Ecke des Bildschirms zu erkennen. »Ich muss los und meine Enkelin vom Skaten abholen. Haben Sie heute Abend schon was vor? Ich will ja nicht unverschämt sein, aber ich sehe keinen Ehering.«
    »Ich habe nichts -« Der Ring war am selben Tag in die Schatulle gewandert, an dem sie die Scheidungsurkunde unterzeichnet hatte.
    »Dann würde ich gerne mit Ihnen essen gehen.«
    »Ernie! Sie sind so -«
    »Der Typ, der meine Bremsen repariert, hat mir ein Lokal empfohlen. Ich war mal da und hab es mir angesehen - ziemlich nett. ›Sir Steak ‹ .«
    Janet unterdrückte ein Lachen.
    Ernie sagte: »Ich weiß, ich weiß - ein blöder Name, aber ich esse wirklich gerne Steak. Wollen wir uns um sieben Uhr da treffen?«
    »Okay.«
    Und dann war er fort, und Janet wurde bewusst, dass sie seit dreiundvierzig Jahren ihr erstes Date hatte.
    Das Wetter in jener Nacht war warm und untypisch für Vancouver. Der Wind auf Janets Haut fühlte sich wie heißer Atem an. Sie war zu früh beim Restaurant und wartete draußen; die Hitze erinnerte sie an die Sommer ihrer Jugend, lange vor der Ära der Klimaanlagen.
    Ernie tauchte in einem knubbeligen roten

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