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Alle lieben Peter

Alle lieben Peter

Titel: Alle lieben Peter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G. Bentz
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wieder der Schneepflug, und so konnten wir denn endlich wieder in die Stadt, wo man überall am Werke war, mit Riesenschaufeln und genauem Abstechen von Schneekuben, die dann aufeinandergeschichtet wurden. Allmählich streckte das Leben wieder seine Adern und Fühler durch die weiße Wüste. Dieses erstaunliche, unbezwingliche Säugetier Mensch hatte wieder einmal über die Natur triumphiert!
    Cocki benutzte diese Situation, um sich eine neue Braut zuzulegen. Am Morgen des fünften Tages war er verschwunden und blieb es. Die Mama gab von Stunde zu Stunde düstere Prophezeiungen von sich, während Frauchen und ich diese brüsk von der Hand wiesen, um so brüsker, je mehr auch wir allmählich Angst bekamen. Peter hatte ihn diesmal nicht begleitet. Er hatte sich einen Lieblingsplatz ausgesucht, einen kleinen Hügel jenseits der Bahn, wo im Sommer Himbeeren und Brombeeren zwischen jungen Fichten und alten Baumstümpfen wuchsen. Durchs Fenster sah ich ihn als schwarzen Punkt dort drüben im Schnee herumstaksen. Er witterte, träumte und buddelte abwechselnd. Unser kleiner Sonderling.
    Cocki erschien auch nicht zum Mittagessen. Ich entdeckte, daß ich dringend etwas in der Stadt besorgen müsse, holte meine beiden anderen zusammen und wackelte mit ihnen los. Kaum war ich außer Sichtweite der Zauberschachtel, als ich mich hinkniete und den beiden erzählte: »Sucht Brüderchen!« Worauf Weffi in den nächsten Schneehaufen sprang, ein Maul voll nahm, nieste und dann ein Loch zu graben anfing.
    »Such Cocki, Peter!« sagte ich. »Der Weffi ist ja wieder zu dumm. Such Cocki! Wo ist Cocki?«
    Peter hob den Kopf, sah um sich, dann rannte er weg, trabte die Schneemauer an der Seite der Straße auf und ab, fand schließlich einen Stock, der etwas hervorragte, zerrte ihn mit ungeheurer Kraftanstrengung heraus und warf ihn mir vor die Füße. Ich zog ihn mit dem Stock an mich heran, drehte ihm seine Beute aus den Zähnen und nahm ihn dann an den Vorderpfoten: »Jetzt hör mal zu: Cocki! Wo ist Cocki?«
    Er verknuckelte ergeben die Ohren, er wand sich, als ich ihn losließ, unter meinen Knien durch — aussichtslos. Ich wanderte seufzend weiter. Vor mir her rauften sich die beiden um den Stock. Sie zerrten aus Leibeskräften an beiden Enden, und zweimal bekamen sie es tatsächlich fertig, daß er mir zwischen die Beine geriet und ich auf die Nase fiel.
    In der Stadt waren alle Hunde, die man sich wünschen oder nicht wünschen konnte, nur nicht Cocki. Ich fragte an der Tankstelle, in beiden Lebensmittelgeschäften und schließlich auch in der Drogerie bei Herrn Zimmermann, mit dem mich besonders enge Bande verknüpften, weil wir gemeinsam meine Filme entwickelten und vergrößerten. Er glaubte sich zu entsinnen, daß er Cocki habe vorbeimarschieren sehen: »Da seitwärts ‘raus, nach dem Kirchhof zu, aber da können Sie nicht hin, da liegen nur noch die Einödhöfe. Der kommt schon wieder!«
    Am Abend kam er tatsächlich wieder. Er wurde überschwenglich begrüßt, alle Vorwürfe erstarben angesichts der Tatsache, daß er uns mit seinem Wiedererscheinen beehrt hatte. Er sah uns ziemlich mürrisch an, soff einen halben Eimer Wasser, fraß sein Mittagessen auf, enterte dann die Couch, deckte sich mit den Ohren zu und begann zu schnarchen.
    Am nächsten Morgen war er wieder weg. Diesmal regten wir uns bedeutend weniger auf.
    »Na ja«, sagte Frauchen, »das dauert so die üblichen neun Tage, und dann wird der Herr ja geruhen, seine häuslichen Gewohnheiten wiederaufzunehmen.«
    Wir saßen beim Mittagessen, draußen glitzerte die Sonne auf dem Schnee, Peterle und Weffi machten Männchen und kassierten ihren Anteil, glücklich darüber, daß er infolge Cockis Abwesenheit erheblich größer ausfiel. Plötzlich hob Peter den Kopf. Er rannte zum Fenster, richtete sich auf, schnupperte und winselte.
    »Da ist wer!« sagte die Gefährtin.
    »Hoffentlich kein Besuch!« meinte ich. »Ich bin so schön müde und möchte jetzt schlafen.«
    Peter winselte weiter. Ich stand auf, guckte aus dem Fenster — nichts.
    »Vielleicht will er ‘raus!« meinte die Mama.
    »Unsinn, die waren doch den ganzen Vormittag draußen.«
    Jetzt wurde auch Weffi aufmerksam. Er rannte an die Tür und blieb dort mit schiefem Kopf stehen. Peter stellte sich neben ihn.
    »Es ist vielleicht doch jemand da!« sagte die Mama.
    »Das müßte direkt ein Zwerg sein«, sagte ich, »ich habe doch eben ‘rausgeguckt, es war niemand da!«
    »Moment mal«, sagte Frauchen, »ich

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