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Alle lieben Peter

Alle lieben Peter

Titel: Alle lieben Peter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G. Bentz
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wippten traurig. Dann ging er in die Kniebeuge. Kaum hatte er sein Geschäftchen erledigt, da ging’s schon wieder heim. Vor dem Hause gab es ein kurzes Zwischenspiel. Ein kleineres Gebirge, ganz in schwarze Tücher gewickelt und mit einer schwarzen Pudelhündin an der Leine, begegnete dem eigenen Gebirge, und beide blieben voreinander stehen:
    »Na, wie geht’s denn, Frau Kapitän?« fragte Tante Helene.
    »Na, man geht so eben längs durchs Leben, Frau Amtsrat.«
    Tante Helene seufzte: »Tja, so plötzlich allein. — Ich habe das auch durchgemacht.« Sie sah auf die Pudelhündin herunter: »Was hat sie denn, die Asta, die is’ ja man ganz elend?«
    Jetzt seufzte die Frau Kapitän: »Tja, wir hatten so große Sorge mit ihr. Als der Kapitän gestorben war, hat sie immer am Zimmer gekratzt, wo er aufgebahrt war, und schließlich haben wir sie ‘reingelassen. Da ist sie man aufs Totenbett gesprungen und war da nicht wegzubringen. Und wie wir denn mal den guten Ludwig beigesetzt hatten, da ist sie immer im Zimmer ‘rumgelaufen und hat ihn in allen Ecken gesucht. Und dann ist sie immer zu mir gekommen und hat mich angesehen. Angesehen — Frau Amtsrat, daß mir man immer die Tränen bloß ‘runtergelaufen sind! Und gefressen hat sie gar nix, und denn hat sie angefangen, sich das Fell auszureißen, bis es ganz blutig drunter war. Da sagt man immer: >Einer frißt sich vor Kummer auf< und denkt, es ist man nur so ‘ne Redensart. Die Asta hat’s wirklich versucht. Da haben wir den Arzt geholt, und der hat ihr ‘ne Spritze gegeben. Da hat sie zwei Tage geschlafen. >Sie muß über den Schock weg<, hat der Arzt gesagt. Als sie aufgewacht war, da hat sie dann ganz langsam angefangen wieder zu fressen, na, und jetzt geht’s wieder.«
    »Aber das ist ja erschütternd, Frau Kapitän«, sagte Tante Helene und schluckte. »Ich hab’ ja gar nicht gewußt, daß das so schlimm war!«
    »Ja, das war wohl schlimm«, sagte Frau Kapitän. Sie faßte Peter ins Auge: »Was ist denn das? Ist das Ihrer?«
    »Meiner? Hm — na, nicht genau. Der ist von meinem Neffen, dem Schriftsteller. Peter heißt er.«
    »Wer, der Neffe?« fragte die Frau Kapitän.
    »Nein, der Hund. Ich hab’ ihn in Pension. Aber — vielleicht bleibt’s dabei.«
    Peter beschnupperte derweilen Asta. Sie hatte kleine, fette Kringellöckchen, ähnliche Augen wie er selbst, ein starres Bärtchen rechts und links von der Schnauze und eine ganz hohe Tolle. Im übrigen machte sie furchtbar auf tugendhaft und schnappte nach seiner Schnauze, wenn er ihr zu nahe kam. Er wich aus, rollte galant die Augen und hielt ihr schließlich das Hinterteil hin. Sie legte sich auf den Bauch, wedelte und bellte ermunternd.
    »Hübsch is’ er nich’«, sagte die Frau Kapitän, »büschen ruppig, noch?«
    Tante Helene schniefte indigniert: »Er is’ man noch nicht gekämmt. Aber sehr artig ist er!«
    Peter hatte inzwischen die Besichtigung des Vorderteils von Asta beendet und ging nun zum Hinterteil über. Asta drängte sich an Frauchen und zeigte ihm die Zähne.
    »Ja«, sagte Frau Kapitän, »die is’ man grantig! Aber in zwei Wochen wird sie heiß, da müssen wir uns vorsehen!«
    »Ich pass’ schon auf. — Na, denn schön’ guten Morgen, Frau Kapitän!«
    »Guten Morgen, Frau Amtsrat!«
    Asta sah sich im Abtraben noch einmal nach Peterle um. »Jetzt könnten wir vielleicht doch ‘n bißchen miteinander spielen«, sagte ihr Blick. »Dummes Frauenzimmer!«
    Oben beim Frühstück bekam er ein Schälchen mit Milch und aufgeweichten Bröckchen darin. Er schlabberte vorsichtig um diesen Schlamm herum und legte sich dann vor den Napf, den Kopf auf den Beinen.
    »Immer noch keinen Appetit?« fragte Tante Helene. »Na, das dauert drei Tage. Als ich damals nach Kissingen verreist war, weißt du, da mußte ich die arme Bella bei der guten Frau Zimt lassen, und die schrieb mir, daß die Bella auch drei Tage nichts gefressen hat, vor Kummer!« Sie seufzte: »Ja, so seid ihr, ihr kleinen Hündchen, viel besser als wir. Bei uns geht’s nicht so tief. Als der Kapitän, das Herrchen von der Asta, gestorben ist, vor zwei Wochen, da hat das Frauchen nachher im Restaurant nach dem Begräbnis ein großes Beefsteak mit Bratkartoffeln und Mischgemüse gegessen. Und hast du gehört, wie sie dich gleich schlechtgemacht hat? Eben erst eins draufbekommen und schon wieder giftig! >Ruppig, nöch?< Wer so ruppig ist wie die selber, die alte Krähe, sollte doch man ganz stille sein. Na, der Kapitän wird

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