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Alle jagen John Mulligan

Alle jagen John Mulligan

Titel: Alle jagen John Mulligan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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John hat ihn nach Milch auf die Station gesandt, während die beiden unten im Boot blieben, und der ungeschickte Bursche hat die Flasche zerbrochen. Unser Kapitän Howitt wurde sie nie so leichtsinnig dicht am Pfade haben liegenlassen.«
    »Glaubt Ihr, daß wir sie im Hause finden?« fragte Rodwell, und er brachte die Worte kaum über die Lippen.
    »Hier? - Gott bewahre«, erwiderte Tolmer. »Sie sind im Boot weitergefahren, und es ist sehr die Frage, ob die auf der Station mehr von ihnen wissen als wir. Jedenfalls müssen wir sehen, was wir von den Leuten herausbekommen, und haben wenigstens die Überzeugung, daß sich das Kind noch wohl und bei gutem Appetit befindet.«
    »Gott sei gedankt!« stöhnte Rodwell aus tiefer Brust, und der Seufzer sprach nur zu deutlich die Angst um das kleine, unglückselige Wesen aus, der er weiter keine Worte zu geben wagte.
    Was die Spuren betraf, so hatte Tolmer übrigens recht. Nur die Fährten des einen Buschschuhes, die vom Wasser zur Station und wieder genau nach derselben Stelle zurückführten, waren dort zu erkennen, und davon erst einmal überzeugt, sprengten die beiden Reiter rasch den Stationsgebäuden zu.
    Ihre Vermutung wurde hier zur Gewißheit. Am gestrigen Morgen hatte ein Mann, der zu einem draußen am Strand auf ihn wartenden Boot gehörte, eine Flasche Milch, eine Flasche Rum und zwei Damper sowie etwas Salz geholt. Der Mann habe vorgegeben, die Milch sei für eine kranke Frau, die sie im Boot hätten, und das bestätigte einer der Viehhalter, dem sie später, ein Kind auf dem Arme tragend, nicht weit vom Torrens-Berg begegnet sei. Sie wurde außer von dem Burschen, der die Milch geholt hatte und jetzt das Gepäck trug, noch von einem fremden Herrn begleitet, den er nicht kannte.
    Die beiden Reiter hielten sich nicht länger auf, als nötig war, ihren Pferden einige Ruhe zu gönnen. Dann sattelten sie wieder, derselben Richtung wie bisher zu folgen. Daß sie die richtige Fährte hielten, war überdies gewiß, und Tolmer fand auch bald den Grund, weshalb die Flüchtigen das Boot verlassen und den weit beschwerlicheren Landweg gewählt hatten. Der Wind, der die letzten Tage ziemlich stet von Nordnordost geblasen hatte, war nämlich nach Südwesten umgesprungen. Auch sah das Wetter seit gestern morgen schon so bedrohlich aus, daß jene nicht wagen durften, sich in ihrem schwanken Fahrzeug weit vom Ufer zu entfernen. Jedenfalls lag das Boot irgendwo in einer Bucht versteckt, und wenn sich Gentleman John nicht Pferde zu verschaffen wußte, mußten sie die Flüchtigen vielleicht schon am nächsten Morgen überholen.
    Zu Wasser hatten diese übrigens so raschen Fortschritt gemacht, daß sie ihnen noch immer einen Tagesmarsch voraus waren. Jetzt aber blieb den Verfolgern auch dafür die Hoffnung, sie um so rascher einzuholen.
    An demselben Abend erreichten sie die Station eines alten Bekannten von Rodwell, den dieser wenigstens auf seinen verschiedenen Fahrten durch die Insel schon manchmal besucht hatte. Hier war Gentleman John mit der Frau, die der Stationsbesitzer für Gentleman Johns Frau gehalten hatte, über Nacht geblieben und mit dem frühesten gegen den Mount Torrens aufgebrochen. Das Kind hatte viel die Nacht geschrien, und die Dame vom Haus behauptete, die arme Frau habe viel geweint, weil sie sich wahrscheinlich um das Kind gegrämt.
    Rodwell, obgleich er sein Geheimnis nicht verriet, war in furchtbarer Aufregung, und Tolmer beiseite nehmend, bestand er darauf, hier keine Rast zu machen, sondern an demselben Abend trotz einbrechender Dunkelheit noch weiterzureisen. Die Straße bis zum Torrens-Berg, an dessen Fuß eine andere Station lag, war recht gut, der Mond stand ebenfalls am Himmel, und sie konnten dadurch, ohne ihren Pferden zuviel zuzumuten, einen weiteren Vorsprung gewinnen. Tolmer war natürlich damit einverstanden, und nach einem rasch eingenommenen Mahl brachen die beiden Reiter, zum großen Erstaunen ihres Wirtes, wieder auf.
    Zwei Stunden scharfen Rittes brachten sie in Sicht des nächsten Hauses, dessen Licht ihnen schon von weitem durch die hier ziemlich dünn stehenden Büsche entgegenschimmerte - wenigstens konnten sie im Freien einen hellen Feuerschein erkennen. Näher gekommen, entdeckten sie aber bald, daß der Schein nicht aus einem Gebäude kam, sondern von einer Fackel herrührte, um die unter einigen Gumbäumen drei oder vier Männer geschart standen.
    Tolmer zügelte zunächst nur sein Pferd, denn möglich war es ja doch, daß sie,

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