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Alle lieben Peter

Alle lieben Peter

Titel: Alle lieben Peter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G. Bentz
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er wurde nicht losgemacht, und es waren auch kein Herrchen und kein Frauchen da. Der Wind des späten September pfiff die Straßen entlang. Es lagen schon viele welke Blätter im Rinnstein. Er registrierte flüchtig die Eindrücke, quittierte einige, die ihm gefielen, und ging schließlich in die Knie. Als es geschehen war und er dachte, daß es nun richtig losgehe, wurde er wieder ins Haus zurückgezogen.
    »So, das war aber ein feiner Spaziergang!« sagte das Gebirge. »Nun gehen wir auf unser Kißchen und unter unser Deckchen, und dann schlafen wir schön, und morgen machen wir einen großen Spaziergang.«
    Sie brachte ihn in die Küche und legte ihn wieder auf diesen albernen Mottensamt. Wenigstens war sein altes Deckchen über ihm und sein eigener vertrauter Geruch um ihn. Es roch sogar nach Cocki, der sich ab und zu auf Peters Decke fläzte, um ihm zu zeigen, daß ihm auch die gehörte, wie alles andere. Cocki — wo bist du? — Und Weffchen? Wo seid ihr — Herrchen, Frauchen? Seid ihr denn alle untergegangen? Bin ich denn ganz allein? Was soll aus mir werden? Gibt es denn niemanden, der mir hilft? Man kann mich doch nicht vergessen — man kann doch nicht!
    Er lag auf dem Kissen, den Kopf aus der Decke vorgestreckt, mit riesengroßen Augen und starrte auf das Küchenfenster. Draußen bewegte der Nachtwind die Zweige. Die Luft, die er durch die Fensterritzen blies, war fremd mit einem seltsamen salzigen Hauch darin. Das Ganze hier war ein schrecklicher Irrtum. Man mußte hier ‘raus. Aber man mußte es vorsichtig anfangen. Er wimmerte leise vor sich hin. Schließlich, nach langer Zeit, begann sein Bewußtsein zu wandern. Wum — wum — wum — da war es ja wieder, das große Turbinenherz, das durch das stille Haus schlug. Und drüben im Bett Herrchen. Er wälzte sich knarrend und hustend auf die andere Seite.

7

    Langsam tauchte Peter aus den Tiefen des Schlafes. Warum war denn der Dicke so still? Gar kein Schnarchen?
    Ach so. Da lag er ja in der Küche, auf diesem albernen Kissen. Kein Herrchen ihm gegenüber im Bett. Kein Zollo, der schon lange auf war und ein fragendes Wuff gegen das Fenster schickte: »Kommt ihr nicht bald ‘raus zum Spielen?«
    Statt dessen Linoleum, Kacheln, Metall, ein Wasserbecken, in das ab und zu ein kümmerlicher Tropfen fiel. Das Schälchen mit Wasser neben dem Herd. Er soff es aus. Dann merkte er, daß er es eilig hatte, sprang hoch und klinkte sich die Tür auf. Er schnupperte im Flur herum. Da, hinter dieser Tür lag die Treppe, der Weg ins Freie, den man nur lange genug zu laufen brauchte, um wieder bei Herrchen zu sein und um zunächst mal Verschiedenes verrichten zu können. Aber um diese Tür aufzumachen, brauchte man das Menschengebirge, das hinter der anderen Tür dort herumrumorte. Er sprang hoch und klinkte auch diese Tür auf.
    »Ei, wer kommt denn da?« fragte Tante Helene. »Guten Morgen, mein Herr, schön geschlafen?«
    Peter wedelte verbindlich und setzte die Vorderpfoten geziert übereinander, als er auf sie zuschritt. Sie klopfte ihn: »Frauchen macht gleich Frühstück.«
    Frauchen? Er drehte sich um und zog sie mit dem Kopf gegen den Flur. Sie begriff nicht. Er trabte wieder zurück und überwand sich sogar, ihre Hand zu lecken. Dann wieder in den Flur. Sie kam verwundert nach: »Was willst du denn? Was hast du denn da?«
    Er kratzte an der Ausgangstür. Sie seufzte: »Ach so — na, da müssen wir wohl erst mal! Aber vorher muß ich mich anziehen, es ist schon kühl draußen und neblig, es kommt bald der Winter, Peterchen, und jetzt ist schon Herbst. Der ist traurig, weil es soviel Nebel gibt und die Blätter abfallen und immer alles feucht ist. Aber wir beide sind ja jetzt beisammen, nicht wahr? Ich habe ja wieder ein kleines Hündchen, einen kleinen Freund habe ich, einen kleinen Kavalier! So — jetzt noch die Jacke an und dann hier die Leine —, komm her, zurechtgemacht wird nachher, jetzt erst mal das Halsband — na, schön Stillstehen —, so, dann wollen wir mal!«
    Es ging über den Kies auf die Straße. Wann kam denn nun der Augenblick, in dem er losgehakt wurde? Dieser Augenblick kam aber nicht, und man mußte froh sein, wenn man mit dem Nötigsten zu Rande kam. Sollte er es auf neckisch versuchen? So, wie es Weffi machte? Er begann in die Leine zu beißen und zu zerren.
    »Laß das, Peter«, sagte die Stimme streng, »das macht mich nervös.«
    Er ließ sofort die Leine los und trottete mit gesenktem Köpfchen neben ihr her. Seine Ohren

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