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Alle Familien sind verkorkst

Alle Familien sind verkorkst

Titel: Alle Familien sind verkorkst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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muss, auch wenn er eine miese kleine Nervensäge ist.«
    Wie soll ich Dad klar machen, dass das Leben von Sarah, Howie, Alanna und Gordon Brunswick sich in eine 70er-Jahre-Low-Budget-Sexkomödie mit einem Raumfahrt-Motiv verwandelt hat?
    Beth sagte. »Mr. Drummond -«
    »Ted. Nenn mich Ted.«
    »Ted - haben Sie Wade schon immer erzählt, er sei ein Nichtsnutz?« »Ja klar.« »Warum?«
    »Warum?« Er hielt inne. »Weil der kleiner Scheißer ständig in Schwierigkeiten geriet - Schrotflinten und Gewehre Nachbarn, die mit einer halben Katze in jeder Hand vor der Tür standen ...«
    »Das war ein Unfall, Dad.«
    »Wade, lass mich ausreden: Jeden zweiten Tag parkten die Cops in der Einfahrt; dann hast du das Haus der Nachbarn angezündet-«
    »Unfall!«
    »Und so weiter, und so fort. Ein Albtraum in Sachen Erziehung. Warte, bis dein Retortenembryo zu einem Teenager wird. Du wirst an mein Grab kommen und um einen Rat aus dem Jenseits bitten.«
    Nickie machte eine heftige Handbewegung. »Ted, hör auf, so zu reden. Leberkrebs ist der einzige Krebs, den sie unter Kontrolle haben.«
    Ted summte den Begräbnismarsch; Nickie stürmte aus dem Wohnwagen.
    Beth sagte: »Sie verbreiten auch überall nichts als Liebe und Sonnenschein, was?«
    »Ach, Quatsch. Nickie kann was ab.«
    Beth fragte: »Haben Sie auch Bryan weisgemacht, er sei ein Versager?«
    »Das musste ich nicht. Bei ihm lag das stets auf der Hand.«
    »Und Janet?«
    »Nun ja. Ich denke schon.« »Und Sarah?«
    Teds Körper straffte sich. »Ich verstehe schon. Du versuchst mir anzuhängen, was aus ihnen geworden ist. Die Mühe kannst du dir sparen.« Ted mischte ein bisschen zu energisch und geräuschvoll einen Satz Spielkarten.
    Beth sagte: »Ich kenne Ihre Familie kaum, aber sie kommt mir vor wie das Paradebeispiel für eine wahr gewordene Prophezeiung.«
    »Hat das was mit Religion zu tun?«
    »Nein. Es ist die Realität.«
    Ted wandte sich Wade zu. »Wadie-Puh, wenn ich, als du acht warst, deine Umarmung erwidert oder so getan hätte, als würde mich dein maßstabsgetreues Modell der Pyramiden von Gizeh auch nur im Geringsten interessieren, glaubst du, du wärst heute in irgendeiner Hinsicht ein anderer Mensch?«
    »Lass mich nachdenken.« Wade nippte an seinem Drink. »Nein, nur die Umstände wären anders. Ich glaube, mein Leben würde viel konventioneller aussehen. Ich hätte ein Haus, eine Frau, zwei Kinder und einen Hund. Vielleicht auch ein -«
    Beth schleuderte ihm ein Glas Limonade ins Gesicht. »Wofür war das denn?«
    »Dafür, dass ich nicht eine Frau und zwei Kinder bin, Wade. Du Arschloch.« Sie stürmte, Nickie hinterher. »Danke, Dad.«
    Das Telefon klingelte; Kevins Anrufbeantworter war dran: Kevin ist spielen gegangen, aber er ist bald wieder da. Biep.
    »Kevin, hier ist Mickey. Ich hab deine Slacks für dich geflickt. Slacks - was für ein Wort für eine Hose. Echt zum Schreien. Bis dann, Süßer.«
    Klick.
    Beinahe im gleichen Moment klingelte das Telefon erneut, diesmal war es Janet. »Wade? Ted? Ist jemand da?« Wade schnappte sich den Hörer. »Mom. Hey.« »Hallo, Schatz.« »Geht's dir gut?« »Fit wie ein Turnschuh.«
    Den Hintergrundgeräuschen nach zu urteilen saß sie in einem fahrenden Auto. »Wo bist du?«
    »Flor, Schatz, wo sind wir?«
    Sie nennt ihn »Flor, Schatz«}
    Florian erwiderte: »Wir sind in Kansas, Liebes.«
    »Flor, seien Sie nicht so albern. Wo sind wir wirklich?«
    »Interstate 95 in Richtung Daytona Beach.«
    »Wir sind auf dem Weg nach Daytona Beach, Schatz.«
    »Ist Howie da?«
    »Ja, Howie ist hier.«
    »Haben sie ihm was getan?«
    »Howie geht's prima, Schatz. Wir sollten uns treffen.« »Wo?«
    »Chez Lloyd und Gayle.« »Wir alle?«
    »Nein. Nur du, Ted und Nickie. Auf die anderen können wir verzichten. Bitte. Ich meine es ernst. Bitte sag mir, dass du mich verstanden hast.«
    »Ich hab dich verstanden. Hast du den Brief verkauft?«
    »Bis gleich, Schatz.«

24
    Janet hatte sich ihre Zimperlichkeit gegen die zahllosen Attacken der modernen Welt stets bewahrt - aber nur einen Monat vor Florida hatte sie sich leise in Luft aufgelöst. Janet saß in einem Internet-Cafe im Zentrum von Vancouver (ich muss aus dem Haus, muss aus dem Haus, muss aus dem ...) und vergnügte sich damit, alte Universitätsfreundinnen aufzuspüren und an alte Kontakte anzuknüpfen, die fünfundvierzig Jahre lang brachgelegen hatten:
    Liebe Dorothy,
    Ich bin's, Janet - Janet (Truro) Drummond. Kaum zu glauben, was(!!!)? Fünfundvierzig Jahre

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