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Alle lieben Merry

Alle lieben Merry

Titel: Alle lieben Merry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Greene
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genossen, Zeit mit ihr zu verbringen. Und sie hat ihn unendlich lieb gehabt.” Zu seinem Schrecken merkte er, dass sie wieder feuchte Augen bekam. Schleunigst wechselte er das Thema. “Hey, nur der Vollständigkeit halber – ich weiß auch nicht, was ein Fransengummi ist. Ist das eine Art Geheimwissen? Ein Fachbegriff für einen weiblichen Initiationsritus oder so etwas Ähnliches?” Sie lachte. Es war kein lautes Lachen, eher ein zaghaftes, aber ihre Stimmung hatte sich offensichtlich aufgehellt. Die Heulerei war vorbei.
    Und noch etwas veränderte sich in diesem Augenblick. Er wusste nicht, was es war. Aber bis zu diesem Moment hatte er einfach nur auf dieser kalten Verandatreppe gesessen, die Wärme aus dem Haus im Rücken und den Mond über sich, der außer den Straßenlaternen die einzige Beleuchtung war.
    Jetzt wurde ihm jedoch mit einem Mal bewusst, dass er dicht neben ihr saß. Nicht so nah, dass sie einander wirklich berührten, aber doch nah. Und als sie sich unvermittelt zu ihm drehte und ihm in die Augen sah, wurde ihm schlagartig noch etwas anderes bewusst.
    Vielleicht hatte er schon davor gemerkt, dass sie diese bestimmte Wirkung auf ihn hatte. Wie sollte es auch anders sein? Sie war hinreißend. Und er hatte immer schon einen nicht gerade niedrigen Testosteronspiegel gehabt. Es machte nichts, dass sie ein bisschen exzentrisch und impulsiv war; sein Körper reagierte immer auf eine schöne Frau. Trotzdem, als Mann mit fünfunddreißig Jahren Lebenserfahrung wusste er genug, um die Wölbung an seinem Reißverschluss tunlichst zu ignorieren.
    Wie in ihrem Fall.
    Ein Blick, und er hatte sofort gewusst, dass sie ihn in Schwierigkeiten bringen würde. Nichts, was er von ihr zu hören oder zu sehen bekommen hatte, hatte seine Meinung geändert.
    Nicht er war es also, der sie
so
ansah. Sie war diejenige, die ihn plötzlich anschaute. Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich. Er bemerkte ein kleines Stirnrunzeln, das beinahe im selben Augenblick wieder verschwand, in dem es aufgetaucht war – so, als hätte sie etwas Merkwürdiges entdeckt, mit dem sie nicht gerechnet hatte. Dann lehnte sie sich, zart wie ein Frühlingswind, an ihn. Legte ihm auf einmal eine Hand auf die Schulter. Neigte auf einmal ihren Kopf.
    Küsste ihn plötzlich.
    Verflucht, war ein Mann jemals auf das Armageddon vorbereitet? Ihr Mund war seidenweich, ihr Duft betörend. Sein Körper reagierte, als hätte er seit ewigen Zeiten keinen Sex mehr gehabt. Sein Herz erinnerte sich jäh daran, dass es einsam war. Über alle Maßen einsam. Und sie war genau das, wonach es sich die ganze Zeit gesehnt hatte.
    Noch mehr verdutzte ihn allerdings, dass sie nicht mehr vorzuhaben schien. Es war nur ein Kuss. Ein Kuss, bei dem sie seine Schulter berührt, sein Gesicht in die Hände genommen und dann diese unwiderstehlichen Lippen für eine einzige, wunderbare Sekunde auf seine gelegt hatte. Vielleicht zwei.
    Dann löste sie sich von ihm, sah ihn aber immer noch an. “Danke, Jack”, sagte sie leise, stand auf, und lächelte. Und ging einfach ins Haus. Schloss sogar die Tür.
    Hey, okay, sagte er sich.
Okay.
Aber es war weder hey noch okay. Langsam stand er auf und ging zu seinem Haus zurück. Er sagte sich, dass nichts falsch an dem war, was gerade passiert war. Kein Grund, aus dem Kuss mehr zu machen als das, was er war. Sie hatte offensichtlich nur versucht, ein Danke-fürs-Zuhören auszudrücken. Und das war in Ordnung so.
    Nur … er hatte nicht damit gerechnet, etwas so Ehrliches und Echtes mit ihr zu empfinden.
    Er marschierte zurück ins Haus, hängte seine Jacke auf und roch plötzlich sein verbranntes Abendessen. Sein ziemlich verbranntes Abendessen. Sein ungenießbares, total verbranntes Abendessen.
    Später war der Rauch zwar abgezogen, dafür war Jacks Stimmung reichlich trübe. Er ärgerte sich.
    Das mit der neuen Nachbarin entwickelte sich gar nicht gut.

4. KAPITEL
    I n der ersten Minute, in der sie etwas Zeit für sich hatte, wollte Merry die ganze verwirrende Bandbreite an Gefühlen analysieren, die ihr Nachbar in ihr hervorgerufen hatte. Letzte Nacht hatte sie ziemlich lang über diesen Kuss nachgedacht. Über jenen Typ Mann, der in die Kälte hinausging, um einem fremden Menschen zu helfen. Darüber, wie ehrlich er gewirkt hatte. Und, oh ja, wie sexy.
    Merry glaubte an ihren Instinkt. Glaubte daran, dass es nicht Impulsivität, sondern gesunder Menschenverstand war, der sie wahrnehmen ließ, wie ihr Körper auf die Gegenwart eines

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