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Alle lieben Merry

Alle lieben Merry

Titel: Alle lieben Merry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Greene
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Gewehren macht, Kleines. Aber ich weiß, wie man Spaß hat. Komm, los geht’s.”
    “Wohin?”
    “Hinaus.”
    Das arme Häschen war noch nie Rollschuh gelaufen. Hatte noch nie in einem Laden komische Hüte aufprobiert. Hatte noch nie im Auto aus voller Lunge gesungen.
    “Du bist nicht normal”, sagte Charlie.
    “Oh, danke sehr.”
    Das entlockte Charlie ein Lächeln.
    In der Zwischenzeit hatte Merry ihr schon einige Male ein Lächeln entlocken können – nur eben kein spontanes, herzliches Lachen. Charlie ging mit ihr mit, widersprach nicht, beklagte sich nicht. Aber sie schien sich einfach nicht wirklich locker oder entspannt fühlen zu können.
    Merry strengte sich noch mehr an. Der Tag war erst zur Hälfte vorüber. Nachdem sie zu Mittag Fast Food geholt hatten, fuhr sie eine Weile in der Gegend umher, um neue Ideen zu bekommen. Gleichzeitig lernte sie dabei die Stadt besser kennen. Es war eine altmodische Stadt im Neu-England-Stil, mit hohen weißen Kirchtürmen, Backsteinhäusern und vielen Straßen, die nach Bäumen benannt waren: Eichenstraße und Ahornweg, Nelkenzimtbaumgasse und Kastanienallee. Aber es war furchtbar schwierig, sich zurechtzufinden, weil die Straßen alle so kurvig waren, sich um Hügel schlängelten und dann wieder bergauf und bergab führten.
    Schließlich fragte Charlie ungläubig: “Sie würden ja wirklich nicht einmal allein den Weg aus einer Parklücke finden, oder?”
    “Hey”, sagte Merry. Sie bemühte sich, verletzt zu klingen, aber in Wahrheit war sie entzückt. Es war eine echte, spontane Beleidigung. Das bedeutete sicherlich, dass sie beide Fortschritte miteinander machten, nicht wahr? Und genau in diesem Augenblick, als sie in eine Straße einbog, die sie noch nie zuvor gesehen hatte, tauchte vor ihnen ein Bastelladen auf.
    “Ich bastle nicht”, betonte Charlie.
    “Wir werden nicht
basteln.
Wir werden malen.”
    “Aber ich male auch nicht.”
    Auch Merry war keine Malerin, aber der Laden hatte sie auf eine Idee gebracht. Alles wäre besser als diese fürchterliche moderne Kunst an den Wänden, richtig? Also schob sie Charlene vor sich in den Laden und kam um zweihundert Dollar ärmer wieder heraus. Zweihundert Dollar, die sie sich eigentlich nicht leisten konnte, weil ihr kaum jemand glauben würde, dies sei eine notwendige Ausgabe eines Vormunds. Aber Hauptsache, sie hatten Leinwand und Pinsel und unzählige Farbdosen.
    “Ich habe keine Ahnung, was wir mit diesem Zeug machen sollen.”
    “Ein paar Bilder für die Wände malen.”
    “Aber ich kann nicht malen. Wirklich nicht.”
    “Natürlich kannst du. Ich
weiß
, dass wir etwas Schöneres malen können als dieses grüne Skelett.”
    Charlie wusste, welches Bild sie meinte. “Aber das ist Kunst, Merry. Deshalb hat mein Dad all diese Bilder gekauft. Er hat gesagt, sie würden einmal einen Haufen Geld wert sein.”
    “Vielleicht werden sie das. Es wäre toll. Nimm es als unerwarteten Geldsegen, falls sich diese Machwerke wirklich einmal als Kunstschätze entpuppen.”
    “Machwerke?”
    “Egal. Worauf ich hinauswill, ist, dass es keinen Grund gibt, diese Bilder nicht in einer schönen, sicheren Kammer zu verstauen, nicht wahr? Ich meine, nur für den Fall, dass du etwas malst, das dir besser gefällt und das du auch wirklich jeden Tag sehen möchtest.”
    Am Nachmittag verdunkelte sich der Himmel plötzlich zu einem unheimlichen Schwarz. Als sie daheim aus dem Auto stiegen, trieb der Wind sie regelrecht vor sich her ins Haus. Merry bezweifelte zwar, dass ein Wintersturm in Virginia mit einem schweren Blizzard in Minnesota mithalten konnte, aber er war jedenfalls eine gute Gelegenheit, es sich drinnen gemütlich zu machen.
    Charlie beobachtete Merry argwöhnisch bei ihren Vorbereitungen. Nachdem sie den Küchenboden mit Zeitungspapier ausgelegt hatte, schob sie die Küchenstühle so zusammen, dass man sie als provisorische Staffelei verwenden konnte. Die Stühle hatten zwar nicht die richtige Höhe für die großen weißen Leinwände, aber ihr fiel keine Alternative ein. Charlie brachte ein paar alte T-Shirts als Malerkittel, und Merry holte die Pinsel und Farbtöpfe. Zum Schluss schaltete sie als Kontrastprogramm zum düsteren Nachmittag alle Lampen ein und machte Musik an – guten, lauten, mitreißenden Rock’n Roll. “Okay, gib Gas!”
    “Wie, Gas geben?”
    Merry zeigte es ihr, indem sie einen Pinsel tief in sonnengelbe Farbe eintauchte und ihn schwungvoll auf ihre Leinwand klatschen ließ. “Jetzt

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