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Alle meine Schuhe

Alle meine Schuhe

Titel: Alle meine Schuhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hepburn Lucy
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Informationen mailen. Gute Reise, meine Kleine.«

12. Kapitel

    D er Zettel lag ausgebreitet neben ihr auf dem Beifahrersitz: »Mrs Nuala McCarthy, Burren Lodge, Ballyvaughan, Co. Clare, Irland.«
    Was für eine hübsche Adresse, dachte Amy, während sie mit dem kleinen silberfarbenen Mietwagen vom Shannon Airport aus nach Norden fuhr, durch die raue Landschaft der Grafschaft Clare im Westen Irlands. Am Himmel braute sich ein Unwetter zusammen. Dunkle Wolken verdüsterten die unbewohnten Hänge, die sie umgaben, während sie sich auf immer engeren Straßen fortbewegte. Wie konnte man für eine derart kurze Entfernung so lange brauchen? Es schien, als hätten die Erbauer der Straße versucht, die Ruhe irgendeines Felsens oder Hügels nicht zu stören.
    Als sie den Wagen vor einem Hinweisschild stoppte, kam es ihr vor, als sei sie bereits Stunden unterwegs. Beide Richtungen führten nach Ballyvaughan. Amy schaltete den Motor ab und blickte finster auf diesen heimtückischen Wegweiser.
    Was nun?
    Sie griff nach der Landkarte, die die Autovermietung fürsorglich im Handschuhfach deponiert hatte, und versuchte sich in dem komplexen Netz kleiner Straßen, die alle gleich aussahen, zurechtzufinden. Amy starrte auf die Karte, bis sie Kopfschmerzen bekam, und wusste immer noch nicht, wo genau sie war.
    Ich bin mitten in der Wildnis Irlands, ich bin verloren und ich bin allein. Wessen Idee war das noch mal?
    Und weit und breit gab es niemanden, den sie um Hilfe bitten konnte. Während ihr Mut sank, startete sie den Motor und murmelte: »Verdammter Mist!« Dann bog sie nach links ab, weil in dieser Richtung zumindest hier und da ein paar weiß getünchte Häuser in den Hügeln verstreut lagen. Würde man ans Ende der Welt fahren wollen, hätte man nach rechts abbiegen müssen – so trostlos sah die Landschaft aus.
    Nachdem sie etwa zwanzig weitere Minuten durch die Landschaft gekurvt war, erreichte Amy erleichtert eine Kleinstadt. Überrascht stellte sie fest, wie geschäftig es hier zuging. PKWs, Jeeps und Traktoren parkten auf beiden Seiten der Hauptstraße. Die Laternenmasten waren bis zu einem hübschen Platz im Ortskern mit gelben und grünen Flaggen geschmückt. Der Anblick so vieler menschlicher Wesen besserte Amys Laune sofort. Während sie sich in ihrem Auto durch das dichte Getümmel schob und gelegentlich anhalten musste, weil Menschengruppen direkt vor ihr vom Bürgersteig auf die Straße liefen, grüßte Amy jedes Mal vergnügt zurück, wenn jemand zu ihr ins Wageninnere spähte und ihr freundlich zuwinkte.
    Aber inmitten dieser unerwarteten Fröhlichkeit vergaß sie, auf die Straßenschilder zu achten, und bevor sie sich versah, war sie in dem Gedränge völlig eingekeilt und bewegte sich im Schneckentempo in Richtung Ortskern.
    Was zur Hölle war hier los?
    Die Hüte und Schals lieferten ihr einen Anhaltspunkt. Manche Leute trugen rotweiße, andere blaue und alle bewegten sich in die gleiche Richtung. Amy vermutete, dass irgendein Sportevent stattfinden sollte. Und wenn sie nicht die verbleibende Zeit bis zu ihrem Weiterflug komplett vergeuden wollte, dann musste sie umdrehen.
    Aber es gab keine Möglichkeit, das Auto zu wenden – außer mithilfe eines Hubschraubers und einer Seilwinde. Der Wagen hinter ihr, vollgestopft mit bulligen Sportfans, fuhr beunruhigend dicht auf. Amy war klar, dass sie mit lautstarkem Gehupe oder Schlimmeren rechnen musste, wenn sie jetzt blinkte, um zu wenden.
    Und tatsächlich – nachdem sie nur zögernd weiterfuhr, ertönte hinter ihr lautes Gehupe. Nervös versuchte sie nach hinten zu schauen und zu winken, während sie gleichzeitig aufs Gaspedal trat und die Karte balancierte. Prompt hatte sie den Motor abgewürgt.
    »Nein!«, schrie Amy laut. »Komm schon, du blöde Kiste!«
    Ein energisches Klopfen an ihrem Seitenfenster ließ sie vor Schreck fast in Ohnmacht fallen. Amy drehte den Kopf und sah einen großen, dunkelhaarigen und ziemlich gut aussehenden Polizisten, der in ihr Auto spähte. Gott sei Dank – mein Retter in der Not. Oder zumindest jemand von der irischen Polizei.
    Amy kurbelte die Scheibe runter und musste sich beherrschen, den Polizisten nicht vor Erleichterung am Kragen zu packen und für einen festen dankbaren Kuss zu sich herunter zu ziehen.
    »Alles in Ordnung, Miss?«, fragte er mit einem schiefen Grinsen, das unverschämt sexy war.
    Amy errötete. »Nein, eigentlich nicht. Ich versuche, nach Ballyvaughan zu kommen, und jetzt halte ich den ganzen Verkehr

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