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Alle lieben Merry

Alle lieben Merry

Titel: Alle lieben Merry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Greene
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Ich meine, dass es einen Grund gibt, weshalb ich nicht gern mit Mädchen zusammen bin. Und zwar deshalb, weil sie gemein sind. Sie flüstern und lachen hinter dem Rücken anderer Leute. Und sie
tun
nichts. Sie unterhalten sich über
Schmuck.
Und Kleider. Aber sie tun
nie
etwas, wie – sagen wir mal – einen Vergaser zu reparieren. Außerdem habe ich noch keine Trigonometrie in der Schule, weißt du. Weil ich zu jung bin. Aber für mich sind Trigonometrieaufgaben interessant. Und nicht, ob ein Mädchen nach der Schule einem Jungen nachgerannt ist und ihn geküsst hat. Das ist einfach so schrecklich öde.”
    “Tja”, sagte Merry, “ich gebe zu, dass ich eines dieser Mädchen war, die den ganzen Tag über Filmstars und Nagellack geredet haben – und darüber, wer wen geküsst hat. Aber das bedeutet ja nicht, dass du so sein sollst oder dir diese Dinge gefallen müssen.” Merrys Adleraugen wanderten prüfend über die Regale und Kleiderständer. Dann schlug sie zu.
    Charlie war nicht die Einzige, die sich mit militärischen Dingen auskannte. Merry wusste sehr wohl, was ein Kampfeinsatz war. Terrain sondieren, Anpirschen, Attacke – und sich niemals ein Schnäppchen durch die Lappen gehen lassen.
    “Mer?”
    “Ja, Liebes?”
    “Alle Mädchen drehen wegen der Tanzerei fast durch. Die sind so doof. Sie machen mich wahnsinnig. Die ganze Zeit reden sie nur darüber, was sie anziehen werden. Über das Kleid. Wie viel das blöde Kleid kostet. Über BHs. Stöckelschuhe. Ich werde
nie
einen BH oder hohe Schuhe tragen.”
    Merry erwähnte taktvollerweise nicht, dass sich besonders auf einer Seite von Charlenes Oberkörper ein kleiner Busen bemerkbar machte. Sie würden die BH-Krise gemeinsam meistern, wenn es soweit war. Und Gott sei Dank war das nicht heute. “Komm, Charlie, vertrau mir. Wenigstens ein bisschen. Kleider sind das Einzige, wovon ich etwas verstehe. Wir werden für dich etwas finden, das du richtig gern anziehst.”
    “Klar. Als ob das jemals passieren würde.” Charlie hatte eine Ecke gefunden, in der sie sich hinsetzen konnte. “Ich kann nichts Falsches daran finden, Dads alte Sachen zu tragen. Ich bin stolz auf meinen Dad …”
    “Ich weiß. Und es freut mich, dass du stolz auf ihn bist.” Doch Merry war sich auch bewusst, dass June Innes ihnen wegen Charlies Kleidung eine Deadline gesetzt hatte, und deshalb schien diese bevorstehende Tanzveranstaltung die ideale Möglichkeit … nun ja, etwas Neues einzuführen. Sie
musste
einen Weg finden, um Charlene aus ihren Klamotten rauszubringen oder sie zumindest dazu bewegen, das Military-Zeug nicht ständig zu tragen.
    Ihre Theorie war, dass man Charlie ein Gefühl für ihren eigenen Stil vermitteln musste. “In die Umkleidekabine. Jetzt.”
    Charlie fiel die Kinnlade hinunter, als sie den Berg Klamotten sah, den Merry über dem Arm hatte. “Du wirst mich das doch nicht alles anprobieren lassen. Ich dachte, wir wären Freunde. Ich dachte, du magst mich.”
    “Nein. Ich liebe es, Kinder zu quälen. Es ist meine Lieblingsbeschäftigung. Du wirst diese Sachen anprobieren, und ich werde hier vor der Kabine sitzen und warten. Aber wenn du etwas findest –
irgendetwas
– das dir gefällt, kannst du die Tür aufmachen und es mir zeigen.”
    “Das wird nicht passieren”, versicherte ihr Charlie.
    Aber zum ersten Mal seit langer Zeit entwickelte sich alles so, wie es sollte.
    Alles, was Merry in den ersten fünf Minuten aus der Umkleidekabine hörte, war Rascheln und Meckern. Dann noch mehr Rascheln – aber ohne das Gemecker. Dann – völlige Stille.
    Die Tür ging einen Spalt auf. Charlene steckte den Kopf heraus und vergewisserte sich, dass niemand sonst zu sehen war, bevor sie sich an Merry wandte.
    “Na gut”, sagte die Kleine genervt. “Vielleicht sind ein paar von diesen Sachen okay. Ein bisschen okay.”
    Bei ihrem Anblick wären Merry beinahe die Tränen in die Augen gestiegen. Hinter diesem Bürstenschnitt und dem mürrischen, verschlossenen Gehabe steckte ein hinreißend hübsches Mädchen. Es war für Merry ein Leichtes gewesen, etwas im Military-Stil zu finden, weil er für Teenager gerade aktuell war – aber diese Khakihosen saßen wahrlich perfekt an Charlenes süßem kleinen Po. Das Leibchen war natürlich schon unter einem hellgrünen Leinenhemd verschwunden, also war jeder Hinweis auf eine sich entwickelnde Figur gut verhüllt. Aber auch das Hemd war im Military-Look. Es hatte vier große Messingknöpfe an den Schultern und den

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