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Alle lieben Merry

Alle lieben Merry

Titel: Alle lieben Merry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Greene
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wird sie wieder wegmüssen. Du weißt, dass es so sein wird. Und dir muss es doch schrecklich auf die Nerven gehen, uns den weiten Weg zur Schule zu fahren und wieder abzuholen. Ich glaube, man könnte dieses Problem leicht lösen, indem du uns ein Auto kaufst.”
    Jack schüttete noch mehr Kaffee in sich hinein und wischte mit einem Handtuch hinter den beiden auf – es gab nie genug Abwaschschwämme im Haus. “Was für ein origineller Vorschlag, wenn man bedenkt, dass noch keiner von euch den Führerschein hat. Danke, lieber Gott.”
    “Aber wir werden ihn machen. Und das Gute daran, Zwillinge zu sein, ist, dass wir vermutlich mit nur einem Auto auskämen. Zwei Kinder – und trotzdem brauchen wir nur ein Auto. Ist das nicht großartig? Cooper, sag doch auch was, du Idiot.”
    “Wir brauchen ein Auto, Dad”, stimmte Cooper sofort zu. “Dann würde niemand uns zur Schule fahren müssen. Das ist doch so unfair dir gegenüber.”
    “Danke für das Mitgefühl”, bemerkte Jack trocken zwischen zwei Schlucken Kaffee. Er wischte wieder mit dem Handtuch hinter seinen Söhnen her. Irgendwo musste er eine Frühjahrsjacke haben. Und er musste ein paar Rechnungen bezahlen. “Manchmal staune ich, wie selbstlos du bist, Kicker.”
    “Ja, ich auch.” Kicker lehnte niemals ein Kompliment ab, selbst wenn es im Scherz gemeint war. Dann aber kam er sofort wieder auf sein Thema zurück. “Das Problem ist außerdem, dass wir schon das zweite Wochenende hintereinander hier sind. Und jetzt kommt das dritte. Mein Sexleben leidet darunter.”
    Wo zum Teufel waren diese Rechnungen? Und die verdammte Tasse, aus der er gerade getrunken hatte? Wer hatte sie neben die Kaffeemaschine gestellt? Dennoch nahm Jack sich die Zeit, seinem Sohn etwas in Erinnerung zu rufen. “Du bist fünfzehn. Du hast kein Sexleben.”
    “Das Sexleben, das ich
möchte”
, relativierte Kicker. “Komm schon, Dad. Du weißt, dass es ziemlich schwierig ist, den Anker zu setzen und die Angelschnur auszuwerfen, wenn man zu weit weg wohnt, um den Fang einzuholen.”
    “Bitte?”
    Kicker verzichtete auf weitere Metaphern. “Meine Freitagabende laufen nicht so toll.”
    “Tja, ich hätte Mitleid, wenn du nicht unter der Woche an mehr Abenden weg als hier wärst. Du hast, soweit ich es beurteilen kann, von früher noch jede Menge Freunde hier in der Nachbarschaft. Letzten Freitag und Samstag bist du sehr lange ausgegangen – beide Male mit Mädchen.”
    “Ja”, gab Kicker zu, “aber ich versuche, mir die Mädchen in beiden Städten warmzuhalten, Dad. Ein Mann mit Charme und Sexappeal muss seine Qualitäten verteilen, weißt du.”
    Cooper, der es schaffte, immer dort zu stehen, wo Jack gerade hinwollte, machte mit der Hand nach, wie Kickers große Klappe ständig auf und zu ging. Jack musste grinsen, während er beide Jungs ungeduldig zur Tür schob. “Ich hab keine sofortige Lösung für euer Liebesleben, Leute. Normalerweise ist eure Mutter nicht so lange weg. Wenn es noch einmal der Fall ist, können wir uns darüber unterhalten, wie wir es handhaben, aber im Moment weiß ich keine Antwort. Außerdem kommt sie ohnehin in ein paar Tagen zurück. Da wir gerade beim Thema sind …”
    Er sperrte die Tür zu und ging zum Pick-up. Dann merkte er, dass er die Autoschlüssel ebenso vergessen hatte wie das, was er über seine Exfrau und die Besuchsregelungen sagen wollte. Seine Kopfschmerzen, die vom ständigen Schlafmangel herrührten, waren keine Erklärung für das komische Gefühl im Bauch, das sich anfühlte, als hätte er etwas verloren. Keinen Schlüssel. Sondern etwas, das
wichtig
war.
    Er sah zum Nachbarhaus. Nirgends brannte Licht, und von drinnen war kein Laut zu hören.
    “Hey, Dad, schläfst du ein, oder was?”
    Schlagartig wurde ihm bewusst, dass seine Hand am Griff der Wagentür lag. Die Schlüssel waren immer noch im Haus, und die Zeit lief ihnen davon. Verdammt. Ein neues Krankheitssymptom, seit Merry in sein Leben getreten war. Massive Konzentrationsstörungen.
    Vielleicht war es aber auch nur eine einmalige Attacke.
    Er ging ins Haus, kehrte mit den Autoschlüsseln zurück und kletterte in den Wagen. “Jedenfalls”, sagte er in der Hoffnung, es gelänge ihm damit ein nahtloser Anschluss an das Gespräch von vorhin, “Merry holt euch Freitag nach der Schule ab, okay?”
    Cooper, der es sich wie üblich auf dem Sitz neben dem Fenster gemütlich gemacht und die Augen für ein Schläfchen geschlossen hatte, schien plötzlich hellwach:

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