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Alle lieben Merry

Alle lieben Merry

Titel: Alle lieben Merry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Greene
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geduscht und sich rasiert und versuchte gerade, ein passendes Hemd auszuwählen, als er es unten aufgeregt klopfen hörte. Heather war entweder extrem früh dran oder extrem ungeduldig vor lauter Vorfreude. Er war es vielleicht nicht so sehr – aber in Anbetracht des eisigen Sturms und der glatten Straßen war er erleichtert, dass sie heil angekommen war.
    Eilig schnappte er sich ein Wildlederhemd und knöpfte es zu, während er die Treppe hinunterlief. “Ich komme”, rief er, als er das ungeduldige Klopfen wieder hörte. Er wünschte nur, er würde dieselbe Ungeduld spüren. Zumindest versuchte er es. Verdammt, sie war nett. Man konnte Spaß mit ihr haben. Sie gehörte zu jener seltenen Spezies Frau, die offen zugab, Sex zu brauchen und gelegentlich Lust auf eine Nummer ohne komplizierte Beziehungsgeschichten zu haben. Daran war nichts falsch. Es war ehrlich. Echt.
    Nur, dass er immer das merkwürdige Gefühl hatte, am nächsten Morgen noch einsamer zu sein, als wenn er allein aufgewacht wäre.
    Trotzdem zwang er sich zu einem freundlichen Lächeln, als er durch die Küche zur hinteren Eingangstür ging. Früher war er nie anfällig für diese verfluchte Selbsterkenntnis gewesen. Sie war Teil der geistigen Verwirrung, die ihm zu schaffen machte, seit er eine neue Nachbarin hatte. Aber er konnte das abschütteln. Mit ein bisschen Disziplin, ein bisschen Selbstkontrolle, würde es gelingen. Und mit ein bisschen hemmungslosem Sex.
    Schwungvoll und mit einem Späßchen auf den Lippen öffnete er die Tür: “Ach du meine Güte, wo brennt’s, Heather …?
    Um nur allzu schnell zu merken, dass da keine Heather war. Die beiden Gestalten auf seiner Veranda sahen wie Comicfiguren aus. Seiner Herzfrequenz nach zu urteilen war eine davon Merry – zumindest theoretisch. Tatsächlich aber trug dieser komische Besucher keinen Mantel, nur ein zu großes T-Shirt über den Kleidern, und die nackten Füße steckten – trotz des eisigen Sturms – in Flip-Flops. Aber was sie anhatte, war nicht das Schockierende. Woher kam die viele Farbe? Gelb, Orange, Violett, Grün, Rot. In ihrem Haar, ihrem Gesicht, auf ihren Fingern und ihrem T-Shirt. Ihre Augen, ihre wundervollen dunklen Augen, waren das einzig Normale an ihr.
    Ihn durchzuckte der Gedanke, dass genau das der Grund war, warum er Sex brauchte. Mit irgendjemandem. Egal, mit wem. Er benötigte Hilfe, weil sein Herz beim Anblick dieser Frau pochte wie verrückt. Benötigte dringend Hilfe. Schnell.
    Natürlich hörte er sofort auf, sie anzustarren. Der Comickollege an ihrer Seite musste wohl Charlene sein – die er eigentlich sofort hätte erkennen müssen, wenn man bedachte, dass er sie schon einige Jährchen kannte. Aber er hatte sie nicht mehr aus der Nähe gesehen, seit sie ihr Haar weggesäbelt und sich eine Igelfrisur zugelegt hatte. Außerdem war das Kind ebenso in Farbe getränkt wie Merry, mit dem Unterschied, dass es wenigstens genug Grips gehabt hatte, sich bei der Kälte ein paar Handtücher über die Schultern zu werfen.
    Er brachte kaum ein Wort, geschweige denn eine zusammenhängende Frage heraus. “Was um alles in der Welt …?”
    “Jack, ich störe nur ungern, aber wir stecken in einem fürchterlichen Schlamassel! Ich weiß nicht, was passiert ist, aber das Licht ist ausgegangen. Und alles andere auch. Und …”
    “Wir haben ü
berhaupt
keinen Strom”, ergänzte Charlene.
    “Was nicht so schlimm wäre, wenn wir nicht gerade beim Malen gewesen wären. Wir konnten also nicht saubermachen und nichts berühren, denn die Farbe ist noch feucht. Wir haben uns nicht einmal getraut, etwas überzuziehen – aus Angst, unsere Mäntel und Schuhe mit Farbe zu ruinieren. Und ich habe keine Ahnung, was kaputt ist. Oder was ich tun soll …”
    “Ich habe ihr gesagt, wo der Sicherungskasten ist”, unterbrach Charlene sie. “Aber sie hat gemeint, dass sie eine Sicherung kaum von einem Sicherheitsgurt unterscheiden kann.”
    “Es war so dunkel, dass wir ohnehin nicht die vielen hohen Stufen in den Keller gehen konnten. Es tut mir so leid, dass wir dich stören! Aber ich weiß einfach nicht, was ich tun soll. Wen ich anrufen soll, oder wer …”
    Jack würde nie verstehen, warum Frauen glaubten, ununterbrochen reden zu müssen, wenn es ein Problem gab. Er tat das Naheliegendste: Packte die beiden und zog sie aus der Kälte ins Haus. “So, ihr zwei, nun schön eins nach dem anderen …”
    “Jack, in der Küche herrscht ein schreckliches Durcheinander. Und wir können

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