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Alle Menschen werden Schwestern

Alle Menschen werden Schwestern

Titel: Alle Menschen werden Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luise F. Pusch
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werden. Er disqualifiziert sich bereits durch dies eine Wort — gründlich und endgültig.

5 Im Osten auch nichts Neues

    Zum Schluß noch ein Beispiel zum Üben: Streichen Sie in dem folgenden Text 76 von Christian Wyss aus der Coop-Zeitung Nr. 6 vom 5. Febr. 1987 die Wörter, Satzteile und Sätze, in denen er Löschung, Fusion, Verharmlosung und Verdrehung praktiziert.
    [Tip für die richtige Lösung: Wenn Sie alles korrekt wegstreichen, ist der Text am Ende verschwunden.]

    Messingringe gegen Tigerbisse?
    Bei Den Padaung-Frauen In Burma. Bis zu zehn Kilogramm Messing schmiedeten die Padaung früher ihren Frauen um Hals, Beine und Arme. Heute leben noch ungefähr 1000 »Giraffenfrauen« mit diesem Schmuck. [...] Eine Legende besagt, daß die Padaung ihre Frauen mit Messingringen unattraktiv machen wollten, um sie so vor gefürchteten Sklavenhändlern retten zu können. In einer andern Überlieferung schützen die Ringe vor Tigerbissen. Inzwischen wird dieser Stammesbrauch, der Eleganz, Reichtum und Rang symbolisiert, nicht mehr angewendet.
    Close trägt ihren Schmuck mit Würde und Stolz. Damit hat sie aus der Not eine Tugend gemacht. Ihr Hals ragt rund 30 Zentimeter aus ihren Schultern. Was wie ein verlängerter Hals aussieht, ist in Wirklichkeit das Resultat der nach unten gedrückten Schlüsselbeine und Rippen.
    Heute leben noch ungefähr 1000 Padaung-Frauen mit dieser schweren Zierde. 1922 zählte man noch 8516.

    Meine Frage: Gibt es denn keine Tiger in , die die Padaung-Männer mal ordentlich beißt? Oder wenigstens diesen furchtbaren Reporter?

    1987-89

Frauen, Sprache und Aids

    Wohin mit dem Ding?
    (Emma- Schlagzeile, April 1987)

Vorbemerkung

    Die erste Fassung dieses Artikels habe ich im August 1987 unter großem Zeitdruck für Melitta Walters Sammelband Ach, wär’s doch nur ein böser Traum: Frauen und Aids (Freiburg: Kore Verlag) geschrieben. Es gab damals wegen Schlamperei der Post keine Gelegenheit zum Korrekturlesen; deshalb enthält jene Fassung einige sinnentstellende Fehler: Oft ist nicht zu erkennen, ob ich etwas selbst sage oder andere zitiere.
    Diese Neufassung finde ich besser; nicht nur sind Zitate als solche erkennbar, ich hatte auch etwas mehr Zeit.

1 Abgrenzung des Themas

    Das Thema dieses Aufsatzes liegt im Schnittpunkt der drei Großthemen »Frauen und Aids«, »Frauen und Sprache« und »Sprache und Aids«. Über »Frauen und Aids« orientiert frau sich am besten in Melitta Walters Buch. Die beiden anderen Problemkreise sollen zur Einführung kurz Umrissen werden.

1.1 Frauen und Sprache

    Die Literatur zu diesem international beforschten Thema, das mindestens so alt wie die Neue Frauenbewegung, also fast 20 Jahre, ist unübersehbar geworden — im doppelten Sinn des Wortes. Für den deutschen Sprachraum gibt es zur feministischen Linguistik drei Taschenbücher mit ausführlichen Bibliographien (Trömel-Plötz 1982, 1984 und Pusch 1984a). »Die feministische Linguistik fundiert und dokumentiert die sprachkritische, sprachschöpferische und sprachpolitische Arbeit der Frauen.« 77 Die Hauptkritik richtet sich gegen die Gleichsetzung von »Mensch« und »Mann« (vgl. engl. man , frz. homme, span, hombre, ital. uomo usw.) und gegen die Verheerungen, die diese Gleichsetzung in unserem Denken und Fühlen anrichtet. Der eigentümliche patriarchale Brauch, mit maskulinen Personenbezeichnungen wie etwa Partner je nach Belieben einmal nur Männer, dann aber wieder Frauen und Männer zu bezeichnen, führt gerade in der Aidsdiskussion zu hochgradiger Konfusion. Versuchen Sie einmal, das folgende Rätsel zu lösen: Sind mit den Wörtern Bundesbürger und Partner im folgenden Text Männer gemeint oder Männer und Frauen oder gar nur Frauen?

    82 Prozent der Bundesbürger [wissen], daß die Ansteckung mit dem Virus auch beim heterosexuellen Verkehr droht. [...]
    83 Prozent der Bundesbürger [...] würden selbst dann kein Kondom benutzen, wenn sie sich mit dem Virus angesteckt hätten, und nur zwei von drei Infizierten würden in dieser Situation ihrem Partner reinen Wein einschenken. 78

    Hier muß sich doch die aufmerksame Leserin fragen: »Wie kann das angehen — können denn 83 Prozent der Bundesbürger überhaupt ein Kondom benutzen?« Oder nehmen wir folgende Erkenntnis:

    Sex an sich überträgt ja kein Aids, dazu bedarf es eines Infizierten. 79

    Überträgt eine Infizierte kein Aids? Oder sollen mit dem Maskulinum wieder beide Geschlechter gemeint sein? Aids ist rätselhaft genug,

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