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Alle lieben Peter

Alle lieben Peter

Titel: Alle lieben Peter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G. Bentz
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kamen zwei Beinsäulen in grauen Strümpfen, die wiederum über die Stiefelschäfte quollen, eine Wand von Rock, die sich über seinen Kopf nach vorn wölbte und von zwei mächtigen Busenhälften noch weiterhin überwallt wurde. Jetzt griff es nach ihm herunter, zwei weiche, fette Hände, die scheußlich nach Parfüm rochen. Er wurde an dem Bauch- und Busengebirge vorbei nach oben befördert und war nun Auge in Auge mit einem großen Menschengesicht, unter dem ein doppeltes Kinn hing. Jetzt kam der Mund auf ihn zu und küßte ihn auf die Stirn. Peter schloß betäubt die Augen.
    »Mein armes liebes Kerlchen!« sagte die Stimme und zitterte. »Du sollst bei mir eine neue Heimat haben! Bald wirst du all das Häßliche vergessen haben, das du durchmachen mußtest!«
    »Ich würde ihn erst mal ‘runtersetzen!« meinte die Stimme der Langen. »Ich glaube, er muß mal! Er hat ja seit neun Stunden nicht... Hier, in dem Brief von Hans steht alles — eine Art Gebrauchsanweisung, hat er gesagt!«
    »Haben Sie nochmals vielen Dank für alles«, erwiderte die andere Stimme. Dann wurde er wieder hinuntergesetzt, und es war höchste Zeit.
    Als er sein inneres Gleichgewicht wiederhergestellt hatte und die letzten Schleier der Betäubung wichen, war die Lange verschwunden. Er begann nach Herrchen Ausschau zu halten. Oder war man etwa zu Frauchen gefahren? Für irgend etwas mußte ja diese lange Fahrt und dieser dauernde Wechsel von Menschen gut sein. Das konnte doch nur bei seinen Göttern enden. Also, wo waren sie? Mal die Dicke fragen. Er richtete sich hoch, kratzte an der überhängenden Bauchwand und fügte ein freundliches Wedeln hinzu. Die Dicke hatte aber gerade keine Zeit zu antworten, denn es fuhr ein Auto vor und bremste. Wieder ein fremdes. Er wurde erneut hochgerissen: »Ach, mein Kerlchen, siehst du, du hast dich schon an mich gewöhnt, und du freust dich sogar schon! Na, paß mal auf, wie schön wir miteinander leben! Frauchen hat schon mal so ein liebes Hündchen gehabt, die liebe unvergeßliche Bella.«
    Frauchen! Er machte den Hals lang und riß die Augen auf, aber er sah keines.
    Wieder Autofahrt. Dieser Wagen und dieser Mann, das spürte Peter, fuhren nicht gut, nicht so gut wie Herrchen. Aber das war das kleinere Übel, und außerdem war ja alles ganz egal, denn am Ende dieser Fahrt mußte ja Herrchen stehen oder Frauchen oder alle beide. Er sah sie deutlich vor sich, wie sie sich mit ausgebreiteten Armen niederbeugten, und spannte schon seine Sehnen zum Freudentanz.
    Der Verkehr wurde weniger dicht. Eine lange Straße mit alten Bäumen rechts und links. Jetzt schon einige grüne Flecke. Die Häuser wichen von der Straße zurück und wurden kleiner. Alles war so ähnlich wie in der Straße, die hinausführte zum großen alten Haus. Sollte etwa alles wieder ganz gut werden? Vielleicht, daß gar Mathilde das Näpfchen hinstellte und vorher das Halsband abnahm: »Damit ‘s dir besser bekommt, mein kleiner Liebling!«
    Jetzt hielt der Wagen. Eine Villenstraße, ein eiserner Zaun, der auf Steinen stand. Die Steine rochen ganz interessant. Hinter dem Zaun war Wiese, eine überaus alberne Wiese, denn es war nur ganz kurzes Gras drauf und alles gleich hoch. In der Mitte von dieser Witzwiese stand ein nacktes kleines Menschenkind mit aufgeblasenen Backen. Aber es war aus Stein. Und hinten, unter einem Busch mit weißen Beeren, stand noch so was, ein Geschöpf, so hoch nur, wie er — Peter —, aber mit einer großen Zipfelmütze und einer dicken Nase. So eins hatte er überhaupt noch nicht gesehen. Es war bunt angemalt und auch aus Stein. Daneben waren zwei Stangen, auf denen bunte Glaskugeln steckten. Peter sah sich das alles mit schiefem Kopf und ratlosen Knuckelohren an, während das Gebirge noch mit dem Fahrer draußen sprach. Dann hob er das Bein und quittierte sowohl an der Putte wie an dem Zwerg. Hinter ihm knarrte die eiserne Gartentür: »Oh, oh, mein Kleiner, das dürfen wir aber nicht! Komm mal her — schnell ans Leinchen, immer schön auf dem Weg gehen, nicht wahr? Brave Hündchen gehen immer auf dem Weg.«
    »Sei schön artig«, verstand Peter, »dann mache ich auch die Tür für dich auf, und dahinter stehen Herrchen und Frauchen!«
    Es ging die Treppe hinauf. Er wedelte das Gebirge freundlich an, während es die Tür aufschloß. »Na ja, na ja, gleich, gleich«, sagte es über ihm wohlwollend. Diese Laute kannte er, das klang schon sehr nach Herrchen und Frauchen. Jetzt die Tür auf — er schoß

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