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Alle lieben Merry

Alle lieben Merry

Titel: Alle lieben Merry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Greene
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die Tür hinter sich nicht zu, sondern schloss sie ganz leise.
    Ich werde sterben, wenn man mir dieses Kind wegnimmt
, dachte Merry. Das Gespräch wegen des Kletterkurses ging ihr nicht aus dem Kopf. Denn sie wusste verdammt gut, dass sie vielleicht bald nichts mehr zu sagen hatte, was Charlenes Leben betraf, wenn die Verhandlung wegen der Vormundschaft vorbei war.
    Aber das war später, und jetzt war jetzt. Und
jetzt
hatten sich bei Charlene endlich erste Anzeichen gezeigt, dass sie den Tod ihres Dads zu akzeptieren begann. Das bedeutete, dass Merry auch genau
jetzt
darauf reagieren wollte. In der nächsten Woche musste sie dem Kind beibringen, dass die Gerichtsverhandlung bevorstand. Aber nicht jede Sekunde, die ihnen gemeinsam gehörte, würde sich darum drehen – das nahm sich Merry fest vor.
    Sie würde für Charlie mit all der Liebe, die sie empfand, eine Mom sein. Punkt. Es war keine schwere Entscheidung, denn für die Liebe gab es keinen Stundenplan.
    Sie wünschte nur, es wäre auch bei Jack möglich …

19. KAPITEL
    J ack warf eine Handvoll Kieselsteine ans Fenster. Diese Frau, schwor er sich, hatte zum letzten Mal ein derartiges Chaos in ihm angerichtet.
    Ein Mann konnte viel wegstecken – aber es gab eine Grenze. Diese Grenze, dachte er, befand sich bei jedem halbwegs vernünftigen Menschen dort, wo die Gefahr bestand, dass er sein Leben, sein Hab und Gut und seinen Verstand verlor. Ganz zu schweigen von seinem Herzen.
    Er wartete. Als das Fenster des Gästezimmers dunkel blieb und kein Ton zu hören war, bückte er sich und hob noch mehr Kieselsteine auf. Es war finster, neblig und regnete so stark, dass er kaum etwas sehen konnte. Wenn er versehentlich ein paar größere Steine erwischte, wäre es gut möglich, dass er eine Scheibe einschlug.
    Eine zerbrochene Fensterscheibe wäre in seiner Situation nicht besonders hilfreich. Und bei dem Glück, dass er heute schon den ganzen Abend hatte …
    Trotzdem warf er wieder Steine ans Fenster. Diesmal bemerkte er, dass sich in einem anderen, weiter westlich gelegenen Zimmer etwas rührte. Ein Fenster wurde plötzlich aufgestoßen. “Ich bin nicht in meinem Zimmer”, rief sie.
    “Ja, das dachte ich mir schon.” Er hatte einen leisen Verdacht, wo sie war. Es dampfte aus dem offenen Fenster und duftete nach Jasmin.
    “Wenn du mich sehen willst, könntest du wie ein normaler Mensch durch die Haustür kommen.”
    “Stimmt, aber dann wäre der Knirps vielleicht wach geworden. Und ich muss dich sehen, Merry. Hör mir zu!” Es regnete seit einer halben Stunde. Zwar war es kein richtiger Wolkenbruch, aber doch nass genug, dass ihm die eisigen Tropfen in den Nacken rannen. “Ich weiß nicht, woher du das psychologische Zeug über meine Exfrau hast, aber ich bin hier, um dir zu sagen, dass ich noch nie einen derartigen Blödsinn gehört habe.”
    “Nein?”
    “Ich habe
versucht
, dir zu antworten, verdammt noch mal. Aber dann musstest du weg. Und das war schon zum dritten Mal so. Immer gibt es etwas, weswegen du wegrennen musst. Es ist beim besten Willen nicht möglich, mit dir zu reden.” Es erschreckte ihn, als er bemerkte, dass er beim Sprechen mit den Armen in der Luft herumfuchtelte, wie Merry es normalerweise tat. Rasch nahm er eine etwas männlichere Haltung ein und stemmte die Hände in die Hüften. “Ich bin hier, um dir mitzuteilen, dass dieser Blödsinn vielleicht teilweise richtig ist.”
    Sie unterbrach ihn nicht. Er hatte damit gerechnet, dass sie ihm ins Wort fallen würde, weil sie es immer tat. Sie war für gewöhnlich diejenige, die das Wort ergriff und er derjenige, der es nicht tun musste. Ausgerechnet jetzt aber schwieg sie und hörte zu. Also musste er weiterreden.
    “Ich war damals der Meinung, wir hätten eine ziemlich gute Ehe”, sagte er. “Nicht perfekt, aber ich habe Dianne und unsere Jungs geliebt. Vielleicht war die Leidenschaft in der Beziehung nicht mehr so intensiv wie früher, aber meine Exfrau war eben sehr beschäftigt, und ich habe mich bemüht, es zu tolerieren. Ich habe daran geglaubt. Für mich war das Leben, das wir uns aufgebaut hatten, zu schön, um es wegzuwerfen. Als es dann eine Zeit lang nicht gerade berauschend lief, habe ich dennoch an das geglaubt, was wir uns am Altar versprochen haben. Ich weiß, das klingt kitschig.”
    “Äh, Jack …”
    Da war es wieder. In ihren Augen war zu sehen, was sie fühlte. So viel Zuneigung und Mitgefühl … So viel Liebe.
    Er fuhr sich mit der Hand durchs nasse Haar,

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