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Alle meine Schuhe

Alle meine Schuhe

Titel: Alle meine Schuhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hepburn Lucy
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Verkehr und die Menschenmassen im Auge. Sie kam sich vor wie ein Staatsmann in einem Tross von Limousinen – so exklusiv wurde sie von ihrem Polizisten vorbeigelenkt. Aber was auch immer zwischen ihnen war – sie hatte ihre Chance verspielt.
    Nachdenklich fuhr sie weitere zehn Minuten zu dem an der Küste gelegenen Ort Ballyvaughan. Sie nahm kaum Notiz von der beeindruckend schönen Landschaft, laut ihrer mäßig hilfreichen Karte bekannt als The Burren . Flache, an eine Mondlandschaft erinnernde Kalksteinberge, die sich grau vom grünen Heideland abhoben. Sie könnte genauso gut auf dem Jupiter sein. Ihr Verstand kämpfte mit der aufsteigenden Sorge, wie Mrs Nuala McCarthy sie wohl empfangen würde, und dem leisem Bedauern, dass sie zu dem charmanten Polizisten nicht ein bisschen netter gewesen war. Was hätte es schon schaden können, ein wenig Zeit mit ihm zu verbringen?
    Nein! Für solche Dinge ist in meinem Kopf momentan kein Platz. Dass Debbie nur so über ihn hergefallen wäre, steht fest …
    Nervös riss sie beim Fahren eine Tüte Chips auf. Während sie den Reiseproviant hinunterschlang, wurde ihr bewusst, dass sie seit Stunden nichts gegessen hatte. Und als sie sich die Krümel von ihrem engen schwarzen Pullover und dem grauen Rock strich, erreichte sie schließlich Ballyvaughan.
    Amy kurbelte die Scheibe herunter, um Luft zu schnappen. Der frische Meeresduft ließ sie tief durchatmen. An der Strandpromenade hielt sie an und versuchte, sich zu orientieren. Eine riesige Seemöwe kreischte sie wütend an, bevor sie mit dem Schnabel in eine weggeworfene Chipstüte neben dem Wagen pickte und dann in einer steilen, Chips-beschwerten Flugbahn über die Bucht abhob. Es waren nur sehr wenige Leute zu sehen. Ein paar alte Männer saßen auf einer weiß bekleckerten Bank im Schatten eines Denkmals, das traurig aufs Meer blickte, rauchten selbst gedrehte Zigaretten und philosophierten über Gott und die Welt.
    Und nun?
    Amy fischte die Karte heraus und suchte die grobe Zeichnung nach Anhaltspunkten ab. Nichts. Eine tiefe Hoffnungslosigkeit drohte, sich in ihr auszubreiten – es war wieder dieser Drang, die Reise abzubrechen, Jes anzurufen und nach Hause zu eilen. Seufzend schaute sie sich um und überlegte, wer wohl am nettesten zu ihr sein würde, wenn sie um Hilfe bat.
    Inzwischen kehrte die Möwe zurück und suchte nach weiteren Chips. Sie kreischte Amy dieses Mal noch wütender an und hockte sich auf ein kleines hölzernes Hinweisschild, das an einen Schiffspoller genagelt war. In Anbetracht des vertrockneten Vogeldrecks und der abgeknabberten Farbe schien die Möwe dieses eindeutig in Besitz genommen zu haben.
    Das Schild wies in Richtung einer kleinen Straße, die nach Süden führte, weg vom Hafen, einen grünen, knorrigen Hügel hinauf und weiter bis zum Horizont. Die Aufschrift ließ sich nur mühsam entziffern: »Burre L dge I mil...«
    Lächelnd ließ Amy den Motor wieder an. »Danke, Vögelchen, ich schulde dir was. Hat Jesminder dich vielleicht geschickt?«

13. Kapitel

    D ie Zufahrt zum Burren Lodge war vor lauter Fahrzeugen kaum zu erkennen – zwanzig oder dreißig davon parkten rund um ein riesiges Anwesen mit einer altmodischen weißen Veranda und mehreren baufälligen Nebengebäuden. Amy war ohnehin nervös, aber bei dem Anblick rutschte ihr das Herz in die Hose.
    Großartig. Ich platze mitten in eine Party hinein.
    Sie seufzte. Aber jetzt gab es kein Zurück mehr. Zumindest würde sie die Sache schnell erledigen können und wieder draußen sein. Mrs McCarthy hatte bestimmt genug damit zu tun, sich um ihre geladenen Gäste zu kümmern, da brauchte sie nicht noch Fremde. Auf dem angrenzenden Platz fand Amy eine Parklücke. Sie ging zu dem Haus und klopfte fest an die Eingangstür.
    Leises Stimmengewirr drang nach draußen, als die Tür geöffnet wurde – von einem Butler! Amy konnte sich ein »Huch« nicht verkneifen. Vor ihr stand ein etwa fünfzigjähriger Mann in einem altmodisch wirkenden, schwarzen Anzug. Er neigte leicht den Kopf und hielt ihr formvollendet die Tür auf, damit sie eintreten konnte.
    Was sollte eine Frau mit eigenem Butler dazu bewegen, Schuhe über eBay zu kaufen?
    Er wies mit dem Kopf in Richtung Eingangshalle. Amy war zu verwirrt, um etwas zu sagen und trat schweigend ein. Sie näherte sich dem Stimmengewirr und entspannte sich in der warmen Atmosphäre dieses holzgetäfelten Interieurs so weit, dass sie sogar ein kleines Lächeln zustande brachte.
    Das hier ist

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