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Alle lieben Merry

Alle lieben Merry

Titel: Alle lieben Merry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Greene
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Versehen geglaubt.
    Niemand berührte jemand anderen aus Versehen. Sie wurden magnetisch voneinander angezogen. Dieser ewige Magnetismus, der einen Mann in Schwierigkeiten brachte – aber verflucht, es war nicht der normale Testosteronschub. Es war eher wie ein Eintauchen in ein ganzes Meer von Testosteron, so tief, dass es ihn überschwemmte, wenn er an sie dachte. All das verdeutlichte ihm, was er zu tun hatte: mit seinem Einkaufswagen umkehren und sich in die entgegengesetzte Richtung davonmachen. Und es war ja nicht so, dass er Angst hatte, Boner würde sie mitten in einem Supermarkt vernaschen. Außerdem machte er sich ihretwegen ohnehin keine Sorgen.
    Er sorgte sich um niemanden mehr, außer um sich selbst und seine Kinder.
    Zufällig hörte er aber doch, was die beiden redeten.
    “Susie schickt dich also immer Einkaufen?”
    Gut so! Bring die Ehefrau ins Gespräch.
Jack applaudierte ihr innerlich. Na bitte, sie kam allein mit dem alten Lüstling zurecht.
    “Nein”, entgegnete Boner. “Sie ist unpässlich. Hat ihre Tage.”
    Jack zuckte innerlich zusammen. Boner quatschte zu viel. Noch dazu unpassendes Zeug. Merry schien ihren Einkaufswagen instinktiv ein Stück zurückzuziehen. “Wie geht’s den Kindern?”
    “Immer gleich, immer gleich. Ich habe Sie letztens beim Volleyball in der Schule gesehen.”
    “Ja, Ihre Samantha hat toll gespielt.” Jack sah, wie Boner seinen Wagen wieder ein Stück nach vorne schob und Merry gleichzeitig noch einen Schritt zurückwich. Sie war im Rückwärtsgang bereits an den Tomaten, den Gurken und den Paprikas vorbeimarschiert.
    “Stimmt, sie ist spitze. Was ich sagen wollte … wenn Sie jemals einen undichten Wasserhahn haben, dann wissen Sie, wen sie anrufen können, nicht wahr?”
    “Ja, Sie haben es mir schon einmal angeboten. Danke nochmals.”
    “Diese Charlene. Es ist wohl nicht einfach, sich plötzlich um sie kümmern zu müssen, oder? Sie ist ein merkwürdiges Kind, besonders, seit ihr Dad tot ist. Glauben Sie, dass ihr eine männliche Bezugsperson fehlt?”
    “Ich glaube …” Merry wich noch ein Stück zurück. Himmel, sie würde bald in den Steckrüben landen. “Ich glaube, sie macht im Moment einfach eine schlimme Zeit durch.”
    “Ich könnte nämlich einmal vorbeikommen. Mit euch ein bisschen Zeit verbringen, wenn Sie der Meinung sind, das wäre eine Hilfe …”
    Oh, Mann. Wenn Jack jetzt nichts unternahm, würde seine Nachbarin mit dem Rücken gegen einen Berg Melonen stoßen und eine Lawine auslösen. Wenn er jetzt dazwischenging, bedeutete das doch nicht, dass er den Retter spielte, oder? “Hallo Robert, hallo Merry. Erstaunlich, wen man im Supermarkt so alles trifft, nicht wahr?”
    Merry drehte sich blitzschnell um. Sie war offensichtlich überrascht, ihn zu sehen – sehr überrascht. Bei diesem strahlenden, dankbaren Lächeln hätte ein Sechzehnjähriger weiche Knie bekommen. Es war einfach umwerfend.
    Aber es war schrecklich unangebracht. Denn er war das Gegenteil eines Helden, der sie retten wollte. Und das war der Grund, warum er sich niemals hätte einmischen sollen. Merry bekam fälschlicherweise immer wieder den Eindruck, er sei ein guter Mensch, ein anständiger Mann. Sie lächelte ihn oft auf diese Weise an, weil sie ihm vertraute.
    Er wollte ihr Vertrauen nicht. Weder hatte er es verdient, noch wollte er es verdienen. Die Wahrheit war, dass er sie heimlich sowie mit der dazugehörigen Portion schlechten Gewissens aus sicherer Entfernung begehren wollte.
    Boner war naturgemäß völlig unbelastet von Überlegungen dieser Art – oder, in diesem Fall, von schlechtem Gewissen. Er plauderte noch eine Weile mit Merry, dann verabschiedete er sich. Als Jack sich umsah, stellte er fest, dass Merry zu den Äpfeln gegangen war – also nicht weit weg. Zumindest nicht weit genug weg. Er spürte, wie sie ihn ansah, den Kragen seines Sweatshirts, die alten Jeans, die abgewetzten Schuhe. Er hielt eine Einkaufsliste in der Hand. Sie eine in ihrer. Aber als er nach einem Netz Orangen griff, stand sie plötzlich wieder neben ihm und strahlte ihn an.
    “Ich nehme an, du hättest sie lieber ein bisschen reifer, oder?” Sie nahm ihm die Orangen weg und drückte ihm ein anderes Netz in die Hand, das sie ausgesucht hatte.
    “Wie erkennst du, ob sie reif sind?”
    “An ihrer Form. Und sie dürfen nirgends gelb oder grün sein.” Sie errötete. Er hatte sich bemüht, sie nicht zu auffällig anzusehen. Aber das Material des T-Shirts war Schuld. Wie

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