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Alle lieben Peter

Alle lieben Peter

Titel: Alle lieben Peter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G. Bentz
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vor seinen Augen — da konnte man richtig Angst kriegen. Der war wie der kleine Schwarze hier. Wie heißt er denn?«
    »Peter.«
    Sepp kauerte sich nieder: »Na, Peter, komm mal her!«
    Peter roch ihm an der Hand, machte ein paar unverbindliche Schwanzbewegungen und trabte dann hinter Cocki her in den Garten.
    Sepp sah ihm anerkennend nach: »Der hat Charakter!«
    Ich holte die Mama aus dem Wagen. Der Inhaber, Herr Kretzschmer, kam nun auch zum Vorschein und trug sein rundes Bäuchlein unter der Metzgerschürze heran. Begrüßung. Na, das sei aber nett und eine Überraschung, daß ich vorbeigekommen sei. Wo denn die Reise hingehen solle.
    »Ach, ich denke, wir bleiben mal ‘ne Weile hier in der Nähe. Wie war denn die Saison?«
    »Mies wäre geprahlt«, erklärte Kretzschmer. »Das ist die Mama? Küß die Hand, gnädige Frau! Also, da wollen Sie ein bißl hierbleiben!« Er bemerkte Weffi, der sich erwartungsvoll an ihm aufrichtete. »Ach, ist das ein liebes Hündchen!«
    Cocki kam aus dem Garten angewatschelt und sah den Wirt mit den Augen des Großen Kurfürsten nach der Thronbesteigung an.
    »Der ist aber schön!« sagte Kretzschmer. »Gehört der etwa auch Ihnen?«
    »Ja, der ist auch lieb!« sagte ich mit Nachdruck. In diesem Augenblick erschien Peter. Er hatte einen anderthalb Meter langen Ast gefunden und warf ihn mir vor die Füße.
    »Ja mei«, sagte Kretzschmer, »gehört der vielleicht auch Ihnen?«
    »Ja«, sagte ich hastig, »der ist sogar der allerliebste von den dreien. Den haben alle immer ganz besonders gern, weil er so artig und so klug ist.« Ich schob meine Hand vertraulich unter den Metzger arm und sagte fröhlich: »Also, mein lieber Kretzschmer, wie wär’s mit einem schönen Abendbrot für uns, einem netten kleinen Wein dazu und zwei Zimmerchen für die Nacht?«
    Kretzschmer, der noch immer von der Hundefülle verdattert war, kam nur langsam zu sich: »Wie? Ach so — ja — natürlich — Sepp, hilf mal beim Ausladen. Wo wollen Sie denn die Hunde lassen?«
    Ich floß über von Wohlwollen und Fröhlichkeit: »Ach, die schlafen auf dem Boden. Jeder auf seinem Deckchen, das sind sie so gewohnt. Die Deckchen haben wir mit und die Freßnäpfe auch. Es geht alles wie am Schnürchen.«
    Kretzschmer kratzte sich den Kopf: »Ja — ja, natürlich.« Ich nahm ihn um die Schulter und drehte ihn in Richtung Lokal: »Ja, das ist schlimm mit der schlechten Saison. Aber sehen Sie, was tut Gott? Er schickt Ihnen den guten alten Bentz mit der Mama — eventuell sogar für ‘ne ganze Weile. Dauergäste — Dauerkunden — kleines Pflästerchen für das arme Gastwirtsherz — haha! Wie geht’s Ihrer Frau?«
    »Danke, danke.«
    »Und die kleine Elsbeth?«
    »Ich hab’ doch nur ‘nen Sohn, den Viktor.«
    »Richtig — Viktor. Was machen seine Mandeln?«
    »Mandeln? Er hat sich das Bein gebrochen, beim Schiläufen.«
    »Richtig, richtig — alles in Ordnung? Na, ist ja fein!«

2

    Ich erwachte davon, daß ein Huhn vor meinem Fenster eine lange Geschichte erzählte. Gaakgaakgaakgaak — Gök (Pause). Dann ganz schnell und in höchster Aufregung: Gückgückgückgückgöck — öhkeöhkeöhkeöhke — aaaoutüttütütütütütüt. Erst lachte ich und überlegte, worum es sich wohl handeln möge: dramatische Schilderung eines Regenwurmfanges oder Beschreibung des letztgehabten Eierlegens? Als ihre Erzählung sich zum zehntenmal mit Variationen wiederholte, begann ich diese hysterische Person zu verwünschen. Nach dem zwanzigstenmal war ich für einen Hühnermord reif. Ich stand auf und legte mich aus dem Fenster.
    »Wirst du wohl!« zischte ich, um die Mama nebenan nicht zu wecken. Die Person legte kokett den Kopf schief: Gökökökök?
    »Hältst du den Schnabel, Sauvieh?« (Alles gezischt.) Hinter mir war ein Geräusch. Peters Decke bewegte sich. Ein Affenkopf sah mich fragend an und riß dann sein Maul auf. »Du schläfst schön weiter, verstanden?« sagte ich, kniete mich neben ihn und zog ihm die Decke wieder über die Augen. Dafür war Weffi jetzt unter seiner Decke hoch. Er wollte sie abschütteln, was ihm aber nicht gelang, und wandelte blind mit langer Schleppe durch die Gegend, bis er an das Bett stieß. Ehe er wußte, wie ihm geschah, hatte er einen Klaps weg und lag wieder in seinem Winkel. Der Dicke, der ohne Decke als Flunder auf den blanken Holzdielen lag, zog nur die lila Schlafhaut vom Auge und warf mir einen ernsten Blick zu.
    Gökökökökököküüüüüüüüüahaha

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