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Alle lieben Merry

Alle lieben Merry

Titel: Alle lieben Merry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Greene
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Schnell lief er hinter das Haus. Er wusste sofort, was das Problem war. Zwei Birken neben der Veranda. Den meisten Menschen gefiel die weiße Rinde dieser Bäume, aber Jack kannte sich mit Holz aus. Er wusste, dass Birken nicht sehr robust und außerdem anfällig für Baumkrankheiten waren. Also war eine von Charlies Birken wahrscheinlich morsch gewesen. Wie auch immer. Ein großer Ast war unter dem Gewicht des Schnees gebrochen, auf die Hauptstromleitung und dann auf das Dach gefallen.
    Natürlich bedeutete in diesem Fall die Diagnose des Problems nicht die Lösung.
    Man musste beim Elektrizitätswerk anrufen. Und er musste in das Haus und nachschauen, ob der Ast das Dach so stark beschädigt hatte, dass irgendwo ein Loch war. Der Gedanke, dass Merry oder Charlene sich in der Nähe dieser Stromleitung aufhielten, bereitete ihm Unbehagen.
    Fluchend ging er die Stufen zur Hintertür hinauf, die Merry – wie er staunend feststellte – dieses Mal sogar geschlossen hatte.
    Er schaltete seine Taschenlampe ein. Krisensituation hin oder her – er nahm sich die Zeit, seinen Blick ausgiebig und ungläubig über das Desaster in der Küche schweifen zu lassen.
    Dass die beiden Mädchen die Nacht in diesem Haus verbringen sollten, erschien ihm plötzlich als absolute Horrorvorstellung. Es würde sie zwar nicht umbringen, ohne Strom hier zu schlafen, und die zwei würden in dem Haus, das ja noch lange nicht ausgekühlt war, auch nicht erfrieren. Aber … er wusste Bescheid.
    Jemand, der in der Lage war, ein dermaßen großes, dermaßen ungeheures, preisverdächtiges Chaos anzurichten, spielte nicht in der Pfadfinderliga.
    Von der Auskunft ließ er sich die Notrufnummer der Elektrizitätsgesellschaft geben. Während er durch die Zimmer in Charlies Haus ging und kontrollierte, ob alles in Ordnung war, wartete er darauf, dass jemand abhob.
    Erst dann durchzuckte ihn wie ein Blitz aus heiterem Himmel der Gedanke, dass er eigentlich ein Date mit Heather hatte.

6. KAPITEL
    M erry drehte die Dusche in Jacks oberem Badezimmer ab und angelte sich ein Handtuch. Endlich war ihr wieder warm. Unglücklicherweise änderte die Tatsache, warm und sauber zu sein, nichts an ihrer gedrückten Stimmung.
    Sie war es gewohnt, dass manche Leute sie für ein dummes Huhn hielten. Gewohnt, dass man sogar von ihr dachte, sie sei unberechenbar, impulsiv und nicht immer ganz verantwortungsbewusst. Ihre Fehler waren ihr bewusst. Aber, meine Güte, sie konnte sich nicht erinnern, sich jemals derartig als Versagerin gefühlt zu haben.
    Sie stieg aus der blau gekachelten Dusche, trocknete sich rasch ab und zog sich das University-of-Virginia-Sweatshirt an. Jack hatte erklärt, es gehöre einem seiner Söhne. Die Zwillinge mussten also so groß und schlank sein wie ihr Vater, denn das Sweatshirt reichte ihr wenig kleidsam bis zu den Knien.
    Es gab auch sonst nichts, um den Rest ihrer Erscheinung ein wenig zu verschönern. Der Badezimmerschrank der Jungs beinhaltete jede Menge Zeug – Pflaster, Wundsalben, Mullbinden, verschiedene Sorten Zahnpaste und Deodorants. Aber es gab keinen Kamm, keine Unterwäsche, keinen Lippenstift. Gar nichts. Nur einen Haufen Kleider mit Farbflecken. Ach ja, und das Schuldgefühl, das an ihrem Gewissen nagte.
    Endlich,
endlich
, war es gut mit Charlene gelaufen – bis der Strom ausfiel. Und jetzt hatte sie Jack in ihre Probleme hineingezogen, als wäre sie dieser unterstützungsbedürftige, hilflose Typ Frau. Was sie, zugegeben, auch war – zumindest wenn sie auch nur am Rande mit Maschinen oder Technik zu tun hatte. Sie wünschte, sie hätte vorhin vehementer gegen sein Angebot, die Dusche zu benützen und zu helfen, protestiert – aber die Wahrheit war, dass sie total dankbar war, die Farbe aus ihrem Gesicht und aus den Haaren zu bekommen. Sie hatte schon begonnen einzutrocknen und auf ihrer Haut zu jucken.
    Es dampfte nur so nach draußen, als sie die Badezimmertür öffnete. Sie ging in Richtung Treppe, machte aber kehrt, als sie merkte, dass sie in die falsche Richtung gelaufen war. Als sie vorhin ins Bad gegangen war, war sie nicht an Jacks grauschwarzem Schlafzimmer vorbeigekommen. Sie nahm an, dass es seines war – denn es war riesig und hatte ein Bett, das groß genug war, um darin eine Orgie zu feiern. Oder zwei. Fast wäre sie stehen geblieben, denn, verflucht, sie war nun einmal unglaublich neugierig …, aber dann meldeten sich ihre Schuldgefühle wieder und sie lief nach unten, um Charlene zu suchen.
    Das

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