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Alle lieben Merry

Alle lieben Merry

Titel: Alle lieben Merry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Greene
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er, als er zur Schule einbog. “Aufwachen, Leute”, rief er. Die Jungs suchten folgsam ihre Sachen zusammen. “Ihr bleibt nach der Schule bei Gary, bis ich es schaffe, euch abzuholen, vergesst das nicht”.
    “Ja, ja.” Von Kicker konnte man nicht erwarten, dass er vor neun Uhr morgens ansprechbar war. Keiner von den Jungs war begeistert davon, nach dem Unterricht bei einem Freund warten zu müssen. Doch Jack musste Bescheid wissen, wo sich die Jungs aufhielten. Morgens war es ihm ein Leichtes, sich seine Zeit so einzuteilen, dass er sie zur Schule bringen konnte – aber er konnte nicht garantieren, dass er von der Arbeit zu einer bestimmten Zeit wegkonnte, um sie abzuholen. Also musste vereinbart werden, dass sie nach der Schule an einem sicheren Ort waren.
    “Cooper, warte einen Moment”, sagte Jack, als Kicker und die anderen Jungs aus dem Pick-up kletterten.
    Cooper schulterte seinen Rucksack und stützte sich am Autofenster ab. “Was gibt’s?”
    “Nichts Besonderes. Ich wollte nur fragen … Geht es dir gut? Hast du irgendwelche Probleme?”
    “Welche zum Beispiel?”
    Wie zum Beispiel das Geheimnis, das du Merry und nicht deinem eigenen Vater anvertraut hast, wollte Jack sagen. Aber er tat es nicht. Es gab Kinder, die man zum Reden bringen konnte. Cooper gehörte nicht dazu. Aber zu wissen, dass er Merry wegen etwas Ernstem ins Vertrauen gezogen hatte, machte Jack Angst. Er musste etwas anderes versuchen, als nur abzuwarten und ihm zu signalisieren, dass er jederzeit mit ihm reden konnte. Also sagte er: “Da eure Mutter länger weg ist und ihr noch eine Zeit lang bei mir bleibt, habe ich mir gedacht, dass wir bei ‘Best Buy’ reinschauen könnten. Mein Laptop ist schon fast drei Jahre alt, und ich sollte mich informieren, was es Neues auf dem Markt gibt. Außerdem hätte ich gern deinen Rat wegen eines neuen Fernsehers.”
    Cooper richtete sich auf. “Wir könnten blaumachen und sofort losziehen.”
    “Nein, nicht jetzt.” Jack musste grinsen. Als eines der schwierigsten Probleme seit der Scheidung hatte sich erwiesen, die Jungs einzeln zu erwischen. Er hatte sie immer zu zweit. Doch er brauchte dringend eine Gelegenheit, mit Cooper alleine zu reden. “Aber in den nächsten Tagen, okay?”
    Die Sorge wegen seines Sohnes lenkte ihn nur vorübergehend von der Grübelei über Merry ab. Nachdem die Jungs in der Schule verschwunden waren und er zur Arbeit fuhr, war er in Gedanken schon wieder bei ihr. Er war sich bewusst, dass er so bald wie möglich mit ihr reden musste. Letzte Nacht hatte sie so tief geschlafen, dass er sie nicht hatte wecken wollen. Außerdem hätte es keinen Sinn gehabt – mitten in der Nacht hätte sie wegen Charlenes Problem ohnehin nichts unternehmen können.
    Doch nun war es Morgen, und sie musste von der Frau erfahren, die am Telefon mit Charlene gesprochen hatte. Jack hatte keine Ahnung, ob es wirklich Charlenes Mutter war – wie sollte man das wissen? Aber es ging darum, Merry über den Anruf zu informieren, bevor die Unbekannte wieder versuchen konnte, Charlene zu erreichen.
    Jack betrat das Bürogebäude mit seiner ID-Karte, tippte den Sicherheitscode ein, stieg in den Aufzug und gab wieder einen Code ein, um ins oberste Stockwerk zu gelangen. Hier war es mucksmäuschenstill. Das war nicht immer so. In der Mittagspause redeten seine Kollegen laut und wild durcheinander, aber während der Arbeitszeit brauchten sie alle ihre Konzentration und ließen einander in Ruhe.
    Er ging schnurstracks in sein Büro, schloss die Glastür hinter sich und wählte Merrys Telefonnummer.
    Sein Büro war in Blau gehalten. Der Teppich, die Wände und die Stühle hatten alle denselben Farbton. Die Fenster gaben den Blick frei auf den Verkehr und geschäftige Fußgänger, aber hier oben war kein Geräusch zu hören. Seine Kollegen pflegten sich wie Bestatter zu kleiden. Nicht so Jack, der eine Krawatte nur dann trug, wenn man ihm das Messer an die Kehle setzte Er konnte in dieser förmlichen Kleidung keinerlei Sinn erkennen – wenn er doch den lieben langen Tag nichts anderes machte, als im Büro zu sitzen und zu denken.
    Heute allerdings war leider Krawattenpflicht, denn um neun war eine wichtige Besprechung, in der wegen eines schwer zu dechiffrierenden neuen Codes ein Team gebildet werden musste. Während er Merrys Telefon wieder und wieder klingeln hörte, sah er unablässig auf die Uhr. Schließlich gab er auf und hinterließ ihr seine Büronummer auf dem Anrufbeantworter.
    Er

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