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Alle lieben Peter

Alle lieben Peter

Titel: Alle lieben Peter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G. Bentz
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wie die Raupen durch den Schnee krochen, schnaufende Pekinesen, unendlich aristokratische Barsois, gefährlich aussehende Boxer. Alles quirlte durcheinander, wurde gerufen, an den Leinen gezerrt, biß sich, hob rundherum die Beine. Meine drei wußten gar nicht, wo sie mit dem Riechen und Quittieren beginnen sollten.
    Ich erwarb beim Papierhändler meinen Kanonenschlag. Es war ein wirklich prächtiges Ding und wog beinahe ein viertel Pfund. Äußerlich sah es aus wie ein lackierter Pferdeapfel mit einer bedrohlich kurzen Lunte. Nach längeren Überlegungen nahm ich noch eine an einem Stock befestigte Raketenwurst mit, die laut Beschreibung in der Höhe bunte Kugeln entsenden und mit einem Knall ihr Leben aushauchen sollte. Dann holte ich mein Dreigespann aus seinen diversen Hundekränzchen weg und steuerte wieder meiner Zauberschachtel zu. Ich war froh, daß ich den Rummel hinter mir hatte.
    Wir aßen Karpfen mit Meerrettich und hielten uns mit einiger Mühe bis Mitternacht wach. Um zehn Minuten vor zwölf machte ich mich an die Öffnung der ersten Sektflasche. Wie üblich hagelte es gute Ratschläge von beiden Seiten:
    »Nimm doch die Zange für den Draht!« sagte Frauchen.
    »Paß auf, der Korken wird gleich in die Fensterscheibe fliegen!« meinte die Mama. »Dreh dich hier ‘rum!«
    Ich tat es, die Flasche zwischen die Knie geklemmt und mit dem Finger an dem Draht drehend, der natürlich abbrach.
    »Jetzt zielst du direkt auf mich!« sagte die Mama und hängte sich eine Serviette über den Kopf.
    Frauchen kam mit der Zange, und der Draht wurde entfernt. Dann klappte ich die beiden Bügel hoch, schnitt mich in den Finger, als ich sie vom Korken abheben wollte, und begann mit der Serviette an dem Korken zu drehen. Er rührte sich nicht.
    »Du wirst ihn abdrehen!« sagte die Mama.
    »Gib mal her!« sagte die Gefährtin.
    »Ich hole derweilen den Korkenzieher«, sagte ich, »falls du ihn abdrehst!«
    »Ich drehe ihn nicht ab«, sagte sie.
    Als ich mit dem Korkenzieher wiederkam, war sie schon ganz blau im Gesicht, so hatte sie an dem Korken gedreht.
    »Wenn ihr so weitermacht, ist Silvester, und ihr bastelt noch immer an dem Ding!« sagte die Mama. »Nehmt doch die andere Flasche! Außerdem wirst du dir eine Blutvergiftung holen, dein Finger blutet ja noch immer.«
    Ich steckte den Finger in mein Weinglas.
    »Der schöne Weißwein!« sagte sie nun.
    »Zur Desinfektion!« erklärte ich mit einiger Schwierigkeit. »Ich denke, ich soll was gegen die Blutvergiftung tun!«
    In diesem Augenblick gab es einen Knall, der Korken ging von selbst los, sauste gegen die Decke, prallte davon ab und landete auf Cockis Pappnase. Der Dicke, der schon bei dem Knall zusammengefahren war, sauste wie ein angestochener Eber zur Tür und kratzte wie wild daran. Weffi griff sich schnell den Korken und stellte sich hinter Cocki an. Peterle trabte an die überquellende Flasche und steckte vorsichtig seine kleine knallrote Zunge in den Schaum.
    »Die armen Hunde! Laß sie doch ‘raus!« sagte die Mama.
    Ich machte die Tür auf, Cocki und Weffi preschten hinaus, blieben aber draußen wie angewurzelt stehen: es schoß gewaltig hinten im Städtchen. Dann begann es zu läuten. Ich wurde von innen gerufen. An der Schwelle fiel ich über Peter, der gerade auch hinaus wollte, und rutschte so mit einer Bauchlandung ins neue Jahr. Wir stießen miteinander an, dann griff ich mir meine Artillerie und eine Schachtel Streichhölzer und ging hinaus.
    »Laß doch das!« sagte die Mama. »Die armen Tiere!«
    »Die sind gar nicht zu sehen«, sagte ich von außen und machte die Tür hinter mir zu. Neben mir ein Schatten: Peterle.
    »Na«, sagte ich, »geh lieber weg, Fliegenbein.«
    Aber er wich nicht von meiner Seite. Mit großen glänzenden Augen beobachtete er, wie ich zunächst den Holzstock der Rakete in den hartgefrorenen Schnee steckte und sie dann anzündete. Tatsächlich ging das Ding los, entsandte auch programmgemäß ein paar bunte Kugeln und endete mit einem Knall. Der Knall war etwas kümmerlich, aber immerhin! Peter hatte sich neben mir in den Schnee gesetzt und mit schiefem Kopf die Sache beobachtet.
    »Na, war das schön?« fragte ich ihn. Er wedelte.
    »Jetzt paß auf!« sagte ich. »Jetzt kommt der Kanonenschlag! Hoffentlich machst du dir nicht in die Hosen wie die beiden anderen Feiglinge. Wo sind die überhaupt? Na, ist ja egal. Also paß auf, jetzt lege ich das Ding hier in den Schnee, und dann zünde ich’s an, und dann rennen wir beide

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