Alle lieben Merry
Dienstagabend gemacht hat?”
“Nein.” Und Jack war sich fast hundertprozentig sicher, dass er es eigentlich auch gar nicht wissen wollte.
“Sie hat uns beiden Mayonnaise in die Haare geschmiert. Und das war noch nicht alles. Nachher hat sie Mehl, Sauerrahm und Orangensaft in den Mixer getan und es uns dann ins Gesicht geschmiert. Sie hat gemeint, es wäre eine Schönheitsmaske. Dann hat sie meine und ihre Hände in Crisco Pflanzenöl getaucht. Und dann mussten wir eine halbe Stunde Handschuhe tragen.”
“Äh …”
“Es ging ihr darum,
Spaß
zu haben, Mr. Mackinnon. Sie hat pausenlos davon geredet, dass man jede Menge von diesem Mädchenkram machen kann, ohne dafür massig Geld ausgeben zu müssen, indem man einfach Sachen verwendet, die es sowieso in der Küche gibt.” Charlene vergrub das Gesicht in den Händen. “Noch mehr davon halte ich bald nicht mehr aus. Aber das Schlimmste, das absolut Schlimmste …”
“Was ist das Schlimmste?” Wenn das Kind alt genug gewesen wäre, hätte er ihm einen Drink eingeschenkt. Aber so konnte er sein Mitgefühl nur ausdrücken, indem er ihr eine Schüssel mit frischem Popcorn in die Hand drückte und eine Dose Saft für sie öffnete.
“Das Schlimmste ist dieser Tanz am Valentinstag, am Freitag in einer Woche. Es ist die erste Tanzveranstaltung für die Sechstklässler. Und ich will da nicht hin.”
“Dann … geh nicht hin”, schlug er vorsichtig vor.
“Ja, das habe ich auch gesagt. Nur hat dann die Schule angerufen und Merry dazu gebracht, als Begleitperson mitzukommen. Also muss ich jetzt hingehen. Selbst wenn ich wollte – und ich nähme lieber einen Schluck Essig, als auch nur in die Nähe dieser Veranstaltung zu kommen – würde ich trotzdem nicht hingehen, wenn sie meine
Begleitperson
ist. Ich meine, was soll das? Das ist ja ätzend!”
“Kannst du ihr nicht einfach erklären, wie du darüber denkst, Charl?”
Charlene machte sich über das Popcorn her. Die Jungs hatten es offenbar gerochen, denn sie kamen mit ihren großen, schlaksigen Körpern wie ungeschickte Giraffen in die Küche gestakst und nahmen in der Nähe der Popcornschüssel Platz – nachdem sie das Spiel am Fernseher in der Küche eingeschaltet hatten.
“Sie verstehen nicht, worum es geht”, sagte Charlene verzweifelt. “Ich kann es ihr nicht sagen. Sie macht diesen ganzen Kram ja für
mich.
Jedes Mal, wenn ich ihr sage, dass ich etwas nicht mag, schaut sie, als hätte ich sie geschubst. Und seit Mrs. Innes bei uns war – das ist die Frau vom Gericht –, kennt Merry überhaupt keine Gnade mehr. Jede Sekunde, in der wir nicht gerade schlafen, denkt sie sich Mädchenkram aus. Können Sie mir nicht helfen?”
Jack sah zu seinen Jungs. “Süße, ich würde dir gerne helfen. Aber was soll ich tun?”
“Ich weiß es nicht. Aber es muss eine Möglichkeit geben, aus dieser Geschichte mit dem Tanzen rauszukommen. Und ich habe mir gedacht, dass Sie … also, dass Sie sich damit auskennen. Mit Frauen und so. Dass Sie deshalb ein paar Ideen für mich haben. Ich halte es so nicht mehr lange aus. Jeden Morgen wache ich auf und frage mich, was sie als Nächstes vorhat.”
Kicker klopfte ihr brüderlich auf den Rücken. Es war offensichtlich seine Art, sie zu trösten. Cooper allerdings – jener Sohn, den er nie so recht verstand und der ständig Sachen machte, die Jack völlig verblüfften – sagte: “Du hast es wirklich nicht leicht, Knirps. Aber ich habe eine Idee.”
“Echt? Her damit!”
“Sieh zu, dass Dad mit ihr hingeht.”
“Was?”, sagte Jack.
“Was?”, sagte Charlene.
“Du weißt schon. Er soll mit ihr gehen. Als ihr Begleiter bei dieser Tanzveranstaltung. Auf diese Weise ist sie mit ihm beschäftigt – und du kommst dir nicht die ganze Zeit beobachtet vor.”
“Das ist eine schwachsinnige Idee”, sagte Jack streng zu seinem Sohn.
Cooper zuckte die Achseln. “Ich habe nicht behauptet, dass es eine
gute
Idee ist. Aber außer mir hat ja keiner auch nur
irgendeine
Idee gehabt.”
“Tja, sie ist trotzdem bescheuert”, erwiderte Jack.
Charlene allerdings schien plötzlich eine Spur weniger düster gelaunt zu sein. “Sie ist bescheuert”, stimmte sie zu, “aber es wäre auf jeden Fall besser, als wenn Merry allein hingeht und bei dieser Tanzerei nichts anderes zu tun hat, als ständig an mir zu kleben.”
Kicker schob sich noch eine Handvoll Popcorn in den Mund. “Du kannst auch so tun, als wärst du an dem Tag krank.”
Wieder schien Charlenes
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