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Alle jagen John Mulligan

Alle jagen John Mulligan

Titel: Alle jagen John Mulligan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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wenigstens hatte er hier nichts weiter von ihnen gesehen und kümmerte sich auch, wie er mit einem Seitenblick auf Tolmer bemerkte, wenig oder gar nicht um das, was im Innern der Insel vorging. Es sei das in Australien eine gar schlimme Sache, da man nie wisse, mit wem man es eigentlich zu tun bekomme und inwiefern die Bekanntschaft vorteilhaft und angenehm sein könne.
    Am anderen Morgen brach Tolmer noch vor dem Frühstück mit dem dämmernden Tag auf und wanderte, so rasch ihn seine Füße trugen, dem ziemlich fernen Point Marsden zu. Aber erst am vierten Morgen, durch Dornen, Dickicht und vom Regen erweichte Wege aufgehalten, erreichte er etwa um neun oder zehn Uhr die ersten Umzäunungen des Platzes, der ihm von der letzten Station als Eigentum eines gewissen Rodwell - derselbe, bei dem sich jener Kapitän Howitt aufhalten sollte - bezeichnet worden war.
    Tolmer machte hier halt, sich auf alle möglichen Fälle, wenn er da wirklich mit dem Buschranger zusammenträfe, vorzubereiten. Allerdings war er dabei im Vorteil, denn er kannte Gentleman John von Ansehen, hatte aber selbst jede nur mögliche Vorkehrung getroffen, nicht von ihm erkannt zu werden - und Gentleman John konnte ihn hier auch nicht vermuten. Nichtsdestoweniger mußte er dem schlauen und abgefeimten Räuber gegenüber jede Vorsicht gebrauchen, sich nicht zu verraten. Bei dem geringsten Verdacht, besonders wenn John seine Helfershelfer in der Nähe hatte, war er verloren oder der Verbrecher doch jedenfalls gewarnt, ehe sich Tolmer seiner bemächtigen konnte, und Mann gegen Mann blieb ihm auch nur geringe Hoffnung, seiner Herr zu werden. Tolmer, wenn auch von kräftigem und durch Strapazen gestähltem, zähem Körper, war doch dem riesigen, schon seiner Stärke wegen berühmten Räuber nicht gewachsen, und die List war für ihn der einzige Ausweg. Ehe er also auf das Haus, dessen Dach er schon von ferne durch die Büsche schimmern sah, zuging, setzte er sich erst einmal auf einen umgestürzten, unfern von dem schmalen Pfad liegenden Baumstamm und überlegte vor allen Dingen, auf welche Art er sich am glaubwürdigsten bei jenem Mr. Rodwell einführen könne.
    Noch war er hierüber zu keinem festen Resultat gekommen, als er Stimmen im Busch hörte, die allem Anscheine nach vom Haus her kamen. Ohne sich einen Augenblick zu besinnen, glitt er hinter den ziemlich starken Gumbaum, auf dem er bis jetzt gesessen hatte, und erkannte wenige Minuten später einen Mann und eine Frau, die zusammen langsam auf dem Pfad hinschritten. Ehe sie ihn übrigens erreichten, blieben sie auf einer etwas lichten Stelle stehen und sprachen leise miteinander. Tolmer horchte mit der gespanntesten Aufmerksamkeit, war aber nicht imstande, alles zu verstehen, denn nur einzelne Worte und kurze Sätze drangen bis zu ihm herüber.
    »Es geht nicht«, sagte die Frau, »es geht wahrhaftig nicht - was soll aus dem Kinde werden?«
    Dann wieder schien sie der Mann zu etwas überreden zu wollen, denn sie sah vor sich nieder und schüttelte langsam, wie zweifelnd, den Kopf.
    Es war eine junge, bildschöne Frau, in der einfachen Tracht der australischen Siedlerfrauen gekleidet. Ihre Haube trug sie in der Hand, und die vollen, lichtblonden Locken fielen ihr voll und reich um die weiße, fast zu bleiche Stirn. Nur das Antlitz des Mannes, der ihr den Rücken zukehrte, konnte Tolmer noch nicht erkennen. Der Mann beugte sich jetzt zu der Frau vor und hielt eine ihrer Hände zwischen den seinen.
    »Mach nur alles bereit«, sagte da endlich der Mann mit lauterer Stimme, »ich komme jedenfalls, und du sollst es nicht bereuen.« Nun wandte er sich rasch von ihr ab und schritt den Pfad entlang, den Tolmer kurz vorher gekreuzt hatte.
    Die Frau blieb an der Stelle, wo er sie verlassen hatte, noch eine Weile stehen, Tolmers Augen aber hafteten auf dem jetzt an ihm vorüberschreitenden Manne, den er auf den ersten Blick als den gesuchten Räuber erkannte.
    Gentleman John hatte sich allerdings seit jener Zeit, wo er ihn zuletzt gesehen, sehr zu seinem Vorteil verändert. Er trug statt der früheren Buschtracht gute Tuchkleider, einen schwarzen Hut und einen Spazierstock in der Hand, den Tolmer als Degenstock erkannte. Auch sein Gesicht sah voll und blühend aus und gab den Beweis, daß er von dem geraubten Geld vortrefflichen Gebrauch gemacht hatte. Es schien sich aber seiner eine ganz besondere Aufregung bemächtigt zu haben, seine Augen, mit denen er rasch die Bahn vor sich überflog, leuchteten, und sein

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