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Alle lieben Merry

Alle lieben Merry

Titel: Alle lieben Merry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Greene
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jetzt machst du mir wirklich Angst.” Merry lehnte sich an den Küchenschrank und presste eine Hand auf ihren Bauch. Ihr war übel vor Schreck.
    “Darum wollte ich es nicht vor dir geheim halten. Ich bin mir nämlich nicht sicher, ob du Angst haben musst oder nicht, aber der Anrufer hat sich als Charlenes Mutter zu erkennen gegeben.”
    “Was?”
    “Ich erinnere mich nicht mehr genau daran, wie Charlene es formuliert hat, aber die Anruferin war eine Frau, die behauptet hat, ihre Mutter zu sein. Sie hat gesagt, dass du – also die Frau, die bei Charlene lebt – nicht hier sein solltest.”
    “Oh mein Gott. Diese Sache hat mir von Anfang an Sorgen gemacht …” Doch dann stellte Merry ihre eigenen Gefühle zurück. Wie es ihr ging, spielte in diesem Fall keine Rolle. “Wie hat Charlene darauf reagiert, Jack? Es muss sie sehr bedrückt haben, wenn sie extra zu dir kam, um es zu erzählen. Aber wie hat sie gewirkt? Hatte sie Angst, war sie aufgeregt, glücklich oder beunruhigt?”
    “Tja, verdammt, ich weiß es nicht. Ich würde sagen, sie war einfach aufgewühlt. Aber, um ehrlich zu sein, schien sie mehr Angst zu haben, dass du von dieser Frau erfährst, als davor, dass ihre Mutter plötzlich auftaucht. Weil Charlie über dich geredet hat. Nicht über die Frau.”
    Merry runzelte die Stirn. “Das ergibt keinen Sinn.”
    “Sie ist ein Mädchen. Sie ist elf. Ich persönlich glaube sowieso, dass die Kleinen immer einen Dolmetscher dabeihaben sollten.”
    Merry hätte beinahe kichern müssen, und einen Augenblick lang lächelte sie wirklich. Er war im Büro, und sie wollte ihn nicht zu lange aufhalten. Diese schreckliche Neuigkeit von ihm zu erfahren, machte es leichter, sie zu verdauen. Dennoch blieb das Lächeln nicht lang auf ihrem Gesicht. “Danke, dass du es mir gesagt hast. Die Sache ist zu ernst, um nichts zu unternehmen.”
    “Eben, das habe ich mir auch gedacht. Und ich weiß zwar nicht, was du tun willst, Merry, aber wenn du Charlene direkt darauf ansprichst, weiß sie, dass ich mein Versprechen, es nicht weiterzuerzählen, gebrochen habe. Was in Anbetracht des Ernstes der Lage schon okay wäre, aber …”
    “Verstehe. Ich überlege mir, wie ich das am besten handhabe. Ich wünschte, sie hätte es mir erzählt, aber ich bin erleichtert, dass sie es dir erzählt hat – das beweist, dass sie dir vertraut.” Viele Gedanken rasten ihr gleichzeitig durch den Kopf. “Ich glaube, ich sollte zuallererst den Anwalt kontaktieren.”
    “Genau. Ganz meine Meinung.”
    Im Hintergrund hörte sie Stimmen. Jemand rief nach Jack. “Ich weiß, dass du arbeiten musst – nochmals Entschuldigung, dass ich dich gestört habe …”
    “Schon okay. Wir reden später. Lass mich wissen, wenn ich etwas tun kann, Liebes …”
    Das war’s. Die Verbindung wurde getrennt. Das Wort
Liebes
war ihm versehentlich herausgerutscht, dachte Merry. So wie einem Mann im Bett ein
Ich-liebe-dich
herausrutschte. Eine Frau musste entweder naiv oder sehr doof sein, wenn sie es in solchen Situationen ernst nahm.
    Trotzdem spürte sie, wie dieses Wort sie umhüllte wie Seide – nicht schwer, nicht heiß, nur warm, schützend und tröstlich. Vielleicht hatte Jack das L-Wort leichtfertig verwendet. Oder tat es unbewusst, wenn er unter Stress stand. Dennoch, er hatte es gesagt.
    Und Liebe war es auch, was sie spürte, wenn sie mit ihm zusammen war. Es war keine kindliche Liebe und auch keine Teenagerverliebtheit, bei der man jede Sekunde nur an den anderen dachte. Es war etwas anderes. Etwas, bei dem … sie immer noch ihr eigenes Leben lebte, immer noch mit ihren eigenen Problemen und Entscheidungen kämpfte. Aber sie fühlte sich stärker, weil es ihn gab. Ihr Leben war reicher. Interessanter. Wunderbarer.
    Es war diese Art von Liebe, die einen nicht erstickte. Sondern befreite.
    Aber jetzt war nicht der Zeitpunkt, um Gedanken nachzuhängen. Nach dem Telefonat mit Jack wählte sie sofort Lee Oxfords Nummer.
    Die Sekretärin sagte ihr typisches ‘Er ist viel zu beschäftigt, Miss Olson. Keine Chance, dass er heute noch einen Termin frei hat’.”
    “Ich muss ihn sprechen. Er braucht mir ja keinen Termin zu geben, aber ich muss ihn sprechen.”
    “Ich kann nicht garantieren, dass …”
    Merry war klar, dass ihr Problem dieser Frau gleichgültig war, aber heute hatte sie einfach keine Zeit, um sich mit Kleinigkeiten wie diesen herumzuschlagen. “Geben Sie ihn mir.”
    Natürlich hatte sie sofort riesige Schuldgefühle, weil sie so

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