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Alle lieben Merry

Alle lieben Merry

Titel: Alle lieben Merry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Greene
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streckte Merry ihre Hand entgegen. “Hi.”
    Das Gespräch dauerte nicht länger als ein paar Minuten. Dann ging die Frau – Nancy Riker – zu ihrem Tisch zurück und plauderte weiter mit ein paar Bekannten. Doch für Jack hatte die Begegnung lange genug gedauert. Er schien sich unbehaglich zu fühlen.
    “Tut mir leid”, sagte er.
    “Das muss es nicht. Ich kann mir denken, warum sie hergekommen ist”, sagte Merry sanft, aber Jack schien sich noch unwohler in seiner Haut zu fühlen.
    “Sie ist ein netter Mensch”, begann er zu erklären.
    “Ich nehme an, sie war nach einer Scheidung am Boden zerstört und du hast sie ein bisschen getröstet”, ergänzte Merry, um ihm die Peinlichkeit ein wenig zu nehmen. “Du hast ihr zu verstehen gegeben, dass es keine feste Beziehung ist. Und da keiner von euch beiden eine wollte, habt ihr euch ein paar Mal getroffen, und das war’s dann auch schon. Keiner ist dem anderen deswegen böse, nicht wahr?” Sie hatte ins Schwarze getroffen. Als sie merkte, wie verblüfft Jack war, kicherte sie.
    “Hat es dir jemand erzählt?”
    “Nein. Wer sollte mir so etwas erzählen? Ich habe sie nur angesehen. Und dich. Sie ist hübsch. Und wirklich nett. Und sie hat dich auf eine Art und Weise begrüßt, bei der man merkt, dass zwischen euch irgendwann einmal etwas gelaufen ist. Aber es war auch klar, dass sie nicht verletzt ist und sich auch keine Sorgen macht, dass du es sein könntest.”
    “Das hast du alles bei diesem einminütigen Gespräch herausgefunden?”
    “Und sogar noch ein bisschen mehr.”
    “Was denn?”
    Sie trank ihren Wein aus. Zu wissen, dass sie mit dem Weglaufen aufhören musste, war das eine. Sich dem Problem mit Jack zu stellen und ihn darauf anzusprechen, war etwas anderes, das sich verdammt schwierig gestaltete. “Ich nehme an, sie ist der Typ Frau, mit dem du dich öfter einlässt. Ich meine damit nicht, dass sie frisch geschieden ist und du deshalb an ihr interessiert bist. Ich glaube vielmehr, dass du zu Beziehungen neigst, bei denen du wieder Schluss machen kannst, ohne dass einer von beiden darüber unglücklich ist. Ein faires Spiel sozusagen. Außerdem …”
    “Außerdem?”
    “Außerdem suchst du dir nur Frauen, die sich nicht fest binden wollen und von dir auch keine dauerhafte Beziehung erwarten.”
    “Warum glaubst du das? Wie kommst du darauf?”
    Sie zögerte. “Keine Ahnung. Liege ich falsch?”
    “Ich sage nicht, dass du falsch liegst, aber …”
    “Ich glaube, ich bin durch deine Jungs dahintergekommen. Kicker möchte genau wie du sein – oder so, wie er denkt, dass du bist. Aber Cooper … Er hat natürlich nie explizit gesagt, dass er das Gegenteil von dir sein will. Aber er will keine Spielchen spielen. Er will einfach ein Mädchen finden und den Rest seines Lebens mit ihm zusammenbleiben. Er sehnt sich schrecklich danach, mit jemandem eine Beziehung zu haben.” Wieder zögerte sie. “Im Gegensatz zu Kicker spürt Cooper deine Einsamkeit.”
    “Ich und einsam?” Er wirkte erstaunt. “Keine Ahnung, warum Cooper so etwas denken sollte. Ich habe jede Menge Freunde. Ich habe die Jungs, gute Nachbarn, meine Arbeitskollegen und eine Arbeit, die ich liebe …”
    So hatte sich Merry den Abend mit Jack ganz bestimmt nicht vorgestellt. Aber nachdem sie das Thema bereits angeschnitten hatte, konnte sie genauso gut etwas ansprechen, das sie bisher vermieden hatte. “Sie hat dich ziemlich verletzt, nicht wahr?”
    “Wer?” Jacks Gesichtsausdruck sprach Bände. Er hatte keine Ahnung, worauf sie hinauswollte.
    “Deine Exfrau”, erklärte sie sanft.
    “Ach so! Meine Güte, die Scheidung ist ewig her.”
    “Ich weiß. Aber ich glaube …” Sie suchte nach den richtigen Worten. “Als meine Mom mich verlassen hat, war ich so alt wie Charlene. Als Kind geht man davon aus, dass die Eltern einen bedingungslos lieben. Ich bin davon ausgegangen, dass ich meiner Mutter wichtig bin. Es wäre mir nie in den Sinn gekommen, dass ich ihr nicht wichtig genug sein könnte und sie mich verlässt, ohne sich noch einmal nach mir umzudrehen.”
    “Ich kann mir nicht vorstellen, dass es wirklich so leicht für sie war”, entgegnete Jack. An seinen Augen jedoch erkannte Merry, dass er genau wusste, wovon sie sprach.
    “Sie behauptet, dass es schwer für sie war und dass sie große Schuldgefühle hatte. Vielleicht war es für sie wirklich so. Aber
für mich
war es einfach das Gefühl, im Stich gelassen zu werden.” Merry holte tief Luft.

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