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Alle lieben Peter

Alle lieben Peter

Titel: Alle lieben Peter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G. Bentz
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ahahahaha.
    Himmelherrgottsflitzebogen! — Schmeißen! — Aber was? Ich sah mich wild im Zimmer um.
    Gaakgaakduckeduckeduckeduckeduckeduckühühühühühühhhhh! — Ich raffte zusammen, was ich fand. Es war nicht viel: ein Radiergummi, meine Zahnpastatube und die Blechbüchse mit dem Flohpulver. Dann rannte ich ans Fenster — autsch, das war mein großer Zeh am Tischbein! Mit der Zahnpastatube erwischte ich sie am Flügel. Auahhgükgük! machte sie und sauste um die Ecke. Na also! Ich schloß die eine Fensterhälfte, gähnte und wandte mich um. Alle drei Hunde lagen in meinem Bett! Weffi mit züchtig gesenkten Wimpern auf meinem Kopfkissen, Peter zusammengekringelt in der Mitte. Er machte Augen wie der Negersklave aus Onkel Toms Hütte und wedelte schuldbewußt fragend mit dem Schwänzchen. Der Löwe hatte sich quer über das Fußende gelümmelt und blies die Flappe auf, während seiner großen Pappnase ein Baßschnarcher entrollte.
    »Aber sonst geht’s euch gut?« fragte ich. »Darf ich auch noch da ‘rein?« Ich steckte die Nase in Weffis Fell. Er roch ganz heiß und etwas nach Brathuhn. Mir wurde so schön warm, und meine Gedanken verwirrten sich.
    Gökökökökökökö-o-o-o-ookükükükükük-a-a-a-a-a-ah!
    Da war sie wieder! Ich warf die Decke zur Seite, daß Peter und Weffi nach allen Richtungen spritzten, griff meine Pantoffeln und stürzte ans Fenster. Sie stand auf der Wiese mit schiefem Kopf und redete mit der Zahnpastatube! Ich verfeuerte meine Pantoffeln und zwang sie zum Rückzug. Der Bauer gegenüber warf jetzt seinen Traktor an, in Mamas Zimmer plätscherte Wasser, Peter und Weffi machten Dehnübungen und gähnten laut, der Dicke zerwühlte die Steppdecke. Als ich mich über ihn beugte, wurde er neckisch, tatzte nach meinem Gesicht und erwischte mich dann mit der dicken, langen Zunge quer über die Nase. Ich putzte ihm mit den Ohren die Augen sauber: »Na schön, Dicker, stehen wir auf. Das ist also der ländliche Friede.« Dann mußte ich mit bloßen Füßen über Flur und Treppen in die Wiese, um meine Utensilien zusammenzuklauben.
    »Du wirst dir Rheumatismus holen oder einen Blasenkatarrh!« sagte die Mama über mir aus dem Fenster.
    »Unsinn. Ich mache Kneippkur.«
    Das Frühstück nahmen wir in der Glasveranda: Durchsichtkaffee, pro Nase zwei bleichsüchtige Schrippen und je eine Scheibe Brot, drei Butterkügelchen und einen Finkennapf mit Vierfruchtmarmelade — das Pfund für fünfundfünfzig Pfennig, wie die Mama feststellte. Während ich ingrimmig beschloß, das nächste Frühstück zumindest mit hinzugekaufter Butter zu beleben, beobachtete ich die Gäste. Es war ein älteres Ehepaar, er mit weißem Spitzbart und harten Augen, sie mit Korsett und gelbem Teint, das letztere wahrscheinlich eine Folge des Zusammenlebens mit dem Spitzbart. Beide hatten neben ihren Tassen Pülverchen stehen, die sie zwischendurch mit geschlossenen Augen einschlürften und mit Durchsichtkaffee hinunterspülten. Der Dicke pflanzte sich natürlich sofort neben sie und ermahnte den Spitzbart — als nichts herunterfiel — durch einen kollegialen Tatzenschlag auf den Oberschenkel. Vier Augen drehten sich empört in unsere Richtung.
    »Pfui, geh da weg!« sagte der Spitzbart. Ich stand auf und nahm den Dicken am Kragen: »Entschuldigen Sie bitte!« Der Spitzbart knurrte etwas. Vielleicht hatte er auch nur aufgestoßen. Während ich Cocki in den Hof beförderte, hatte Peter sogleich seine Stelle eingenommen, hinter ihm Weffi, der die Hände rang. Sie flogen hinterher.
    »Du hättest sie anlegen sollen!« sagte die Mama. »Draußen wird es eine Beißerei mit dem Schäferhund geben.«
    »Glaube ich nicht.« Ich verschlang das Frühstück in Rekordzeit und ging dann in den Hof, um die Erinnerung an die unwiderruflich verflossenen Frühstücke unter der Linde mit Orangenmarmelade, unbegrenzter Butterzufuhr, schwarzem Kaffee und knusprigen Brötchen loszuwerden. Draußen war der Hundebetrieb in vollem Gange. Der nunmehr endgültig moralisch zusammengebrochene Lux stand ergeben da, Weffi hatte ihm die Ärmchen um den Hals geschlungen, der Dicke versuchte vergeblich, aber ingrimmig, ihn von hinten zu bespringen, und dasselbe versuchte Peter, einen Ausdruck fanatischer Lustigkeit in den Augen, von der Seite. Sobald der unglückliche Lux sich zu bewegen wagte, wurde er angeknurrt. Ich befreite ihn von seinen Plagegeistern und strich ihm über den Kopf: »Das ist lieb von dir, Lux, daß du ihnen nichts tust, Lux, sehr

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