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Alle lieben Peter

Alle lieben Peter

Titel: Alle lieben Peter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G. Bentz
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auch froh sein, daß er seine Ruhe hat. Ruppig! Du bist nicht ruppig, mein Peterle. Du bist schön. Und wenn’s keiner sieht — ich seh’s!« Peter wedelte matt, ohne den Kopf zu heben.
    Zum Mittag wurde ihm wieder das Schabefleisch vorgesetzt. Er verschmähte es abermals, richtete sich nur am Wasserbecken hoch, bekam ein Schälchen und soff es gierig aus. Plötzlich ein Wagen draußen. Er raste an Tante Helene vorbei, über den Flur ins Wohnzimmer, auf das verbotene Sofa am Fenster — Herrchen! Aber der Wagen fuhr vorbei. Er war auch gelb und klein und nicht schwarz und groß. Peter knickte zusammen, als habe man ihm plötzlich die Sehnen durchgeschnitten, kringelte sich und seufzte.
    »Nein, nein«, sagte die Stimme, »hier mußt du ‘runter, geh auf dein Kißchen!«
    Er kringelte sich auf dem Kissen zusammen und döste. Sie legte ihm sein Tennisbällchen hin. Er machte nur ein Auge auf, sah es traurig an und schloß wieder das Auge. Dann endlich wurde die Leine geholt.
    Diesmal ging es weiter, die Straße hinunter und den Wiesen zu. Er sah sie schon von weitem, und sein Herz schlug. Ununterbrochen redete es über ihm, mit der Geschwätzigkeit des einsamen Menschen.
    »Also, das ist das Postamt, Peter«, sagte die Stimme, »da werde ich abends einen Brief an Herrchen hinbringen und ihm schreiben, wie artig du bist!«
    Herrchen — durchfuhr es ihn wie ein Schlag. Er spitzelte die Ohren, wedelte und sprang an ihr hoch.
    »Vorsicht, Peterle«, keuchte sie glücklich, »mein Mantel! Mein Gott, Junge, kannst du springen!«
    Jetzt hatten die Häuser aufgehört, und die Wiese lag vor ihm. Sie sah zweifelnd zu ihm nieder: »Herrchen hat geschrieben, ich soll dich laufen lassen. Na, ob wir’s mal versuchen?« Sie bückte sich seufzend, wobei ihr Korsett bedrohlich knackte, und machte die Leine los. Im nächsten Augenblick war Peter weg und zehn Sekunden später nur noch ein schwarzer Punkt im Wiesengras. Endlich Freiheit!
    »Peter!« kam die Stimme hinter ihm her. »Kommst du schnell her — Peter!«
    Aber vor ihm war nur die Weite und unter ihm federnder Boden und Gras, das an seinen Flanken vorbeipfiff. Laufen, laufen, laufen. Er fand einen Bach, aus dem er soff. Dann weiter. Ein Stoppelfeld. Die Halme stachen in seine Pfötchen, aber er achtete nicht darauf. Da huschte eine Maus in ihr Loch. Er begann es auszugraben, sah sich um: Kam da nicht der Dicke, um ihn wegzudrängeln? Nein. Er grub weiter. Es roch immer stärker nach Maus. Hinter ihm waren Schritte. Es keuchte schwer, und dann war er wieder an der Leine.
    »Aber Peter, wie kannst du so was tun, wie konntest du Frauchen solche Angst einjagen! Und ganz schmutzig hast du dich gemacht. Sieh mal, wie deine Nase aussieht — und deine Pfoten.«
    Am nächsten Tag wurde er wieder nur an der Leine auf die Straße geführt und dann im Garten gelassen: »Herrchen hat mir geschrieben«, erklärte die Stimme über ihm streng, »daß du im eigenen Gärtchen nichts erledigst! Ich vertraue auf dich, Peter!«
    Er sah mit eingezogenem Schwänzchen zu ihr auf. Sie nahm sein Bällchen aus der Tasche: »Na — nu spiel mal ‘n bißchen, mein Kleiner!«
    Er nahm gehorsam das Bällchen und kauerte sich davor hin. Sie ging ins Haus. Er wartete ein paar Augenblicke, bis die Luft rein war, und begann dann den Garten zu untersuchen. Vorn waren Steine und darauf das eiserne Gitter. Das ging nicht. Da, die Tür! Er sprang hoch und drückte die Klinke nieder. Aber die Tür ging trotzdem nicht auf. Abgeschlossen! Wie war’s denn da an der Seite, da war nur ein geflochtener Zaun? Er drückte das Näschen dagegen. Der Zaun war nicht in der Erde verankert. Na, dann mal los! Im Fenster erschien ein Kopf: »Peter, was machst du?«
    Er kam zum Fenster, wedelte und legte sich neben seinen Ball.
    »Gut, mein Kerlchen!« sagte die Stimme, und der Kopf verschwand. Wie eine Katze schlich er sich wieder an den Drahtzaun und begann zu scharren. Seine Pfoten flogen. Nach fünf Minuten konnte er sich unter dem Zaun durchquetschen und stand im Nebengarten. Der war auch so mit Kies und Gras. Aber da — die Tür war offen! Wie ein Blitz war er durch, die Straße hinunter, um die Ecke — ins Feld. Und da im Feld, irgendwo, mußte ja die Spur von Herrchen sein. Vielleicht auch die von Cocki oder Weffi, aber die würden ihn ja auch zu Herrchen führen. Er begann methodisch zu suchen, immer im Kreis herum. Jedesmal schlug er den Kreis weiter, auf diese Weise mußte er die Spur erwischen. Da war die

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