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Alle lieben Peter

Alle lieben Peter

Titel: Alle lieben Peter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G. Bentz
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wird, bei jeder Gelegenheit schreit, sich zwei Monate lang streicheln und füttern läßt und einem dann plötzlich in die Hand beißt. Wie man sieht — Hunde sind manchmal unheimlich menschlich.
    Zwei Drittel meines Trios, das dem Wagen entquoll, hatten jedoch zunächst keinerlei charakterliche Bedenken. Der Löwe attackierte sofort die Spitz-Mutter. Als sie schnappte, wich er keineswegs kavaliersmäßig zurück, sondern stellte die Ohren nach vorn und knurrte aus tiefster Brust. Sie wich verdutzt in den Hausflur aus, worauf er triumphierend das Bein am Pfosten hob. Weffi hatte sich an Spitz junior attackiert, der ihm stumm die Zähne zeigte. Weffi wedelte, ging zur Seite und besprang ihn dann. Spitz junior schrie wie eine hysterische Jungfer und sauste hinter der Mutter her in den Hausflur. Weffi ging an den Pfosten und hob ebenfalls das Bein. Nur Peter hatte sich um die beiden weißen Staubwedel überhaupt nicht gekümmert. Statt dessen war er außen herum auf den Hof gegangen. Als ich mich nach einer Weile nach ihm umsah, roch er dort ganz artig am Hauklotz. Er sah mich freundlich an und wedelte kurz: »Ganz ulkig. Aber wann fahren wir heim?«
    »Na, ist das nicht schön, Peterle?« fragte ich. »Sieh dir nur alles an!«
    Er stelzte auf einen dicken Puter zu. Der Puter sträubte das Gefieder und kam bullernd auf ihn zugerauscht. Er sah aus wie eine Kriegskogge mit geblähten Segeln. Seine Schwungfedern schlugen Staub aus dem Boden.
    Peter drehte ihm verachtungsvoll den Rücken, streifte mich mit einem traurigen Blick und drängte sich an mich, als ich wieder ins Haus ging.
    Drin hatte die Mama schon eingeräumt. Ihre Kleider hingen im Schrank, und auf der Kommode standen die Familienbilder: Frauchen in einem Stilkleid (auf dem letzten Faschingsball aufgenommen), die Bilder der Großeltern und ich als Schafsgesicht.
    »Erkundige dich doch mal«, sagte sie, »wo hier ein gewisses Örtchen ist.«
    Ich vertraute mich Theres an.
    Sie wies gegen den Hintergrund der Diele: »Durch die Tür da und dann links der nächste Raum.«
    Gefolgt von Peter öffnete ich die erste Tür — und stand im Kuhstall. Sechs Kühe und davor nur ein enger Gang. Sie steckten schnaubend die großen Köpfe vor, und eine zupfte mich vertraulich am Ärmel. Peter fletschte die Zähne und drängte sich an mein Knie.
    »Na na«, sagte ich, »die tun dir doch nichts. Das sind doch liebe, gute Tierchen, Kühchen — feine Kühchen. Ist das nicht großartig hier, Peterle? Wie das riecht!«
    Also erste Tür links. Es war eine Brettertür, die schief in den Angeln hing und kein Schloß hatte. Ich öffnete sie — und stand im Hühnerstall. Ein halbes Dutzend dicke Hennen brüteten in Kisten, und ein paar junge saßen aus unerfindlichen Gründen jetzt schon, am Tage, auf der Stange. Na, und? Da sah ich in der Wand eine muschelförmige Nische und dahinein gebaut einen Bretterthron mit Deckel. Ich holte tief Atem, kehrte um und berichtete der Mama.
    »Also du«, sagte ich, »dieses Örtchen, das ist allein die ganze Miete wert! Stell dir vor, du sitzt dort in einer muschelförmigen Nische, wie der Lorenzo de Medici von Michelangelo. Während der Sitzung kannst du dich mit den Hühnern unterhalten. Es sitzen immer ungefähr sechs Stück auf den Stangen. Abends mehr. Urgemütlich. Und im Winter sicher sehr warm, denn nebenan ist der Kuhstall. Durch den mußt du durch.«
    »Ausgeschlossen!« erklärte die Mama (sie hatte ihr Leben lang eine panische Furcht vor Kühen gehabt).
    »Also, jetzt sei nicht kindisch!« sagte ich.
    Sie sah mich kläglich wie ein kleines Kind an: »Dabei muß ich mal so dringend!«
    »Komm her, ich geb’ dir den Arm und bring dich bis zur Tür! Da hast du ja noch ein Stück Brot, nimm es mit und gib es den Kühen, damit sie dich kennen.«
    Unter dem Druck der Verhältnisse brachte ich sie auch dazu, den Kuhreigen fütternd zu passieren. Sie konnte schließlich sogar Schnuten streicheln und verschwand ganz getröstet.
    »Na?« fragte ich sie, als sie wiederkam.
    »Entsetzlich!« sagte sie. »Und im höchsten Grade genannt!«
    »Ach, du meinst die offene Tür? Die bringen wir gleich morgen in Ordnung.«
    »Die habe ich gar nicht bemerkt«, sagte sie, »aber während ich da war, sah der Bauer zum Fenster herein! Das Fenster scheinst du gar nicht gesehen zu haben!«
    »Na ja, auch nicht so schlimm. Schließlich müssen ja die armen Hühner irgendwo ‘rein und ‘raus.«
    Sie seufzte: »Ach Junge, Junge — na, ich werde mal deine

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