Alle lieben Merry
du meinst. Und überhaupt – selbst wenn sie wie eure Mom wären, verstehe ich nicht, was daran falsch sein soll.”
Coop ließ sich neben Kicker, der bereits gebannt auf den Fernseher starrte, auf die Couch fallen. Beide Jungs nahmen gerade ihre siebte oder achte Tagesmahlzeit ein – nicht gezählt die Snacks zwischendurch, wie Popcorn und Süßigkeiten. U Conn hatte gerade einen Punkt erzielt. Die Zwillinge sprangen gleichzeitig auf, brüllten vor Begeisterung, rannten um den Couchtisch und ließen sich dann wieder auf ihre Plätze plumpsen.
Jack fuhr sich mit einer Hand übers Gesicht. Die beiden waren zwar über einen Meter achtzig groß, aber immer noch wie Hundebabies. Sie hatten gelernt, selbständig aufs Töpfchen zu gehen, aber waren noch weit davon entfernt, sich wirklich zivilisiert zu benehmen. Und da er sich noch zu gut daran erinnern konnte, wie er mit fünfzehn war, wusste er genau, dass die beiden neunundneunzig Prozent der Zeit mit ihren Hormonen dachten. Niemand hörte auf einen Fünfzehnjährigen. Er konnte genauso gut gegen den Wind reden.
“Coop”, begann er schließlich, als der Jubel aus dem Fernseher wegen des U-Conn-Punktes verklungen war.
“Beruhige dich, Dad. Ich wollte kein Drama auslösen.”
“Ich habe nicht gesagt, dass du das getan hast. Ich wollte nur wissen, wie du es meinst. Das wegen der Frauen, mit denen ich mich getroffen habe – also zumindest wegen derjenigen, mit denen ihr mich gesehen habt. Wie ihr darauf kommt, dass sie wie eure Mutter sind.”
Kicker reagierte nicht. Man merkte, dass auch Cooper nicht unbedingt Lust hatte, diese Frage zu beantworten, aber er tat es – den Blick starr auf den Fernseher gerichtet. “Weil sie es sind. Ihnen ist die Arbeit wichtig. Sie sind, hm, ehrgeizig. Es geht ihnen hauptsächlich um Karriere. Sie haben denselben Lebensstil wie Mom – jede freie Minute muss genutzt werden. Sie treffen sich mit dir, wenn es ihnen gerade passt. Und du triffst sie, wenn es dir gerade passt.”
“Und was ist daran falsch?”
“Ich habe nicht gesagt, dass irgendetwas daran falsch ist. Ich meine nur, dass Merry anders ist. Sie denkt sich bei einem Mann nicht, ‘Oh, vielleicht habe ich jeden dritten Freitag im Monat Zeit, ihn zu sehen. Ich schaue mal schnell in meinen Terminkalender’.”
“Du sprichst in Rätseln. Es ergibt für mich überhaupt keinen Sinn. Abgesehen davon – keine, mit der ich mich getroffen habe –
keine
– war wie eure Mutter.”
“Okay.”
“Ich habe nicht die Absicht, wieder zu heiraten. Es gibt auch keinen Grund, warum ich es tun sollte. Ich bin völlig glücklich mit meinem Leben, wie es jetzt ist.”
“Okay.”
“Es ist nichts falsch daran, wenn eine Frau ihren Beruf ernst nimmt. Ich habe eure Mutter deswegen nie kritisiert …”
“Ich weiß, Dad.” Cooper tätschelte ihm tröstend das Knie und bedachte dann den Schiedsrichter mit einer wüsten Beschimpfung.
Es verwunderte Jack, dass sein Sohn sich so irren konnte. Woher bloß hatte er die Idee, dass die Frauen, die er nach der Scheidung kennengelernt hatte, wie Dianne waren? Klar, er hatte seither nur unverbindliche Beziehungen gewollt. Selbstverständlich bedeutete das, dass er sich nur auf Frauen einließ, die dieselben Spielregeln hatten wie er.
Aber das war nicht das Gleiche, wie sich Frauen auszusuchen, die wie seine Exfrau waren. Das würde bedeuten, dass er, der bereits einmal abgeschossen worden war, sich wieder als Zielscheibe anböte. Das wäre idiotisch. Masochistisch. Dumm.
Niemand hatte ihn je so verletzt wie Dianne. Er ertappte sich gelegentlich dabei, wie er mit Sarkasmus reagierte, wenn andere Männer sich beklagten und jammerten, weil sie von ihren Frauen betrogen wurden. Wenn sie wegen eines anderen verlassen wurden.
Das hätte Jack nur halb so viel ausgemacht, wie wegen eines Jobs den Laufpass zu bekommen. Genau so hatte Dianne es zwar nicht formuliert, aber es lief aufs selbe hinaus. Er war ihr nicht genug gewesen. Seine Liebe, alles, was er ihr in Form eines Zuhauses, einer Ehe und gemeinsamer Kindererziehung bieten konnte, hatte offensichtlich nicht gereicht … im Vergleich zu einem Job, den sie lieber wollte.
In ihrem Beruf hatte es so viele Möglichkeiten gegeben. Er hatte sich ihr nie in den Weg gestellt. Ihren Erfolg immer gewürdigt. Aber er hatte seinen Arbeitsplatz nicht einfach aufgeben und woanders hingehen können, und als sie einen Job angeboten bekommen hatte, für den ein Umzug notwendig gewesen war … nun,
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