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Alle lieben Merry

Alle lieben Merry

Titel: Alle lieben Merry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Greene
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mit Lucy oder Nick stets ein Garant dafür, dass es einem danach besser ging. Nur dieses Mal fühlte sie sich nach der Unterhaltung noch einsamer und isolierter als vorher. So, als wäre Virginia eine Galaxie entfernt von allen Menschen, mit denen sie reden konnte. Hm, sie brauchte Unterstützung von jemandem. Von irgendjemandem. Sie hatte einen Dad, Schwestern und Freunde, die sie liebten, aber es war nicht das Gleiche, wie jemanden ganz real an ihrer Seite zu haben – jemanden, der sah, was sie machte, sah, womit sie zu tun hatte und ihr zu verstehen half, ob sie mit Charlie auf dem richtigen Weg war.
    Was Lucy auch gesagt hatte – es ging hier nicht um ihre Mutter. Bestimmt nicht. Es ging um das Hier und Jetzt.
    Im selben Augenblick, als sie das Telefon aus der Hand gelegt hatte, wurde sie unglücklicherweise mit einer akuten Krise in diesem Hier und Jetzt konfrontiert. Es rauchte gewaltig aus dem Topf am Herd.
    Charlie kam in die Küche. Ihre Hände und Wangen glänzten vor Schmieröl. “Puh. Was stinkt hier so?”
    Mein Leben?
, dachte Merry. Konnte sie nicht einmal etwas richtig machen?
    Aber sie antwortete fröhlich: “Du hast Glück. Mir ist gerade ein tolles Essen mit viel Gemüse angebrannt. Also kriegst du jetzt Hamburger mit Käse.”
    “Oh, vielen Dank”, sagte Charlie ganz begeistert.
    Jack pirschte sich so an den Supermarkt heran, als würde er um Mitternacht durch eine dunkle Gasse schleichen: rasch, vorsichtig, wachsam und mit eingezogenem Kopf.
    Es war einer dieser riesigen Läden. Es gab eine annehmbare Werkzeugabteilung, ziemlich gute Sportartikel und Bücher. Und ja, natürlich gab es auch Lebensmittel. Nur … es gab so viele Gänge. So viel
Supermarkt.
Wie sollte ein Mann sich da nicht unsicher fühlen?
    Er schnappte sich einen Einkaufswagen und lief los – wenn schon, musste er es schnell hinter sich bringen, noch bevor die Panik ihn packen konnte. Zuerst Obst und Gemüse. Die Jungs brauchten viel frisches Obst, und in diesem Gang gab es jede Menge davon. Außerdem brauchte er es nicht zu kochen. Seine Gedanken wanderten zu Cooper. Er spürte nur zu gut, dass etwas mit Coop los war. Was genau, dessen war er sich nicht sicher. Aber der Junge schien in den letzten Wochen viel zu still und verhielt sich so, als wäre er durch irgendetwas abgelenkt.
    Als er allerdings in den Gang mit den Orangen und Äpfeln einbog, vergaß er seinen Sohn. Beide Söhne. Und jeden anderen Bezug zur Realität.
    Bis zu diesem Augenblick war ihm nicht bewusst gewesen, wie intensiv er Merrys Hinteransicht schon studiert hatte, aber Fakten waren nun mal Fakten. Er hätte diesen besonders verführerischen Po überall wiedererkannt. Sie stand mit dem Rücken zu ihm. Über dem Bund ihrer Sporthose war ein winziger Teil des Tattoos zu erkennen, das er noch nicht zur Gänze zu Gesicht bekommen hatte. Oben trug sie zwei langärmelige T-Shirts übereinander. Ihre Jacke hatte sie in den Einkaufswagen gelegt. Ihr Hinterteil sah delikater aus als alle Köstlichkeiten, die es hier zu kaufen gab. Viel delikater.
    Aber, rechtfertigte sich Jack vor sich selbst, das war nicht der Grund, warum er stehen geblieben war.
    Sein Nachbar unterhielt sich mit ihr. Robert war der, den die Jungs von der Pokerrunde Boner nannten, wenn sie unter sich waren. Es war ein passender Spitzname für einen Mann, der mit Lichtgeschwindigkeit von einer Frau angetörnt wurde. Im Grunde war er in Ordnung. Er war ein guter Kumpel beim Pokern. Jack fiel jedoch sofort auf, wie er seinen Einkaufswagen Merry so in den Weg gestellt hatte, dass sie nicht weiterkam. Er sah, wie er dastand. So lässig. Mit diesem idiotischen, jungenhaften Grinsen.
    “Ich habe mich schon gefragt, wie es Ihnen wohl geht, so ganz allein in dem großen Haus.”
    “Ich habe ja Charlie. Also bin ich nicht allein. Aber es geht uns sehr gut, danke.”
    Jack hörte den harmlosen Wortwechsel, aber er war immer noch argwöhnisch. Boner war seit ewigen Zeiten verheiratet, spielte gern Golf und hatte zwei Kinder und eine Frau, die kreischte, wenn sie lachte. Aber er war nicht treu. Jack wusste es, wie man als Mann über einen anderen Mann einfach Bescheid wusste, ohne viel darüber reden zu müssen.
    Es war ihm egal. Das war Boners Sache. Und weiß Gott, er brauchte nicht noch mehr Berührungspunkte mit Merrys Leben. Je öfter er in ihrer Gegenwart war, desto öfter schienen sie sich “versehentlich” zu berühren … Aber Jack hatte schon als Sechzehnjähriger nicht mehr an diese

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