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Alle lieben Merry

Alle lieben Merry

Titel: Alle lieben Merry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Greene
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einer Antwort an – aber genau in diesem Moment klingelte das Telefon.
    Konnte heute nicht irgendetwas leicht gehen? Auch nur die winzigste Kleinigkeit? War das wirklich zu viel verlangt?
    Jack stieß die hintere Tür seines Hauses auf. Er strotze nur so vor Energie und guter Laune. Was für ein
großartiger
Tag. Er schnappte sich ein Bier aus dem Kühlschrank, eine Gabel aus der Küchenschublade und trug die zwei weißen Behälter mit chinesischem Essen zum roten Ledersessel im Wohnzimmer.
    Es war nach neun Uhr abends – und er am Verhungern. Und er hatte gemeinsam mit seinen Kollegen über diesen wahnsinnig langen Arbeitstag gemeckert – obwohl er ihn eigentlich gar nicht als schlimm empfunden hatte.
    Es kam ihm immer merkwürdig vor, für etwas, das er gerne machte, so viel bezahlt zu bekommen. Damals am College hatte er seinen Abschluss in Geografie gemacht, obwohl er eigentlich Kryptograf werden wollte. Aus irgendwelchen idealistischen Motiven war er dann zur Navy gegangen, dann zur Einheit für Sondereinsätze, aber sogar beim Militär war man der Meinung gewesen, er müsse seinen Doktor in Mathematik machen. Kein Problem. Sondereinsätze waren für die körperlich Jungen. Der Doktortitel ermöglichte ihm, von der Navy wegzukommen, für die Regierung zu arbeiten und jede Menge Geld dafür zu bekommen, dass er Nachrichten entschlüsselte.
    Verschlüsselte Codes … Er liebte es, sie zu knacken. Manche Leute meinten, er wäre der brillanteste Codeknacker, den es gab – was ziemlich absurd war, wenn man bedachte, dass er nie hinter das Geheimnis seiner eigenen Ehe gekommen war. Manchmal ging er mit zwei verschiedenfarbigen Socken zur Arbeit. Und manchmal stellte er – obwohl er viel Geld hatte – ungedeckte Schecks aus, weil er vergessen hatte, sein Scheckkonto aufzufüllen.
    Aber kaum gab man ihm etwas zu dechiffrieren, war er froh und glücklich.
    Es erfüllte ihn auch mit Stolz, dass er etwas für sein Land tun konnte – aber die Leute würden es als abgedroschen empfinden, wenn er das sagte. Also versuchte er, über lange Arbeitstage und einen öden Schreibtischjob zu jammern. Das war besser, als von seinen Freunden für einen Idioten gehalten zu werden – obwohl er das war.
    Er seufzte laut und zufrieden, griff nach der Fernbedienung, legte seine Füße auf den Couchtisch und verschlang den ersten Bissen War Sui Gui mit Peking-Sauce. Er hatte gestern Abend einen guten alten Steven-Seagal-Film aufgezeichnet. Der war der perfekte Abschluss für einen perfekten Tag. Essen vom Chinesen und ein paar entspannte Stunden voller Action und Blut.
    Und genau jetzt klingelte sein Handy.
    “Jack, ich bin’s, Patty. Ich bin aus dem Urlaub zurück. Es war einfach herrlich. Die ganze Zeit Sonne. Aber ich konnte es gar nicht erwarten, dich anzurufen.”
    “Äh …”
    “Paris war unglaublich. Einfach unglaublich. Obwohl ich zugeben muss, dass ich immer nur daran dachte, wie wundervoll die eine Nacht war …”
    Je mehr sie kicherte und plapperte, desto stärker spürte Jack einen Kloß im Hals. Er konnte sich an niemanden mit dem Namen Patty erinnern. Hatte nicht den leisesten Schimmer, mit jemandem namens Patty geschlafen zu haben. Und verdammt, ganz sicher erinnerte er sich nicht an blaue Seidenschals, mit denen er sie ans Bett gebunden hatte.
    Verflucht.
    Er konnte sich nicht erinnern, überhaupt jemals jemanden mit blauen Schals irgendwo festgebunden zu haben. Obwohl er dem nicht abgeneigt wäre.
    Es gelang ihm, ein Date fürs Wochenende zu vereiteln, indem er behauptete, arbeiten zu müssen. Was nicht stimmte. Aber sogar eine unverbindliche, rein sexuelle Beziehung war doch etwas zu schräg, wenn er nicht mehr wusste, woher er die Frau kannte.
    Eine Spur weniger genüsslich als vorher widmete er sich wieder seinem War Sui Gui – nur, um sich erneut durch das Telefon stören lassen zu müssen. Er starrte den Apparat an. Im Augenblick hatte er wirklich keine Lust auf ein weiteres Gespräch. Das eine hatte ihm genügt.
    Aber weil es einer seiner Jungs sein konnte, musste er abheben. Und er hatte recht gehabt, denn es war Kev.
    “Was gibt’s?”, fragte Jack.
    “Äh, hallo!”
    “Hallo zurück.” Es würde also eines dieser Gespräche werden. Eines von dieser bestimmten Sorte.
    “Cooper ist der Meinung, dass wir ein Auto kaufen sollten.”
    “Ach, dein Bruder ist also dieser Meinung? Ich finde es immer wieder erstaunlich, dass du Coopers Namen ständig erwähnst, wenn du etwas willst. Aber Cooper selbst

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