Alle guten Dinge sind 2
Melissa es durch das geschlossene Fenster hören konnte und ihre Nerven erzittern ließ. Lachte er sie aus? Machte er sich über sie lustig, weil sie sich hier vor ihm versteckt hatte?
Er hob Charlotte mit Leichtigkeit hoch und drehte sich mit ihr im Kreis, was Melissa nicht mehr sah, da sie sich wieder dem Kofferpacken zugewandt hatte.
Himmel, es war ihr egal. Jetzt konnte sie ihm eh nicht mehr aus dem Weg gehen. Nun war der Zeitpunkt gekommen, vor dem sie vergeblich geflohen war.
Kapitel 37
So viel gereist wie in den letzten fünf Wochen, war sie in ihrem ganzen Leben noch nie.
Sie hatte zu Hause das Nötigste eingepackt und war nach England gefahren. Von ihrem Chef hatte sie sich unbezahlten Urlaub geben lassen, bei Charlotte hatte sie angerufen und gefragt, ob sie zu ihnen kommen dürfte, weil sie dringend Freunde bräuchte.
Denn falls James sie suchen würde, würde er in ihrer gewohnten Umgebung nach ihr suchen. Das hieß Arbeit, Mutter und alte Freunde meiden. Bei seinen Freunden würde er sie bestimmt nicht vermuten.
Mit ihrer Mutter hatte sie bereits telefoniert und es war ganz so verlaufen, wie sie es sich vorgestellt hatte, denn sie war die liebevollste Frau die sie kannte. Sie konnte sich genau an das Gespräch erinnern, daß sie gestern Abend nach ihrer Heimkehr geführt hatten.
„Mom, könntest du Keni bei seinem Freund John abholen? Ich verreise noch für ein paar Tage und er wollte noch solange dort bleiben.“ „Ich dachte du hättest nur fünf Wochen Urlaub, sind die denn nicht schon vorbei?“ „Doch aber ich hab noch unbezahlten Urlaub genommen.“ „Liebling, was ist los? Du hörst dich die ganze Zeit so traurig an.“ „Ich kann jetzt noch nicht darüber reden. Keni soll es dir erzählen.“ „Du weißt, ich bin immer für dich da.“ „Danke Mom. Ich hab dich lieb.“
Mit diesen Worten hatte sie das Telefonat mit ihrer Mutter abgeschlossen.
Hätte sie ihr sagen sollen, daß sie ein Kind von einem verheirateten Mann bekommt? Nein, das konnte noch warten. Sie wußte ihre Mutter würde sich mit ihr freuen, wenn sie ihr sagen würde, daß sie sich das Kind von Herzen wünschte. Zwar mit Bedenken aber immerhin würde sie ihr keine Vorträge halten.
Ja, sie würde sagen „Wozu brauchen wir einen Ehemann um das Kind groß zu ziehen? Das können wir auch alleine.“ Schließlich hatte sie das ja selbst auch machen müssen, als sie sich vor dreißig Jahren scheiden ließ. Ja, ihre Mutter würde, wie immer, in jeder Entscheidung zu ihr stehen, das war sicher.
Als Charlotte Melissa in London herzlich in die Arme schloß, konnte sie nichts gegen die Tränen unternehmen, die wie von selbst aus ihren Augen quollen. „Oh Liebes, es wird alles wieder gut ich verspreche es.“ Henry blickte sie nur traurig an und führte sie schweigend ins Haus.
Zwei Tage war sie nun hier, aber ihre Depression ging nicht zu ende. Obwohl sie London noch nie zuvor gesehen hatte, verspürte sie nicht die geringste Lust das Haus zu verlassen.
Sie wollte Charlotte und Henry nicht den Grund ihrer Trennung von James erzählen oder von dem Kind das sie von ihm erwartete. Die beiden hatten nur von ihr erfahren, daß sie und James nicht mehr zusammen waren. Mehr brachte Melissa nicht über die Lippen.
Sie schloß sich in ihr Gästezimmer ein, versank in ergebnislosen Grübeleien oder las ein Buch um sich abzulenken, was genauso sinnlos war, weil sie die Worte zwar las aber gar nicht richtig aufnahm. Nichts half, alles endete mit lautem Schluchzen und bitteren Tränen.
Schließlich konnte Charlotte sie überreden, mit ihr zum Big Ben und zur Westminster Abbey zu fahren, um sie auf andere Gedanken zu bringen und um wenigstens ein paar Sehenswürdigkeiten von London zu bestaunen.
Als sie wieder zurückkamen und das Haus betraten, hatte Melissa James fast vergessen und lächelte endlich mal wieder, was ihr seit Las Vegas vergangen war. Henry schien ebenfalls bester Laune zu sein und Melissa wußte auch bald warum.
Sie sah zwei Teetassen im Salon auf dem Eßtisch stehen, was auch Charlotte nicht entging. „Darling, hatten wir Besuch?“ Henrys Gesicht leuchtete auf. „James war gerade hier. Melissa, er sucht......“ „Nein, nein. Ich will es nicht wissen Henry. Ich weiß, er ist dein bester Freund, aber zwischen mir und James gibt es nichts mehr. Versucht bitte nichts zu kitten, wo es gar nichts zu kitten gibt. Ich wäre dir dankbar, wenn du ihm nicht sagen
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