Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alle lieben Peter

Alle lieben Peter

Titel: Alle lieben Peter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G. Bentz
Vom Netzwerk:
lieb von dir! Ein braver Lux! Die sind so dumm und klein, weißt du, die wissen das noch nicht, daß du ein so großer und ein braver und starker Hundemann bist! Braver Lux!«
    Er sah mich prüfend an und begann dann zu wedeln. Ich kratzte ihn zur Entschädigung auf der Brust, holte dann die Leinen von oben und machte mich mit dem Trio auf den Morgenspaziergang.
    Innerhalb von fünf Minuten hatte ich den Ortskern hinter mir und befand mich in einer Art ländlichem Vorort. Das Bemerkenswerteste an dieser Gegend schienen mir die Dunghaufen, die genau viereckig vor jedem Hof aufgeschichtet lagen. Von zweien holte ich Peterle herunter, als er gerade in schwärmerischem Vorausgenuß die Lefzen verzog und einen Katzenbuckel machte, um sich zu wälzen. Dann kaufte ich beim Krämer ein Glas Orangenmarmelade und ein halbes Pfund Butter und erkundigte mich nach der Zimmersituation. Zu meiner Bestürzung mußte ich feststellen, daß man sich keineswegs um späte Gäste riß. Vor allem hatten die meisten Zimmer keine Heizmöglichkeit. Im Winter hockte man in der Küche und schlief kalt.
    »Familienleben im Frigidaire?« fragte ich. »Ist das nun Moral oder Hygiene?«
    Der durch meinen Einkauf erwärmte Krämer lachte verschmitzt in seinen roten Schnurrbart: »Weder-noch — Geiz!«
    »Ja, dann verstehe ich aber nicht, warum die Leute nicht was verdienen wollen!«
    »Sie werden sie schon kennenlernen, wenn Sie länger hier sind. Verdienen wollen sie wohl, aber nichts dafür bieten.«
    Ich verabschiedete mich hastig. Der Bursche war ausgesprochen depressiv. Wahrscheinlich alles übertrieben. Ich gelangte auf eine Art Dorfplatz. Die Häuser umstanden ein großes Wiesengeviert, durch das die Straße führte. Hübsche Häuser übrigens, malerisch. Eines vor allem war merkwürdig: bei allen hatten sich die Fassaden nach außen gewölbt. Ein junges Mädchen mit einer Harke über der Schulter kam an mir vorüber und sah mich mit jenem prüfenden Blick an, der männlichen Einzelwesen gemeinhin gespendet wird. Das ermutigte mich zu einer Konversation:
    »Grüß Gott!« sagte ich.
    »Grüß Gott!« erwiderte sie freundlich.
    »Wohnen Sie hier?« Blödsinnige Frage, aber sie nahm es nicht übel, sondern zeigte nach oben gegen den Hügel: »Dort, im Meiler-Hof.«
    »Aha, sehr hübsch. Überhaupt finde ich — ein reizendes Dorf!«
    »Wenn man nicht drin leben muß — sicher.«
    »Na, erlauben Sie, hier haben ja sogar die Häuser Kröpfe, ist das nicht gemütlich?« Ich erstarrte: sie hatte ja auch einen Kropf, wenn auch einen erst beginnenden. Doch abermals nahm sie es nicht übel. Sie schien eine Engelsnatur zu sein. Statt dessen kicherte sie: »Na, Sie sind aber ulkig!«
    »Mag sein, für die anderen wenigstens. Sagen Sie, ich möchte hier gern zwei Zimmer mieten, für mich und meine Mutter«, fügte ich hastig hinzu, als ich sah, wie ihr Gesicht sich umwölkte. Das Gesicht klärte sich auf und nahm dann einen konzentriert nachdenklichen Ausdruck an, diesmal aber mit einer kommerziellen Unterschwingung.
    »Ja — mei — wir hätten schon zwei Zimmer.«
    »Na, großartig! Sind die heizbar?«
    »Ja, das auch. Sind das alles Ihre Hunde?«
    Ich fühlte, wie ich errötete: »Ja, das heißt, ich meine — natürlich. Aber sie sind alle drei sehr lieb und artig.«
    Auf dem nächsten Misthaufen sah ich gerade Cockis Tatzen in der Luft herumfahren. Demzufolge wälzte er sich. Auf keinen Fall durfte sie das sehen. Ich griff hastig in meine Brusttasche, weil ich aus Erfahrung wußte, daß dies eine Bewegung ist, die das weibliche Auge unweigerlich fesselt. Sie versagte auch diesmal nicht. Jetzt hatte ich die Brieftasche in der Hand. Was konnte ich nun damit machen? Aha — Visitenkarte. Ich gab ihr eine Visitenkarte: »Der bin ich. Wann, denken Sie, könnte ich mir die Zimmer mal ansehen?«
    »Über Mittag. Schlafen die etwa in den Betten?«
    »Aber nein, ich bitte Sie! Wo denken Sie hin? Jeder hat sein Deckchen, und jeder schläft in seinem Eckchen, und es geht alles wie am Schnürchen!«
    »Na schön, gegen Mittag, so um halb eins. Ich werde mit der Mutter reden.«
    »Fein, sehr fein, mein Kind, sprechen Sie mit Ihrer lieben Mama. Grüß Gott!«
    Sie schulterte die Harke und ging. Sobald sie außer Sicht war, griff ich mir den Dicken, rannte schnell zum Kaufmann zurück und erwarb noch ein Stück Kernseife. Dann wanderte ich eiligen Schrittes aus dem Dorf heraus, tunkte Cocki dort in den Bach und setzte ihn unter Kernseife. Die beiden anderen

Weitere Kostenlose Bücher