Alle lieben Merry
korrigierte sie und lächelte ihn herzlich an.
Und schon pflanzte sich auch Kevin vor ihr auf. Seine Jungs hatten wahrlich einen guten Blick. Sie waren zwar jung, aber sie erkannten, wenn eine unglaublich hübsche Frau vor ihnen stand. “Ich bin Kevin. Aber alle nennen mich Kicker.”
“Kicker? Wie beim Fußball?”
“Genau, wie beim Fußball.”
“Ich wusste, dass es mit einem Sport zu tun hat, bei dem ein Ball vorkommt.”
Jack zuckte zusammen. Seine Söhne ließen sich Gott sei Dank nichts anmerken. Bei ihnen war es eindeutig Liebe auf den ersten Blick. Jack war froh, dass die beiden nicht vor lauter Begeisterung zu sabbern anfingen. Merry wiederum mochte sich zwar im Sport nicht auskennen, aber sie war klug genug, nicht “Ihr seht euch aber ähnlich” zu sagen – oder eine entsprechende Bemerkung zu machen, mit der Erwachsene Kinder meistens sofort abschreckten.
“Wir finden Ihr Auto toll”, sagte Kicker.
“Stimmt genau”, bestätigte Cooper. “Seit wir hier sind, bewundern wir es immer wieder. Es ist extrem cool.”
Jack holte tief Luft. Dass er es tun musste, irritierte ihn sehr – er war sich nicht bewusst gewesen, dass er unwillkürlich den Atem angehalten hatte. Irgendetwas war an Merry, etwas verdammt Gefährliches. Und zwar eindeutig abgesehen davon, dass sie ein bisschen schrullig war.
Charlene gesellte sich zu den Jungs, und die drei unterhielten sich über den Mini Cooper wie alte Kumpels.
“Er hat hinten Scheibenbremsen und Vierrad-ABS”, erklärte sie.
“Fünfgangschaltung?”, fragte Kicker.
“Ja. In der Stadt braucht er sogar nur sieben Liter.”
“Und die Motorleistung?”
Aus Charlie sprudelten Leistungsangaben und andere Zahlen nur so heraus. Merry schien davon noch nie gehört zu haben, denn sie schaute völlig verdutzt drein. Aber schließlich schaltete sie sich mutig in das Gespräch ein. “Um ehrlich zu sein, habe ich mich für das Auto entschieden, weil es blau ist und beheizte Sitze hat.”
Charlene warf Jack einen Blick zu, als wollte sie sagen: “Sehen Sie? Wissen Sie jetzt, was ich vorhin gemeint habe?”
Aber seinen Jungs schien es nichts auszumachen. Sie äußerten sich angetan von der “verwegenen” blauen Farbe und dem Design des Wagens und gaben Merry das Gefühl dazuzugehören.
Sobald das Grüppchen das Autothema zu Ende besprochen hatte, schaute Merry wieder zu Jack. Ihr Blick war nun gelassener, und auch er hatte sich in der Zwischenzeit glücklicherweise wieder etwas gefasst.
“Ich schwöre, ich wollte dich nicht so lange aufhalten. Ich hatte Charlie nur gebeten, zu fragen, ob du eventuell eine Batterie hast. Aber als sie so lange nicht zurückgekommen ist, habe ich mir Sorgen gemacht.”
Cooper – sein schüchterner Sohn, der nie sonderlich gesprächig war, schon gar nicht in Gegenwart fremder Erwachsener – sagte sofort: “Charl wollte gleich wieder nach Hause. Aber dann haben wir über diese Tanzveranstaltung geredet, die am Valentinstag in der Schule stattfindet.”
“Ja, ihre Schule organisiert sehr viel für die Kinder. Das ist wirklich großartig”, bemerkte Merry fröhlich.
Noch bevor Charlene protestieren und einwerfen konnte, wie sehr ihr davor graute, fuhr Cooper – dieser neue, kommunikative Cooper – fort: “Wir haben uns ein bisschen darüber unterhalten, dass Sie und Dad eigentlich gemeinsam hingehen könnten. Weil die Schule ja Begleitpersonen braucht.”
Merry stutzte. “Euer Dad? Aber ich kann mir nicht vorstellen, warum er gern mitgehen wollte.”
Sehr richtig
, hätte Jack am liebsten kommentiert. Sie konnte doch unmöglich annehmen, dass er gern auf einer Highschool-Tanzveranstaltung den Begleiter abgeben würde. Wie sollte auch nur irgendjemand so etwas von ihm denken?
Doch Cooper zuckte auf seine schüchterne, jungenhafte Art die Achseln. “Wir alle dachten eben … es kann für Sie ja hier nicht einfach sein. Sie sind neu in der Stadt, Sie kennen keine Eltern … Aber Kicker und ich waren beide auf dieser Schule, und daher kennt Dad die Lehrer und alle anderen Leute. Und wenn er mit Ihnen gemeinsam ginge, müssten Sie nicht alleine dort herumstehen.”
Charlene sah Cooper nun an, als wäre er ein Gott.
Jack hingegen betrachtete seinen Sohn mit väterlicher Sorge. Hatte Cooper vielleicht den Verstand verloren? Kicker, nicht Coop, war doch derjenige, der ganz nach seinem Vater kam, wenn es darum ging, hin und wieder Blödsinn zu verzapfen. Coop hatte bisher noch nie irgendwelche Märchen
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