Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alle lieben Peter

Alle lieben Peter

Titel: Alle lieben Peter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G. Bentz
Vom Netzwerk:
hindurch in eine dunkle Flurschlucht. Es roch muffig. Rechts eine Tür: dahinter sicher! Er sprang hoch und drückte die Klinke nieder.
    »Nein, was du alles kannst!« sagte das Gebirge. Er schoß hinein: ein hohes, helles Zimmer. Unter dem Tisch durch, an den Wänden entlang, mit einem Sprung aufs Sofa, hinter das Sofa — nichts. Er roch am Schrank, er schaute darunter — wieder nichts. Hinaus in die Küche. Auf dem blanken Boden rutschte er aus und schlidderte bis vor ein Näpfchen mit frischem Schabefleisch. Sehr hübsch, würde man später... Aber wo waren sie denn? Wieder zurück, durch Flur und großes Zimmer. Im Nebenzimmer? Aber auch dort war kein vertrauter Geruch. Trotzdem hinein. Ein breites Bett, eine Kommode mit Häkeldeckchen. Er richtete sich daran hoch. Da war ja noch ein Hund: ein Dicker mit vorquellenden Augen. Täuschung — es war was Scheußliches, ein Gespenst! Es hockte unter einer Glasglocke, und ein ganz feiner Kampfergeruch kam unter dem Glas vor, so daß er niesen mußte. Wieder weg — da war noch eine Tür, er sprang sie auf: ein Thron und eine Badewanne. Entsetzlich! Herrchen — Frauchen — ja, wo waren sie denn? Er wandte sich um. Da war das Gebirge hinter ihm: »Na, sieh dir nur schön alles an, mein Kerlchen, gefällt’s dir?«
    Er richtete sich an dem Gebirge hoch, brannte seine Augen in diese blaßblauen Augen mit den Säcken darunter, die sich jetzt zu ihm niederneigten. Und dann fragte er sie, fragte sie ganz energisch: »Wuff? Wuff? Wo hast du meine Götter versteckt?«
    Er wurde wieder hochgehoben und an den Busen gedrückt: »Du bist aber lustig! Na, warte, wir gehen nachher aufs Gäßchen! Aber erst muß Frauchen noch ein Täßchen Kaffee trinken, und wir werden unser Fleischerchen essen.«
    Völliges Mißverständnis. Eine tiefe Hilflosigkeit überfiel ihn und die Ahnung der schrecklichen Wirklichkeit, daß dieser Weg nicht zu seihen Göttern führte, sondern weit weg, immer weiter in eine immer schrecklichere Ferne. Er zitterte.
    »Habe ich dich gedrückt, Kleiner?« fragte das Gebirge. »Das wollte ich nicht!« Er wurde wieder hingesetzt, und nun stand er da, mit hängenden Ohren, eingezogenem Schwänzchen und den Augen eines sterbenden Niggers.
    »Du hast sicher Hunger!« sagte das Gebirge. Es dröhnte in die Küche und rief ihn von dort. Traurig trabte er hinterher. Das Näpfchen wurde ihm hingeschoben, ein anderes mit Wasser daneben. Vor dem Fleisch zog er angewidert das Näschen kraus, das Wasser soff er gierig.
    »Keinen Appetit, Liebling?« fragte das Gebirge. »Wirst noch zu aufgeregt sein, wir gehen erst mal ‘rein zum Kaffee!«
    Kaffee? Das verstand er. Aber jetzt Kaffee? Sein untrüglicher Zeitsinn sagte ihm, daß das albern sei. Draußen erlosch ja schon der letzte Schein. Höchste Zeit, daß man die Götter fand! Vielleicht standen sie vor dem Zaun? Er sprang auf das Sofa und stellte die Vorderfüßchen auf das Fensterbrett.
    »Oh, oh!« sagte das Gebirge. »Das gibt’s aber nicht!« Er wurde hochgehoben, ein rundes Kissen aus schwarzem Samt wurde mit dem dicken Fuß vorwärts geschoben, er draufgesetzt und gestreichelt: »Hier, das ist dein Kißchen!«
    Er sah auf. Die blaßblauen Augen waren jetzt ziemlich hart. Also Vorsicht! Er roch an dem Kissen. Es stank nach Mottenpulver. Aber was sollte man machen? Es war ja auch alles ganz egal. Er drehte sich ein paarmal um sich selbst und legte sich dann hin, die Hinterläufe angezogen, die Vorderbeine herunterhängend, den Kopf drauf. Sprungbereit für die Sekunde, da es losging. Das Gebirge saß jetzt am Tisch, hob die Tasse zum Mund und schob dann ein großes Stück Kuchen nach. Alles ging unerträglich langsam. Jetzt brach sie ein Stück Kuchen ab und hielt es ihm hin: »Hier, mein kleines Reh, möchtest du nicht?« Er stand auf, roch an dem Kuchen, ging traurig wieder auf das Kissen und starrte sie von dort aus an.
    »So klug bist du!« sagte das Gebirge. »Wir werden uns sicher vertragen.«
    Und dann, nach einer Ewigkeit, als der Kuchen verschwunden war, stand sie auf und griff nach der Leine. Er tänzelte um sie herum, so daß es eine ganze Zeit dauerte, bis sie den Karabinerhaken durch die Öse bekam. Dann zerrte er sie los, daß sie fast hinfiel.
    »Na, na«, keuchte sie glücklich, »du hast ja Kräfte! Später darfst du nicht mehr zerren, sondern mußt hübsch bei Fuß gehen. Das wirst du alles noch lernen!«
    Er zerrte sie hinter sich her durch den Garten. Dort würde man ihn sicher loslassen. Aber

Weitere Kostenlose Bücher