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Alle meine Schuhe

Alle meine Schuhe

Titel: Alle meine Schuhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hepburn Lucy
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dankbar, dass du mir diese spottbilligen Flugtickets besorgt hast – habe ich das schon gesagt?«
    »Hast du, aber es ist schön, es noch einmal zu hören.« Jesminder lächelte.
    »Hör zu, Jes, es wäre gelogen, zu behaupten, ich sei momentan überglücklich, aber auf diese Weise kann ich Justin wenigstens zeigen, dass ich seine Gemeinheit nicht tatenlos hinnehme. So kann ich mich ablenken und ein bisschen was von der Welt sehen. Mum wäre bestimmt stolz auf mich.«
    »Das wäre sie ganz sicher«, nickte ihre Freundin.
    »Mit ihrem Beruf als Tänzerin ist sie durch die ganze Welt gereist. Sie hat immer gesagt, Reisen sei ein Privileg und keine lästige Pflicht. Daran versuche ich zu denken.« Amy hing ihren Gedanken nach, während Jesminder den Koffer Stück für Stück weiter vorschob, immer näher an den Beginn der Schlange heran.
    »Und du wirst deine Schuhe zurückbekommen.«
    »Bestimmt.« Amys Gesicht hellte sich auf. »Sag mal, Jes, Sanjay spielt doch samstags zusammen mit Justin Fußball?«
    Jesminder nickte. »Oh ja, garantiert. Mein Bruder ist ein Gewohnheitstier.«
    »Jes?«
    »Ja …«
    »Meinst du, du könntest …«
    »Ihn bitten, Justin ein bisschen zur Vernunft zu bringen, was dich angeht? Keine Sorge, Amy, ich bin dir meilenweit voraus. Mein Bruder hat quasi ein Skript, von dem er ablesen wird! Und denk dran, Debbie und ich sind in Gedanken immer bei dir, auf jedem Schritt deines Weges.«
    Jesminder begleitete Amy bis zum Sicherheitscheck. Als sie sich zum Abschied umarmten, mussten beide gegen die Tränen ankämpfen. Während Amy zusah, wie ihre Freundin in der Menge untertauchte, klingelte ihr Handy. Es war eine SMS von Debbie:
     
    Bon Voyage, du Teufelsbraten. Bring mir Colin Farrell zurück – Dbs xxx
     
     
    Die Abflughalle wimmelte vor unterschiedlichsten Reisenden. Amy kaufte sich eine Zeitschrift und fand ein verstecktes Plätzchen in einer Ecke. Sie hatte sich gerade hingesetzt und blätterte zu der Seite mit den Horoskopen – ihr üblicher Einstieg bei allen Zeitschriften -, als ihr Handy klingelte. Es war Sergei. Er rief aus Malaysia an, wo er gerade mit seinem Ballett auf Tournee war.
    »Was?«, stieß er überrascht hervor, als Amy ihm sagte, wo sie sich gerade befand.
    »In Gatwick. Auf dem Weg nach New York. Vorher mache ich einen Zwischenstopp am Shannon Airport in Irland, um, äh, eine Kleinigkeit zu erledigen.«
    »Amy, das musst du mir erklären.« Sie erzählte ihm die ganze Geschichte ausführlich. Schließlich hatte Amy noch mehr als eine Stunde Zeit, bis ihr Flug aufgerufen wurde, und außerdem konnte sie sich dadurch selbst noch einmal von der Richtigkeit ihres Vorhabens überzeugen.
    Sergei hörte zu, die meiste Zeit schweigend, unterbrach sie hier und da mit einem Seufzen oder überraschten Ausrufen und murmelte kaum hörbar Dinge wie »dieser Schwachkopf« oder »du Ärmste«, bis Amy ihn über den Stand der Dinge informiert hatte. Sie sah keine Notwendigkeit, ihm gegenüber etwas zu verheimlichen – schließlich war nichts davon Sergeis Schuld -, und je mehr sie ihm erzählte, desto mehr wollte sie ihm mitteilen: Es tat gut, sich einem wirklich erwachsenen Menschen anzuvertrauen.
    »Amy, meine Liebe«, sagte Sergei leise, nachdem sie geendet hatte, »ich werde im Geiste mit dir reisen, auf jedem Schritt deines Weges.«
    Amy war glücklich. Jesminder hatte genau das Gleiche gesagt. »Danke, Sergei, das bedeutet mir sehr viel.«
    »Und ich bestehe darauf, dass du in meinem Haus in den Hamptons wohnst – versprichst du mir das?«
    »Oh, Sergei, das ist schrecklich nett …«
    »Nein, nein, nett ist das nur, wenn du zustimmst! Ich wäre um einiges beruhigter, wenn ich wüsste, dass du einen – wie soll ich sagen? – Zufluchtsort hast, falls du ihn brauchst. Also abgemacht, ja? Sobald du in den Staaten eintriffst, wirst du als Erstes dort hinfahren, um es dir anzusehen, okay? Dort ist zurzeit niemand, aber ich habe eine Haushälterin, die ganz in der Nähe wohnt und dir die Schlüssel geben kann.«
    Fast sprachlos vor Dankbarkeit flüsterte Amy. »Ich danke dir vielmals. Ich nehme dein Angebot an.«
    Als Amy zur Boarding Anzeige hochsah, erschrak sie. Ihr Flug nach Shannon war bereits aufgerufen worden. Sie hatte tatsächlich über eine Stunde mit Sergei telefoniert. Amy sprang auf. »Ich muss los, sonst verpasse ich noch meinen Flug. Bis bald, Sergei, und nochmals danke. Du meldest dich doch, oder?«
    »Natürlich tue ich das. Ich werde dir alle nötigen

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