Alle meine Schuhe
Ausdruck, er schoss den Ball weg und griff wieder zu seinem Spaten.
»Ich habe eine Idee«, sagte Amy leise.
»Ich höre«, erwiderte Sophie.
Fünfundvierzig Minuten und einen Pfefferminztee später stand der Plan fest, und die nötigen Anrufe waren erledigt. Sophie machte einen Krug kühler Limonade und rief Tim und die Kinder hinein. Tim begrüßte Amy herzlich und nickte mit freundlicher Verwunderung, als Sophie den Grund von Amys Besuch schilderte.
»Du meine Güte, die Macht der Schuhe«, sagte er und schüttelte den Kopf. »Klingt so, als würden Sie eine schwere Zeit durchmachen. Tut mir leid.«
Aus irgendeinem Grund ließ seine Antwort Tränen in Amys Augen steigen. Dann, ganz plötzlich, wusste sie, warum.
Er klingt so wie mein Dad früher …
Gütig, zuverlässig, fürsorglich – Amy spürte, dass Tim viele der wunderbaren Eigenschaften ihres Vaters hatte.
Es war alles da, in diesen sanften Augen, der ungezwungenen Art. Einen Moment lang verspürte Amy einen vertrauten Stich des Bedauerns, als sie versuchte, ein deutliches Bild ihres Vaters heraufzubeschwören. Aber es war hoffnungslos. Er war vor ihrem geistigen Auge bereits verblasst, und es gab nichts, das sie dagegen tun konnte.
Sophie bat Tim, sich zu setzen. Amy sah ihr an, dass sie nervös war. Miranda und Petey setzten sich ebenfalls und schauten erwartungsvoll von einem Erwachsenen zum anderen. Plötzlich erkannte Amy, dass sie überflüssig war.
»Ach, du meine Güte, ist es schon so spät?«, rief sie und überrumpelte alle, indem sie aufsprang und in gespielter Panik mit den Armen herumfuchtelte. »Ich muss wirklich los!«
»Amy, das war ganz miserabel gespielt«, lachte Sophie. »Sie müssen nicht gehen. Im Gegenteil, warum bleiben Sie nicht zum Abendessen?«
Amy schüttelte den Kopf. »Nein, das ist sehr nett von Ihnen, aber ich sollte nach London zurück. Ich muss noch jede Menge packen für den Rest meiner Reise.«
»Sicher?« Sophie hievte sich auf die Füße.
»Ganz sicher, vielen Dank.« Sie ging zur Vordertür, gefolgt von Sophie und Tim.
»Oh! Die Schuhe! Ich hole sie Ihnen schnell. Warten Sie hier!« Sophie wandte sich in Richtung Treppe.
»Nein!« Amy ergriff sie am Arm. »Ich brauche sie nicht mehr – Sie behalten diese Schuhe. Sie … werden Ihnen mit Ihrem hübschen olivenfarbenen Teint so viel besser als mir stehen.«
»Amy, jetzt sagen Sie mir nicht, Sie seien den weiten Weg hergekommen, um festzustellen, dass Sie die Schuhe am Ende gar nicht zurückwollen? Das kaufe ich Ihnen nicht ab.«
»Das Ganze wird von Minute zu Minute rätselhafter«, murmelte Tim und legte seiner Frau die Hand auf die Schulter.
»Na ja, es ist offensichtlich, dass Sie die Schuhe momentan besser gebrauchen können als ich. Und es macht mich glücklich, zu wissen, dass sie ein wunderbares neues Zuhause haben, also … bitte, Sophie. Behalten Sie die Schuhe. Aber wir bleiben in Kontakt, einverstanden? Lassen Sie mich wissen, wie … wie es läuft!« Sie wies mit dem Kopf Richtung Tim, und Sophie kicherte.
Tim stemmte nun gespielt verärgert die Hände in die Hüften. »Okay, ihr zwei, heraus mit der Sprache.«
In dem Moment ertönte draußen eine laute Hupe, und ein dunkelgrüner Minivan kam hinter Amys Auto zum Stehen.
»Wow, das ging aber schnell. Er ist schon da!«, rief Amy.
»Das ist ein guter Anfang«, erwiderte Sophie.
» Wer ist da?«, fragte Tim. »Was geht hier vor?«
»Liebling, du findest einen kleinen Hinweis auf der Seitenwand des Vans«, sagte Sophie und wies nach draußen.
Tim runzelte die Stirn. » Trevor Gardening Services. Aber wir haben doch gar keinen Gärtner bestellt?«
Sophie nickte. » Wir nicht, ich schon.«
»Aber … warum?«
Sie hakte sich bei ihm ein. »Weil mir plötzlich klar wurde, dass ich dich momentan mehr brauche als die Zwiebelbeete, mein Schatz. Davon abgesehen, reden Miranda und Peter ständig von dem neuen Film im Kino. Warum gehen wir nicht alle gemeinsam hin, und zwar auf der Stelle?«
Amy war schon auf dem Weg zu ihrem Wagen und suchte in der Handtasche nach den Schlüsseln. Im Hintergrund hörte sie, wie Sophie Tim aufklärte.
»Ich habe dir noch nichts zum Hochzeitstag geschenkt, richtig? Nun, jetzt bekommst du etwas. Ich habe dir ein bisschen freie Zeit gekauft – Zeit für die Familie. « Sophie wendete sich zu Amy und rief ihr hinterher. »Auf Wiedersehen, Amy, und danke für alles.«
»Keine Ursache«, erwiderte Amy und machte dem Gärtner Platz, der gerade auf dem Weg
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