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Alle jagen John Mulligan

Alle jagen John Mulligan

Titel: Alle jagen John Mulligan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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hinunterstieg und langsam zu dem Kaufmann hinüberging, »habe schon früher einmal das Vergnügen gehabt.«
    »So?« sagte Gentleman John, der Anführer der Schar, lachend, »nun, davon nachher. - Jetzt Ihr da, Kamerad, mit dem traurigen Aussehen und dem geflickten Kittel. Herunter mit Euch, habt Ihr mich verstanden?«
    »Ach, gnädigster Herr Buschranger«, winselte der arme Teufel, indem er wie eine Schlange zwischen dem Kutscher und dem Siedler hindurch über den Rücksitz des Bocks hinweg hinten hinunterglitt: »Ich habe ja nichts als mein elendes erbärmliches Leben, und wenn Ihr nur so äußerst gnädig sein wolltet und mir -«
    »Stopf dem Burschen einmal das Maul, Bob, wenn er nicht von selbst ruhig ist«, rief Gentleman John ruhig vom Bock nieder, und der Kleine sah kaum die furchtbare Muskete auf sich gerichtet, als er auch winselnd und erschrocken in die Knie sank und keinen Laut weiter über die Lippen brachte.
    »Jetzt hierher, zwei von euch!« rief da der Befehl des Anführers wieder einige der Schar zu dem Wagen, auf dem Gentleman John noch immer neben dem Kutscher den bewaffneten Siedler mit der gespannten Pistole bedrohte. »Nehmt dem Herrn hier doch einmal die schweren Waffen ab und bringt sie in Sicherheit. - Laßt geschehen, Freund, was Ihr nicht hindern könnt, denn der geringste Widerstand - halt - bemüht Euch nicht selbst - so, Rotkopf, wenn du genötigt sein solltest, auf den Herrn zu schießen, so tritt ein wenig beiseite, daß ich nicht auch einen Teil der Ladung bekomme. Nehmt das Gewehr herunter, und nun die Pistolen. Auch den Gürtel schnallt ab, an dem das Messer sitzt, eine vortreffliche Waffe, wie es scheint, die ich als Andenken behalten werde. So, meine wertgeschätzten Herren, und nun, Mates, bindet ihm doch einmal die Hände auf den Rücken, daß wir vorläufig keine weiteren Umstände mit ihm haben.«
    »Was wollt Ihr noch mehr von mir?« rief der Siedler bei diesen Worten entrüstet, »ich habe alle meine Waffen abgegeben.«
    »Nur ruhig, Kamerad, nur ruhig. Das andere wird sich weiter finden«, sagte Gentleman John mit freundlichem Kopfnicken. »Euch vor allen Dingen müssen wir sicher haben. Die anderen Herren sind klug genug, sich auch ohne das geduldig unseren Wünschen zu fügen.«
    Der Siedler, von mehreren Seiten dabei durch die auf ihn gerichteten Gewehre bedroht, mußte vom Wagen herunter, wo ihn einige von der Bande im Empfang nahmen und ihm die Ellbogen auf dem Rücken zusammenschnürten, und Bill, dem Kutscher, wurde dann ebenfalls bedeutet, seinen Bock zu verlassen.
    Gentleman John übernahm jetzt, als er sämtliche Passagiere unter sicherer Aufsicht sah, die Durchsuchung oder vielmehr die Plünderung der Überfallenen und begann dabei mit dem Siedler, dem er eine stark gefüllte Brieftasche und eine wohlgespickte Börse abnahm, ohne den Inhalt für jetzt weiter eines Blickes zu würdigen.
    Nach ihm kam der Kleine an die Reihe, der sich unter winselnden Beteuerungen hoch und heilig verschwor, der ärmste Mensch unter der Sonne zu sein, und bereitwillig seine Taschen umdrehte, aus denen nur einige Schillinge und etwas Kupfergeld zur Erde fielen.
    »Das ist freilich wenig«, sagte mit bedauerndem Schulterzucken sein früherer Reisegefährte, »wer aber so bereitwillig alles hergibt, was er hat, verdient auch eine Belohnung dafür. Hier, Rotkopf, zieht doch einmal dem Kutscher Schuhe und Strümpfe aus und Hosen und Kleider auch. Er mag mit dem Kleinen da tauschen.«
    »Gott soll mich bewahren, daß ich dem Mann seine warmen Kleider nähme«, rief der, indem er bleich vor Schreck wurde, »bin ich doch zufrieden mit dem, was ich habe.«
    »Nein, nein«, sagte Gentleman John lachend, »wir wissen besser, was sich schickt - heda, helft ihm doch bei seiner Toilette. Zum Teufel auch, Jungen, seid doch ein wenig galant und unterstützt unsere Gäste.«
    Der Kleine wollte sich noch länger sträuben, aber es half ihm nichts. Ein paar der Buschranger sprangen hinzu, und während ihn einer hielt, zog ihm ein anderer Schuhe und Strümpfe aus, aus denen bald verschiedene kleine Päckchen von Banknoten zum Vorschein kamen.
    Der arme Teufel schrie und tobte und verlangte Hilfe von den anderen Passagieren, aber es half ihm niemand. Jede Naht, jede Falte, jedes Stückchen Unterfutter der zerlumpten Kleider wurde unter dem Jubel der Räuber auf das sorgfältigste untersucht, und die Beute zeigte sich weit reichlicher, als selbst Gentleman John erwartet hatte. Der Kleine bekam dann die

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