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Alle lieben Peter

Alle lieben Peter

Titel: Alle lieben Peter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G. Bentz
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Augenblicklich streiten wir uns um den Preis für Muckelchen. Sie haben mir ein ganz lächerliches Angebot gemacht.«
    »Wieviel denn?«
    »Zwei. Aber mein Rechtsanwalt hat einen Gegenvorschlag gemacht. Ich denke, wir werden uns auf zwei-fünf einigen. Willst du nicht ins Haus? Es wird allerdings wild genagelt.«
    »Nein, ich bleibe lieber bei dir.« Er nahm eine Zange von der Werkzeugkiste und setzte sich. »Tja«, sagte er nach einer Weile des Schweigens, »wenn du einen alten Wagen verkaufen willst, ist er plötzlich nichts mehr wert. Das habe ich jetzt gerade erfahren.«
    »Wieso? Du willst doch nicht etwa...«
    Er grinste mich an: »Doch. Ich habe sogar schon einen neuen.«
    »Was denn?«
    »Den Dreihunderter.«
    »Na, und der hier, dein Prachtstück?«
    Er zog sorgfältig seine Bügelfalte gerade: »Deswegen komme ich ja gerade her. Weißt du — ich habe mich derartig über die Kerls geärgert. Sie haben mir kaum mehr als den Schrottpreis geboten, als ich ihn jetzt in Zahlung geben wollte. Dabei habe ich erst vor einem halben Jahr eine neue Maschine hineingetan, und Josef pflegt ihn doch wirklich gut!«
    »Das kann man wohl sagen. Er sieht aus wie neu.«
    Paul räusperte sich: »Hm — ehe ich ihn diesen Halunken für einen solchen Preis in den Hals werfe, gebe ich ihn lieber dir.«
    »Aber...«
    »Gar kein Aber. Du zahlst mir dafür das, was sie dir für Muckelchen geben. Dabei mache ich ein glänzendes Geschäft, es ist immerhin ein Mehrfaches des Schrottpreises.«
    »Aber...«
    »Du sollst mich nicht ständig unterbrechen, hörst du? Du brauchst einen Wagen. Du mußt deine Rundfunkgesellschaften und deine Verleger besuchen. Du mußt dir ein neues Heim suchen, und dabei mußt du wenigstens die notwendigsten Klamotten und außerdem die Mama und die Hunde mit dir ‘rumschleppen können.«
    »Aber...«
    »Willst du mich jetzt ausreden lassen oder nicht? Ich weiß selbstverständlich, daß du das, was du jetzt von der Versicherung kriegst, für dringendere Sachen brauchst. Du sollst es mir ja auch gar nicht sofort zahlen. Nach einem Jahr — würde ich Vorschlägen.« Er warf mir einen strengen Blick zu: »Mit fünf Prozent Zinsen natürlich!«
    »Und wenn ich nach einem Jahr noch immer Pech habe?«
    Er gab sich ungeheuer vergnügt und gerieben: »Na, großartig, dann zahlst du noch mal fünf Prozent, besser kann ich mein Geld nicht anlegen. Im übrigen, du Hammel, du blöder, du weißt doch selbst, was du kannst. Schön — Pech hat jeder mal. Aber wer was kann, der hat auch wieder mal Glück. Ich gehe jede Wette mit dir ein, daß du in einem Jahr spätestens wieder obenauf bist, wahrscheinlich schon nach einem halben.«
    Er stand auf: »Im übrigen ist der Wagen noch für ein halbes Jahr versichert und versteuert. Das schmeiße ich mit ‘rein. Na, ist das ein Angebot?«
    Mir schwindelte der Kopf. Da stand es, das silbern-schwarz blinkende Ungeheuer, und sah mich über die mächtige Stoßstange hinweg mit seinen Scheinwerferaugen an. Mir gehören — es war ja nicht auszudenken. Ich versuchte noch einen letzten Widerstand: »Ich glaube dir kein Wort von der Sache mit dem Schrottpreis, Paul«, sagte ich schwach.
    »Jetzt wirst du beleidigend, das verbitte ich mir.« Er griff in seine Tasche und holte ein Papier heraus: »Hier, der Vertrag. Du brauchst bloß zu unterschreiben, dann fahre ich gleich mit Josef weg und besorge die Umschreibung, und am Nachmittag kannst du die Karre schon vor der Tür haben.«
    »Paul — ich — ich meine — ich müßte doch erst mal mit — meiner — Teuren...«
    »Schlappschwanz! Brauchst du eine Amme, um deinen Namen hier drunterzuhauen?«
    »Na schön.« Ich unterschrieb. Sein Gesicht löste sich, er zwinkerte mir zu: »Willst du nicht durchlesen, was drinsteht?«
    »Dazu bin ich viel zu aufgeregt.«
    »Auch gut.« Er faltete das Papier zusammen und steckte es weg. In diesem Augenblick kam die Teure, den Hammer in der Hand: »Ja, wo bleibst du denn? Die Bretter für den einen Kistendeckel sind alle zu lang. Tag, Paul. Du bist doch Chirurg — könntest du sie nicht mal schnell kürzer sägen?«
    Er nahm sein Taschentuch und wischte ihr einen Schmutzfleck von der Nase: »Leider keine Zeit, laß das den Lulatsch hier machen.«
    »Er hat mir seinen Wagen verkauft!« sagte ich.
    Sie sah erschrocken mich und dann hilfesuchend Paul an, offenbar hielt sie mich für geistesgestört.
    »Ja, ja«, sagte er, »stimmt schon, laß es dir von ihm erklären. Also, Kinderchen, ich muß

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