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Alle Menschen werden Schwestern

Alle Menschen werden Schwestern

Titel: Alle Menschen werden Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luise F. Pusch
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(Frauenkabarett), Kratzbürste (Nürnberger Frauenzeitung), das Marburger Weiberblatt und die Spinatwachtel (Frauenzeitung Marburg). Daß die Liste nicht komplett ist und sein kann, braucht wohl nicht betont zu werden.

6 Flora und Fauna

    6.1 Viele beleidigende Bezeichnungen für Frauen stammen aus dem Tierreich, vom flotten Käfer über die süße Biene oder süße Maus, kesse Motte, wilde Hummel bis zur dummen Gans, blöden Ziege, alten Kuh, falschen Schlange usw. usw. Auch die Frauenbewegung hat ein Herz für (weibliche) Tiere, bevorzugt allerdings mehr die giftigen und überhaupt wehrhaften, wie z. B. die Tarantel (Bielefelder Frauenzeitung) und die Wespe, veredelt zum Lesbenstich (Lesbenzeitung Berlin). Vor allem aber hat es einer echten Eva natürlich die Schlange angetan: Anna Konda (Frauenband), Hydra (Prostituiertengruppe Berlin), Schlangenbrut (Zeitschrift für feministische Theologie) und Kobra (Kölner Frauenzeitung) sind da ein paar Beispiele.
    Recht beliebt ist auch die Eule, da nicht nur feminin, sondern auch Symbol weiblicher Weisheit: Der Frauenbuchladen Lindau heißt Kleine Eule und eine Wuppertaler Zeitschrift Die Eule.

    6.2 Für die Pflanzen, die zu Namensmatronen auserkoren werden, gelten ähnliche Bedingungen wie für die Tiere:

    1. Der Name muß ein Femininum sein. Ahorn z. B. oder Löwenzahn, sicher sehr liebenswerte Pflanzen, sind dennoch unbrauchbar, weil Maskulina.
    2. Die Pflanze sollte möglichst giftig, zumindest aber sauer, stachelig oder scharf und beißend sein. Eben eine echte Xanthippe der Pflanzenwelt!

    Die Rose erfüllt zwar beide Bedingungen, d.h., sie ist sowohl feminin als auch dornig, aber sie kommt natürlich trotzdem wegen ihrer fragwürdigen Funktion in patriarchalischen Liebesritualen auf keinen Fall in Frage, im Gegensatz zur Limone (Werkstatt für Fotosatz und Gestaltung Berlin), Tollkirsche (Frauenzeitung Kassel), Pimpernella Paprika (Frauenrockband) oder Lila Distel (Zeitschrift). Ein Berliner Frauenverlag heißt Zitronenpresse und eine Frauenkneipe in Bremen Zizzania, was »Tanzende Zwiebel« bedeuten soll. Der einzige Name, der hier etwas aus der sauer-stachlichten Reihe tanzt, ist Mamas Pfirsiche (Münsteraner Literaturzeitschrift).
    Andere Bereiche der Natur als die Tier- und Pflanzenwelt stehen bei feministischen Taufen nur selten Patin. Eine Frauengesangsgruppe nennt sich Lapislazuli — sicher weniger der Natur als des schönen Klanges wegen. In Berlin gibt es seit kurzem eine Gruppe Wildwasser (Frauen, die als Kinder vergewaltigt wurden) — ein Name, der über die Probleme dieser Frauen nichts verrät und auch nichts verraten soll. Das Thema »Väter als Täter« ist — noch — ein äußerst schmerzhaftes Tabuthema.

7 EFA, IFPA, BIFF und PSIFF

    Feministische Akronyme sind oft genauso häßlich wie andere Akronyme. Wir konnten die Bezeichnung FFGZ noch nie ausstehen, aber da sie eine so lebenswichtige Sache meint (Feministisches Frauen-Gesundheitszentrum), haben wir uns schließlich daran gewöhnt, sogar daran, daß nach dem ersten FFGZ in Berlin alle weiteren den scheußlichen Namen erbten. Auch »das« BIFF (Beratung und Information für Frauen, Berlin) bekam Ableger mit dem Namen BIFF. Ob das PSIFF (Psychosoziale Initiative für Frauen, Berlin) und das LAZ (Lesbisches Aktionszentrum Berlin) auch wieder Kinder mit solchen Hundefutter-Namen bekamen, kann ich nicht sagen.
    Nachdem wir so das Unangenehmste hinter uns haben, kommen nun ein paar gelungenere Kreationen, gelungener, weil sie wenigstens mit a enden und so einem weiblichen Namen schon ähnlicher sehen:

    IFPA: Initiative Frauen-Presse-Agentur
    KOFRA: Kommunikationszentrum für Frauen zur Arbeitssituation
    OFRA: Organisation für die Sache der Frauen (Schweiz)
    INFRA: Informationsstelle für Frauen (Schweiz)
    LESTRA: Lesben Treff und Auskunft (Berlin)

    EFA (Emanzipation — Frauen — Argumente, Zeitschrift) und F.R. A.U. (Forum zur restlosen Abschaffung der Unterdrückung) sind meines Wissens in der Bundesrepublik die einzigen feministischen Akronyme, die etwas von dem Inhalt des abgekürzten Begriffs vermitteln, wenn auch auf wenig originelle Weise. Über den Fall FAD (Frauenaktion Dortmund) grübele ich noch: Ist das feministischer Galgenhumor, Zynismus — oder ist den Frauen gar nicht fad, haben sie die »FAD«heit einfach übersehen?
    Die österreichische Frauenzeitung AUF (Aktion unabhängiger Frauen) ist ein Beispiel für ein relativ gelungenes Akronym: Es hat einen anderen Sinn als

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