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Alle lieben Peter

Alle lieben Peter

Titel: Alle lieben Peter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G. Bentz
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die in ein steinernes Bassin führte. Die Brunnen schienen sehr alt zu sein.
    »Sieh mal«, sagte ich flüsternd, »die könnten noch aus der Römerzeit sein. Erinnern mich direkt an Pompeji. Ist das nicht großartig?«
    »Also kein fließendes Wasser!« sagte die Mama. »Kann man hier auch nicht verlangen. Na, Hauptsache, es ist billig.«
    »Das ist es bestimmt, Mamachen. Da wir unseren Wagen nicht mithaben, werden wir sicher ganz billig abkommen. Den Wagen bringe ich erst, wenn alles perfekt ist. Dahinten in der Scheune scheint noch Platz für ihn zu sein.«
    Ein alter grauhaariger Bauer kam aus dem Haus und ging an uns vorbei gegen die Scheune.
    »Ach, Verzeihung«, sagte ich, »sind Sie Herr Kajetan?«
    Er blieb stehen und sah mich an. Er hatte ein schmales, feines, leidgeprüftes Gesicht. »Ja, das bin ich«, sagte er dann.
    »Na, das ist ja großartig. Ihre Tochter hat Ihnen sicher erzählt, daß wir hier eventuell mieten wollen, für längere Zeit sogar.«
    In sein Gesicht trat ein mitfühlender Ausdruck: »Sprechen Sie mit meiner Frau.« Er nickte uns zu und ging weiter.
    Die Mama stieß mich an: »Der sieht aber sehr mitgenommen aus. Das wird ein schöner Drachen sein, die Alte. Wahrscheinlich so ein Zwei-Zentner-Weib, das ihm die Jacke vollhaut und ihn dann über die Wäscheleine hängt!«
    »Du mußt nicht überall Gespenster sehen.«
    Die Bäuerin war durchaus kein Zwei-Zentner-Weib, sondern eine rundliche Person mit tiefblauen Augen und fahlbraunem Haar. Gar nicht übel. Offenbar viel jünger als ihr Mann. Nur ihr Gesicht war so merkwürdig unbeweglich. Ich begann mit ihr zu verhandeln. Ja, die Theres hätte ihr schon erzählt.
    Wir besichtigten die Zimmer. Sie waren niedrig und hatten Eisenstäbe vor den Fenstern.
    »Das ist ja sehr interessant«, sagte ich, »das Haus ist wohl alt?«
    »Ja, 1675.«
    »Hochinteressant! Und Öfen haben Sie ja auch in beiden Zimmern.«
    »Ja, wollen Sie denn auch im Winter bleiben?« fragte die Bäuerin fassungslos.
    »Natürlich. Es gefällt uns hier so gut, hier gehen wir überhaupt nicht mehr weg, nicht wahr, Mama? Also — was hatten Sie sich denn gedacht, was der Spaß kostet?«
    Die Bäuerin erklärte, sie hätte sich überhaupt nichts gedacht, und sie wüßte überhaupt noch gar nicht, ob sie eigentlich...
    In diesem Augenblick erschien Theres: »Aber natürlich, Mutter«, sagte sie, »warum denn nicht? (Gute Theres!) Ja«, sagte die dann, »im Sommer kriegen wir zwei fünfzig pro Bett.«
    »Na ja, im Sommer! Es handelt sich ja hier um eine monatelange Miete in einer Zeit, in der Sie sonst keine Einnahmen hätten.«
    Theres gab zu, daß man unter diesen Umständen mit dem Preis zurückgehen müsse.
    »Etwas!« sagte die Mutter aus dem Hintergrund.
    »Wir sind keine Krösusse!« erklärte ich.
    »Na, nu mal nicht so bescheiden!« sagte Theres. »Wer so’n schicken Sportwagen fährt und drei Hunde hat!«
    Verdammt. Ich hatte den Geheimdienst des Dorfes unterschätzt.
    »Ja«, sagte die Mutter, »das mit den drei Hunden...«
    »Wir haben nämlich auch Hunde«, erklärte Theres, »zwei Spitze.«
    »Das ist ja wunderbar!« sagte ich. »Vertragen werden sie sich bestimmt. Sie sind also Hundefreunde! Etwas Besseres kann man sich ja gar nicht wünschen!«
    »Die Zimmer haben wir erst im vorigen Herbst ganz neu richten lassen«, sagte die Mutter. »Sie müßten natürlich achtgeben.«
    »Also«, meinte die Theres, »vielleicht drei Mark pro Tag für jedes Zimmer.«
    Die Mama erblich. »Das wären hundertachtzig Mark«, sagte ich, »dafür kriegt man in der Stadt eine Vier-Zimmer-Wohnung mit Zentralheizung und fließendem Wasser!« Die Mama war ans Fenster gegangen und machte es auf: »Nicht mal Doppelfenster«, sagte sie vom Fenster her, »da können wir uns ja bankrott heizen im Winter.«
    »Also«, meinte ich, »ich will Ihnen was sagen: Hundert Mark. Das ist ein ganz großes Angebot. Licht und Bedienung inbegriffen. Heizmaterial halten wir uns selbst.«
    Die beiden Frauen sahen sich an. Die Mutter zuckte die Schultern und ging aus dem Zimmer.
    »Na schön«, sagte Theres.
    »Und wo kann ich den Wagen hinstellen?«
    »Der Vater wird in der Scheune Platz machen.«
    »Fein, dann ziehen wir gleich morgen ein.«

3

    Als wir am nächsten Morgen kamen, waren die Spitze da und empfingen uns mit wütendem Gekläff. Es waren Mutter und Sohn, wie sich später herausstellte, und man konnte sich aussuchen, wer unangenehmer war. Es war jene Art von Hunden, die nie ganz zutraulich

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