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Alle lieben Merry

Alle lieben Merry

Titel: Alle lieben Merry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Greene
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“Ach Lucy, ich freue mich so für euch.”
    “Jetzt bist aber du an der Reihe. Wie um alles in der Welt geht es dir?”
    Merrys fröhliches Lächeln verschwand. Wer wusste schon, wie viel sich in ihr angesammelt hatte? Ihr ewiger Optimismus schien sich plötzlich unter den Kühlschrank zu verkriechen. “Wahrscheinlich … nicht so gut”, gab sie zu. Und dann sprudelte es nur so aus ihr heraus. Das Fußballtraining, bei dem sie im Regen gesessen hatte. Die Mal-Orgie. Die Suche nach dem Postamt und wie sie sich dabei verlaufen hatte. Charlies Outfit. Der Furcht einflößende Anwalt. Die noch Furcht einflößendere Verfahrenspflegerin. Die sieben Dutzend Kekse, die sie letzte Woche für den Elternbeirat gebacken hatte. Die bevorstehende Tanzveranstaltung.
    Sie
sagte
nicht, dass sie sich unfähig und fehl am Platz fühlte, aber wenn ihre älteste und beste Freundin es nicht heraushören konnte, dann konnte es niemand.
    Schließlich unterbrach Lucy sie. “Du entwickelst dich zu einer richtigen Allroundmom.”
    “Ich bemühe mich jedenfalls sehr.”
    Lucy schwieg einen Moment. Merry hörte, wie sie Eiswürfel in ein Glas gab und umherging. Dann sagte ihre Freundin: “Erinnerst du dich, als du bei dieser Versicherung gearbeitet hast? Der schreckliche Typ, der dich so weit gebracht hat zu glauben, du seiest manisch-depressiv? Weil du die ganze Zeit fröhlich warst. Und er meinte, kein Mensch könne dermaßen fröhlich sein. Es wäre einfach nicht normal.”
    “Hey, müssen wir diese Geschichte ausgraben?”
    “Ich will dich damit nicht ärgern, Merry. Ich versuche nur, dir zu sagen, dass du jemand bist, der nie etwas halbherzig macht. So warst du schon immer. Du gibst nicht hundert Prozent. Du gibst fünfhundert Prozent. Und jetzt versuchst du, dich plötzlich zu fünfhundert Prozent in eine perfekte Mom zu verwandeln.”
    “Was ist daran falsch?”
    “Nichts, du Dummerchen. Außer, dass sich alles um das Kind dreht. Was ist mit
dir?
Wo bleibst du mit deinen Bedürfnissen und Wünschen?”
    “Was ich will, ist, dass Charlie glücklich ist.”
    “Das verstehe ich, Mer. Aber du hast kein Wort darüber verloren, dass du dir ein eigenes Leben dort aufbaust. Ich meine, bist du ausgegangen? Hast du ein paar nette Männer getroffen? Warst du irgendwann einmal tanzen? Shoppen? Ich kann mich nicht erinnern, dass du dich jemals im Frühling nicht für drei Hobbykurse angemeldet hättest – auch wenn du sie nie fertig gemacht hast.”
    “Aber ich bin doch noch nicht lange hier. Ich hatte noch keine Zeit, über mich selbst nachzudenken. Irgendwann werde ich schon wieder egoistisch, glaub mir.”
    “Es geht nicht um Egoismus oder Selbstlosigkeit. Es geht darum, dass du dich überforderst.”
    “Wie auch immer, Lucy. Das ist es wert, wenn es Charlie hilft. Sie hat Schreckliches durchgemacht.”
    “Es ist wegen deiner Mutter, nicht wahr?”
    Nun war es Merry, die schwieg. “Es ist wegen Charlie.”
    “Das weiß ich. Aber ich weiß auch, dass wir nie über deine Mutter reden. Wir tun immer so, als hätte es sie nie gegeben. Aber als du dich für diese Vormundschaft entschieden hast, ohne die Sache noch einmal zu überdenken …”
    “Ich habe sie tausendmal überdacht!”
    “Trotzdem, es ist nicht das Gleiche, wie einen Kurs in Yoga, Erste Hilfe oder was auch immer zu belegen. Du hast dein ganzes bisheriges Leben auf den Kopf gestellt, um das hier zu machen. Ich habe nie gedacht, dass es nur eine impulsive Entscheidung von dir war. Es war auch nicht im Entferntesten eine Laune.”
    “Überhaupt nicht. Egal, was andere darüber denken.”
    “Und du hattest immer schon ein riesengroßes Herz. Aber trotzdem, die Art, wie deine Mutter sich davongemacht hat … die Gründe, warum sie es getan hat …”
    “Ich bin nicht wie meine Mutter”, platzte es aus Merry heraus. Sofort hätte sie sich am liebsten auf die Zunge gebissen. Sie war zu alt dafür, dieses alte Mantra wieder herunterzuleiern. Seit Jahren war ihr weder dieser Satz herausgerutscht, noch hatte ihre Stimme so jugendlich und verteidigend geklungen.
    “Ich weiß, dass du nicht so bist.”
    “Ich würde
niemals
ein Kind im Stich lassen.”
    “Ich weiß.”
    “Mir könnten nie Geld oder ein gewisser Lebensstil wichtiger sein als das, was ein Kind braucht. Ich verlasse ganz sicher kein Kind, selbst wenn es mich mein Leben kosten sollte.”
    Verdammt. Merry war entsetzlich enttäuscht, nachdem sie das Telefonat beendet hatte. Normalerweise waren Gespräche

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