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'Alle meine Kinder'

'Alle meine Kinder'

Titel: 'Alle meine Kinder' Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Fay Greene
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entgegenstreckten.
    Wenn ihre Kinder für sich das Recht in Anspruch nahmen, von reichen Vätern und eleganten Müttern und Fahrrädern und Basketballspielen in Amerika zu träumen, warum sollte sie sich dann nicht einen Augenblick lang vorstellen dürfen, dass sie zu den gehobenen gesellschaftlichen Kreisen ihres Landes gehörte?

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    Aids gewann an Aufmerksamkeit. Musiker und Filmstars engagierten sich für das Thema. Es stand an vorderster Stelle auf der Tagesordnung der Kampagne »Make Poverty History«, die Gerechtigkeit für die Armen dieser Welt forderte. Im Juli 2005 fand im schottischen Gleneagles der G8-Gipfel statt. Premierminister Tony Blair versprach, dass es bei diesem Gipfel vorrangig um Afrika und den Klimawandel gehen würde. Vor der Konferenz fanden unter der Schirmherrschaft der Rockstars Bono und Sir Bob Geldof weltweit Live-8-Popkonzerte auf eigens errichteten Bühnen an Orten wie dem Hyde Park in London, Schloss Versailles bei Paris, dem Circus Maximus in Rom, dem Museum of Art in Philadelphia; vor der Siegessäule in Berlin, dem Park Place im kanadischen Barrie, vor der Makuhari Messe in Tokio, dem Roten Platz in Moskau, dem Mary Fitzgerald Square in Johannesburg und dem Murrayfield Stadion in Edinburgh statt. Drei Milliarden Zuschauer (so hieß es) schalteten ihren Fernseher ein, um die Auftritte von Stars wie Paul McCartney, Stevie Wonder, Kanye West, Madonna, U2 und Sting zu verfolgen. Hinter den Künstlern flackerten die Bilder von armen Afrikanern über Leinwände.
    Die Regierungschefs der G8-Staaten versprachen, die Hilfe für Afrika bis 2010 zu verdoppeln und 18 armen Ländern ihre Schulden zu erlassen, in Hinblick auf eine verbesserte Handelspolitik wurden jedoch nur minimale Fortschritte erzielt. Was die Regierungschefs versprachen, war, auf einen allgemeinen Zugang zu antiretroviralen Medikamenten bis 2010 hinzuarbeiten.
    Jene, die konkret mit dem Problem zu tun hatten, beeindruckten die beflissene Zurschaustellung von Besorgnis und die Selbstbeweihräucherung nicht besonders. 1970 hatte die Vollversammlung der Vereinten Nationen beschlossen, dass die reichen Nationen 0,7 Prozent ihres Bruttosozialprodukts (BSP) armen Ländern als Entwicklungshilfe zukommen lassen sollten. Dieser Beschluss gründete nicht einfach nur auf einem Gefühl der moralischen Verpflichtung, sondern auch auf der Erkenntnis, dass zwischen dem Reichtum in der nördlichen Hemisphäre und der Armut in der südlichen ein Zusammenhang bestand; insbesondere Afrika war jahrhundertelang von den Mächtigen der Welt ausgeplündert worden, ohne dass diese einen Gedanken daran verschwendet hatten, welches Durcheinander, welche Tragödien und welche Not sie damit verursachten. Die Erhebung eines Entwicklungshilfebeitrags in Höhe von 0,7 Prozent des BSP sollte bis spätestens Mitte der 1970er-Jahre erfolgt sein.
    1992 einigten sich die reichen Länder erneut auf 0,7 Prozent des BSP als Entwicklungshilfe. Im Jahr 2015 (das Jahr, in dem man die derzeitigen Millenniums-Entwicklungsziele der Vereinten Nationen verwirklicht zu haben hofft) sollte der ursprüngliche Beschluss seit 40 Jahren umgesetzt sein.
    Viele Amerikaner sind der Ansicht, dass die US-Regierung tut, was sie kann, um Leid, Hunger und Krankheit in der Welt zu lindern (und viele Privatleute, Privatunternehmen, NGOs und Vertreter des öffentlichen Gesundheitswesens aus den Vereinigten Staaten tun tatsächlich, was sie können). Es ist jedoch ein weit verbreiteter Irrtum, dass die Vereinigten Staaten als Nation einen der ersten Plätze unter den Wohltätern der Welt einnehmen. Meinungsumfragen in Amerika zeigen, dass Kürzungen der Auslandshilfe mehr Befürworter haben als Erhöhungen (31 Prozent gegenüber 17 Prozent), während eine Mehrheit dafür ist, das Budget für Hilfsleistungen auf dem derzeitigen Stand zu belassen. 127
    In absoluten Zahlen gerechnet, sind die Vereinigten Staaten tatsächlich der größte Geber; in Prozent des BSP gemessen, ist der amerikanische Beitrag allerdings eher dürftig.
    Darüber hinaus ist die sogenannte Hilfe für das Geberland oft von größerem Nutzen als für die empfangende Nation. »Entwicklungshilfe ist häufig von einem zweifelhaften Wert«, heißt es in einem Bericht des Global Policy Forum vom August 2005. »In vielen Fällen dient die Hilfe in erster Linie den strategischen und wirtschaftlichen Interessen der Geberländer […] oder sie dient dem Nutzen einflussreicher einheimischer Interessengruppen. Leistungen, denen

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