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Alle lieben Peter

Alle lieben Peter

Titel: Alle lieben Peter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G. Bentz
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von einem zum anderen, als wollten sie fragen: »Nur zwei Stück? Wo ist der dritte, das Frauchen?« Im übrigen begannen sie ihren neuen Lebenskreis auszubauen. Dabei blieb jeder genau in seinem Stil. Weffi hatte sich wieder so was Junges zum Spielen gesucht, ein sechs Wochen altes Kätzchen, das ihm auf den Rücken sprang und ihm am Bart zauste, wofür er es mit der Pfote umwerfen und hin und her kugeln durfte. Sie spielten auch viel an unserem Zaun. Sie saß dahinter, fuhr mit der Tatze zwischen den Maschen heraus und gab Ohrfeigen. Er tat so, als ob er es ernst nähme, und ging in die Kniebeuge und kläffte. Es war ein Heidenspaß.
    Cocki hatte sich an Kretzschmers Lux angeschlossen, und zwar wegen der dadurch abfallenden fetten Gasthofsknochen. Als geborener Opportunist hatte er dafür seine Diktatorinstinkte in Zahlung gegeben und Lux als den Stärkeren anerkannt. Ganz auf großer Hund machend, sah ich ihn mitunter im Gefolge von Lux geschäftig einherwatscheln. Er hechelte, denn er mußte für jeden Luxschritt auf seinen krummen Vorderbeinen mit den Gummikissen drei machen. Im Vorbeigehen warf er mir einen kurzen, ernsten Blick zu: »Du siehst, bin sehr beschäftigt!«
    Das Peterle hatte sich an den alten Kajetan angeschlossen. Ihr Treffpunkt war der Hof mit dem Hauklotz. Dort pflegte der alte Bauer nach der Arbeit zu hocken, an einer Deichsel zu schnitzen, die Sense zu schärfen oder eine Harke auszubessern. Ich beobachtete die beiden manchmal aus dem Fenster. Kajetan rauchte, seinem Harem entronnen, ein Pfeifchen, dessen Düfte ein Rhinozeros chloroformieren konnten. Peter stakste im Hof umher, schnüffelte unter der Scheune nach Ratten oder setzte sich auch einfach neben Kajetan, der ihm die eisgraue Locke kraulte und leise mit ihm redete. Das tat er übrigens nie mit seinen beiden eigenen Spitzen. Die waren ja auch nicht seine Hunde, sondern gehörten den Weibern, und was denen gehörte, gehörte nicht ihm.
    Es konnte geschehen, daß Peterle mich am Fenster bemerkte. Er sah kurz und vertrauend zu mir auf und wackelte einmal mit dem Schwänzchen, während die schwere braune Bauernhand merkwürdig zart über sein Köpfchen fuhr: »Du nimmst mir das doch nicht übel, nicht wahr? So ein netter Mann!«
    Mit Kajetan spielte er auch Stückchen. Er konnte es mit ihm, denn hier war kein Weffi, der ihn störte. Er zerrte sich die längsten Exemplare aus dem Reisighaufen vor dem Kuhstall, warf sie vor Kajetan hin und forderte ihn mit einem kurzen »Wuff!« zum Spielen auf. Und Kajetan warf den Stock unermüdlich. Sie spielten streng nach Komment, bis zum Ende. Das heißt, jedesmal, wenn Peter den Ast wiederbrachte, biß er erst ein Stück davon ab, bevor er ihn Kajetan zum neuen Wurf überließ. Er fetzte, knurrte und spuckte Rinde, bis schließlich nur noch ein ganz winziges, total besabbertes und aufgeweichtes Stück übrigblieb.
    Gewöhnlich hatte inzwischen der unfehlbare Sinn der Weiber wahrgenommen, daß der Vater mal einen Augenblick nicht mit nutzbringender Arbeit beschäftigt war. Man rief ihn. Der Schein auf seinem Gesicht erlosch. Er stand müde auf und ging hinein. Peterle sah ihm nach. Dann nahm er das Stockrestchen und vergrub es im Sand, indem er mit der Nase Erde darüber schob.
    Der einzige Schatten auf Peterles Paradies war der Puter, der bei jeder Gelegenheit, besonders aber beim Stockspiel, in klirrender Wut und mit aufgeblasenem Kehlsack auf ihn zurauschte. Peterchen pflegte, auf seinem Stock liegend, den Alten fragend anzusehen: »Könnte man diesen Idioten nicht auseinandernehmen?« Aber der Alte schüttelte den Kopf: »Nein, nein, pfui! Darfst du nicht!« Worauf Peterle schweigend seinen Stock nahm und einen Meter weiterrückte, während der Puter schwelgend vor Triumph mit starr geschlagenem Rad abdrehte und zu seinen Hennen zurückrauschte: »Dem habe ich’s wieder gegeben!«
    »Na, Mulleken«, sagte ich am Ende der ersten Woche, »geht’s denn nun einigermaßen?«
    Sie sah schon bedeutend besser aus, voller im Gesicht und etwas gebräunt. Sie strich mir über den Kopf: »Ja, Junge, es geht ganz gut.«

    Aber das war ein Irrtum. Es ging nicht gut. Und schließlich merkte ich, daß es gar nicht mehr ging. Dabei hatte ich mir alle Mühe gegeben und nicht unerhebliche Kapitalien investiert. Ich hatte dem Bauern seinen Lieblingstabak gekauft. Des ferneren war ich mit Theres im Kino gewesen und in die Kreisstadt zum Bauerntheater gefahren.
    Der Kern des Widerstandes jedoch, den ich nicht

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